Und jetzt lass uns tanzen - Karine Lambert

  • So soll(te) es sein.........


    ...........das Leben im Alter.
    Man sollte einen Partner haben, den man liebt und mit dem man die letzten Jahre genießen kann, soweit es eben möglich ist.
    Die Realität sieht leider oft anders aus.


    Von daher habe ich mich sehr mit Marguerite und Marcel gefreut. Die beiden durften sich kennen- und lieben lernen und haben es geschafft, diese Liebe auch zu leben.
    Beide haben ihre Ehepartner verloren, wobei Marguerite sicher das trostlosere Leben geführt hat.
    Umso schöner für sie, dass sie mit 78 Jahren noch die große Liebe finden darf, Gefühle erleben darf, von denen sie nichts wusste und Dinge tun, von denen sie nur geträumt hat.
    Wunderschön geschrieben ist der Roman, als Leser versteht man die Gedanken und Gefühle von Marguerite und Marcel, man kann ihr Leiden und ihr Glück nachvollziehen.
    Der Roman ist weder kitschig noch trivial - im Gegenteil, er vermittelt viel Weisheit und lädt zum Nachdenken ein.
    Denn das Alter kommt, so oder so. Und dieses Buch kann einem doch den einen oder anderen Gedankengang dazu vermitteln.
    Auch mit 78 ist es nicht zu spät..........für vieles.


    Ich fand das Buch großartig und hoffe, dass es viele Leser/innen finden wird.

  • Sie haben beide im Alter ihren langjährigen Ehepartner verloren, aber sonst sind die Situationen von Marguerite und Marcel doch sehr unterschiedlich.


    Die 78-jährige Marguerite hatte eine ruhige sehr geregelte Ehe, keine große Liebe, aber Gewohnheit und Arbeit, die die Tage füllte. Ihr Mann wurde damals von ihrem Vater ausgesucht und sie hat sich in ihre vorgezeichnete Zukunft geschickt. Sie war Begleiterin und Dekoration für ihren Mann. Doch jetzt fühlt sie sich einsam, verlassen und ängstlich. Sie denkt, dass sie viel im Leben verpasst hat und es jetzt zu spät ist. Von der modernen Welt ist sie überfordert und weiß nicht wie sie ihre Tage füllen soll oder die Veränderungen annehmen kann.


    Marcel, 73 Jahre alt, dagegen hatte in seiner Jungendliebe Nora die eine große Liebe des Lebens gefunden. Ihr Leben war voller Zuneigung, Zärtlichkeit, Auseinandersetzungen und Erlebnissen. Doch dann kam sie mitten in ihren Plänen für das zukünftige Leben durch einen Unfall zu Tode. Marcel ist am Boden zerstört und wünscht sich, die Welt würde innehalten. Er kann sich nicht wieder in das alltägliche Leben einpassen.


    Wer selber schon etwas älter ist und einen langjährigen Lebenspartner hat, kann sich in die Gefühlswelt der beiden sehr gut einfinden. Das Buch macht nachdenklich und berührt.


    Marguerite folgt dann der Empfehlung ihres Hausarztes, eine Kur zu machen, auch wenn ihr Sohn dagegen ist. Marcel dagegen hat Gesundheitsanwendungen von seiner Tochter geschenkt bekommen um ihn aufzurütteln.


    So treffen die beiden sich zufällig in Baguères-de-Bigorre. Marguerite wird übermütig und Marcel hat Lust auf Neues. Sie fühlen sich endlich wieder lebendig. Doch der Weg der beiden ist nicht einfach. Soll man sich dem Alter ergeben oder die letzten Wochen und Monate genießen und noch mal richtig leben?!
    Kann man sich in dem Alter nach so langen Ehejahrzehnten noch mal neu einlassen? Gibt es wirklich noch mal eine Chance auf Lachen und Licht im Leben?


    Marguerites Sohn Frédéric ist ein unsympathischer verständnisloser Mensch, der seine alternde Mutter am liebsten konservieren möchte. Er will sie klein halten und kann dabei auch sehr verletzend werden. Stellenweise tut es dem Leser in der Seele weh, dabei ist er fest überzeugt nur das richtige zu tun.


    „Und jetzt lass uns tanzen“ von Karine Lambert ist ein tiefsinniges Buch über Alter, Trauer, Liebe und die Sorgen der Kinder. Kann man dem Alter die Stirn bieten?


    Das Buch findet ein sehr passendes Ende, das einen nachdenklich aber nicht ohne Mut zurück lässt. Auch ich möchte dem Alter lieber trotzen, das Leben bis zum Ende auskosten.


    Ein berührendes Büchlein. Nachdenklich aber nicht ohne Humor und Hoffnung.


    Der Schreibstil ist stellenweise fast schon poetisch. Das Buchcover ist sehr passend gestaltet.


    10 von 10 Punkten

  • Meine Rezension
    Marguerite hat sich ihr Leben lang ihrem Mann unterworfen. Was er bestimmte, wurde gemacht. Ihre eigenen Wünsche und Träume hat sie stets hinten angestellt und im Laufe der Jahrzehnte an seiner Seite vergessen. Als sie nun Witwe ist, findet sie nur mühsam ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben zurück. Ausgebremst wird sie dabei auch von ihrem Sohn, der es zwar nur gut mit seiner Mutter meint, aber ihr nichts zutraut und meint, nach dem Tod des Vaters wäre nun er der Bestimmer über die Mutter.


    Marcel wiederum führte eine sehr glückliche Ehe. Er leidet sehr unter dem Verlust seiner Frau, doch im Gegensatz zu Marguerite ist er ein sehr offener und lebensfroher Mensch.


    Diese beiden unterschiedlichen Charaktere treffen während eines Kuraufenthaltes aufeinander und zu ihrer beider Überraschung mögen sie einander spontan. Sie unternehmen viel gemeinsam und hängen an ihren Aufenthalt sogar noch spontan ein paar gemeinsame Tage an, sehr zur Besorgnis ihrer Kinder...


    Mir hat diese Geschichte über die beiden so liebenswerten Senioren sehr gut gefallen. Ausführlich wird ihr Eheleben beschrieben, wobei man Marguerite wegen ihres Lebens bedauert und Marcel wegen seines Verlustes. Es hat mir gut gefallen zu lesen, wie die beiden alten Leutchen sich noch einmal so aufeinander einlassen, wohl wissend, daß ihnen nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung stehen wird. Es ist eine Geschichte über Verlust und Liebe. Mir hat es sehr gut gefallen, daß die beiden Herrschaften mit Ende 70 noch einmal den Mut für eine neue Beziehung aufbringen. Dabei ist das Buch sehr schön lesbar. Ich war hier schon ein wenig kritisch, da französischsprachige Bücher in der deutschen Übersetzung oft spröde und dröge sind. Aber mit diesem kleinen Büchlein habe ich mich sehr gut unterhalten.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch heute Nachmittag in einem Rutsch gelesen. Der Inhalt ist mittlerweile bekannt, deshalb nur kurz meine Meinung.


    Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Verwitweten war sehr schön zu lesen. Es beschreibt, daß auch nach dem Verlust des langjährigen Ehepartners noch die Möglichkeit besteht, ganz unverhofft eine neue Liebe zu finden. Die beiden haben sich erst langsam einander genähert, d.h. ihnen war bewußt, daß ein jeder von ihnen schon ein langes Eheleben mit allen Hochs und Tiefs hinter sich hatte. Mir hat Marguerite sehr gut gefallen, wie sie sich endlich emanzipiert hat und auch dem Sohn Paroli geboten hat und Marcel wie er sie verwöhnt hat.


    Für mich war es ein ausgesprochen positives Buch, das ich gerne weiter empfehlen werde!

  • Das Cover ist ein wenig ungewöhnlich, Strichzeichnungen lassen eher einen Comic bzw. Cartoon vermuten, als einen Liebesroman. Der Klappentext hingegen spricht eine eindeutige Sprache und der Leser kann sehr gut einschätzen, um welches Thema es sich im Buch dreht. Zuerst scheint der Bezug vom Inhalt zum Titel etwas unklar, allerdings gibt es eine Szene im Buch, die auch diesen relativ ungewöhnlichen Titel erklärt.
    Das Thema dieses Romans könnte man wie folgt zusammenfassen: Gibt es eine Liebe nach der großen Liebe in der dritten Lebenshälfte? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Roman, was durch die beiden Protagonisten Marcel, Witwer, und Marguerite, Witwe, schnell klar wird. Der gesamte Roman wird auch aus diesen beiden Perspektiven erzählt, wir bekommen Einblick in die Gefühlswelt von Marcel und Marguerite. Die relativ vielen kurzen Kapitel und die knappen, zum Teil auch witzigen Dialoge tragen dazu bei, dass der Roman sehr flott und leicht zu lesen ist. Er versprüht eine gewisse Leichtigkeit, die auch dem Humor in der Geschichte geschuldet ist. Aber es gibt auch traurige bzw. bedrückende Passagen, die sich an einen Zipfel Hoffnung klammern.
    Der Schreibstil der Autorin in leicht und flüssig zu lesen, sie verwendet größtenteils Alltagssprache und verzichtet auf Fremdworte bzw. Fachausdrücke. Erzählende Passagen findet man in diesem Roman eher weniger, er lebt vor allen Dingen durch die Dialoge.
    Der Roman hat aber nicht nur das Thema Liebe im Alter, sondern auch der Umgang mit dem Alter an sich, sowohl aus Sicht der Betroffenen selber, als auch aus der Perspektive der Angehörigen. Wie kann sich das Leben in der dritten Lebenshälfte noch einmal ändern? Wieviel Selbstbestimmung ist auch im Alter noch möglich?
    Dieser Roman hat viele kleine feine Zwischentöne, die von Hoffnung und Zuversicht sprechen, sodass die Geschichte immerzu Spaß macht. Diesen Roman kann ich allen Liebenden empfehlen, egal ob Mann oder Frau, denn Liebe kennt kein Geschlecht und kein Alter. Von mir gibt es eine klare Kauf- und Leseempfehlung.
    Ich bedanke mich recht herzlich beim Diana Verlag und dem Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


    8/10 P.