Korrosion - Peter Beck

  • Der 2. Fall für Tom Winter


    Klappentext lt.amazon.de
    Eine vereinsamte alte Frau wird an Weihnachten erschlagen. Sie hinterlässt nicht nur ein Millionenerbe, sondern auch eine bittere Anklage: Eines ihrer Kinder soll für den Tod ihres Mannes verantwortlich sein. Tom Winter, wortkarger Sicherheitschef ihrer Bank, reist um die halbe Welt, um die drei Nachkommen aufzustöbern – und gerät in ein verstörendes Geflecht aus Missbrauch, Ausbeutung und Rache.


    Zum Autor
    Peter Beck, studierte Psychologie, Wirtschaft und Philosophie, doktorierte in Psychologie und machte einen MBA in Manchester. Er trägt im Judo den schwarzen Gürtel, war Mitglied der Geschäftsleitung eines grossen Unternehmens und in mehreren Aufsichtsräten.
    Heute ist Peter Beck sein eigener Chef, unterstützt Firmen bei der Gestaltung ihrer Unternehmenskultur und schreibt an der rasanten Thriller Reihe mit Tom Winter. Im Kölner Emons Verlag sind bisher erschienen: SÖLDNER DES GELDES (2013) und KORROSION (2017).
    ONEWORLD, der Londoner Verlag, der 2015 und 2016 den Man Booker-Preis gewonnen hat, bringt die Reihe im Imprint Point Blank ab 2018 auf Englisch heraus.
    Peter Beck ist Mitglied des Syndiakts, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur und der Internationalen Thriller Writers, ITW.


    Meine Meinung
    Dies ist Band 2 mit Tom Winter in der Hauptrolle und ein in sich abgeschlossener Fall, der es mal wieder in sich hat. Tom Winter ist für mich der "James Bond" aus der Schweiz und dieser Thriller hat mich von Anfang an begeistert.


    ~ Kurze Rückblende in das Jahr 1971 ~
    In einer Backstube wird ein Bäcker tot in seinem Industriebackofen aufgefunden, karamellisiert von heruntergetropftem Guss eines über ihm verbrannten Apfelkuchens. Lecker, ich hoffe das Bild brennt sich jetzt nicht so bei mir ein, das ich beim Apfelkuchen essen immer daran denken muss. Puuuuh, da hat Peter Beck aber gleich auf den ersten beiden Seiten sich was ausgedacht. "schüttel"

    ~ Aktuelle Geschehnisse ~

    Tom Winter, ehemaliger Einsatzleiter bei einer Polizeieinheit, ist mittlerweile Sicherheitschef einer kleinen Privatbank geworden und bekommt einen heiklen, nicht ganz ungefährlichen Auftrag. Ein Kollege aus der Bank machte sich Sorgen das Frau Berger, die nicht wie seit vielen Jahren zu einem festen Termin erschienen ist. Er beauftragt Tom mal bei ihr nach dem Rechten zu sehen. Tom und seine Kollegin Leonie finden die Dame in ihrer Wohnung in einem großen anonymen Wohnblock tot auf. Schrecklich zugerichtet. Der Verdacht fällt sofort auf Tijo Obado, der als Flüchtling in dem Haus als Reinigungskraft arbeitet und Kontakt zur Toten hatte. Winter macht sich nun auf eine Rundreise, denn die drei Kinder der alten Dame wohnen auf den Azoren, in Nürnberg und Manchester, doch zur Testamentseröffnung sollen alle an einen Tisch zusammenkommen. In jedem Land erlebt Winter etwas, eine Tochter gilt als vermisst, die andere Tochter sitzt krebskrank im Rollstuhl und der einzige Sohn lebt versoffen in England. Das klingt nicht ganz so einfach. Was man von den erwachsenen Kindern dann über ihre Kindheit in der Backstube erfährt, lässt den Mord am Bäckervater in ein ganz anderes Licht rücken. Bei der Testamentseröffnung werden die Nachkommen vor eine Entscheidung gestellt, das Kind welches damals am Tod des Vaters verantwortlich sein soll, wird nichts erben, doch alle sind gierig nach dem großen Geldbatzen. Wird es Tom gelingen den Fall zu lösen, denn hier ist jeder wieder sich selbst der Nächste.

    ~ Rückblende in den Sudan ~

    Zwischen den Kapiteln um Frau Berger und ihre Kinder, kommt Tijo zu Wort. Hier begleiten wird den Flüchtling auf seiner lebensgefährlichen Reise aus seiner Heimat, dem Sudan, auf den Weg nach Europa. Peter Beck hat hier sehr intensiv und beängstigend aufgezeichnet, was ein Mensch alles auf sich nimmt um dem Krieg zu entkommen. Das Tijo eigentlich auch einen richtig wichtigen Grund hat nach Europa zu kommen, das erfährt man erst fast am Ende des Buches, aber das war sehr überraschend, erschreckend und aufklärend.
    Auf den letzten Seiten geht es nochmal richtig drunter und drüber, ich hetzte atemlos von einer Seite zur nächsten und hatte zeitweise das Gefühl in einem Kino zu sitzen und einen Action-Film zu schauen.
    Die Aufklärung am Ende des Buches hat meine ganze Sichtweise auf die Story auf den Kopf gestellt und alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.


    Peter Beck konnte mich richtig mitreißen und die verschiedenen Sichtweisen der Kapitel haben keine Langeweile aufkommen lassen. Der Schreibstil ist gut zu lesen und der Thriller-Plot besteht aus: - Spannung - Action - Brutalität - unvorhersehbaren Wendungen - einem schlüssigen Ende

  • Der erste Fall mit Tom Winter „Söldner des Geldes“ hatte mich schon begeistert und ich war gespannt, ob der Autor es schafft, dieses Level zu halten. Ich kann jetzt schon sagen, ja er hat es geschafft!


    Bereits der Prolog hat es in sich – Der karameliserte Bäcker lag im Ofen …..


    Und dann geht es los. Tom Winter, Sicherheitschef einer Bank, ist derzeit gehandicapt mit einem Robocop-Arm, denn ihn hatte beim Ski fahren eine Lawine erwischt. Im Moment unterstützt er seinen Freund und Kollegen Stefan Schütz bei der Klärung der Frage, weshalb Babette Berger, eine alte, wohlhabende Dame, ihren jährlichen Termin nicht wahrgenommen hat. Die erste Überraschung erlebt er, als er in das Wohngebiet Bethlehem kommt, denn es scheint eine fast asoziale Gegend zu sein. Die Wohnung muß er von der Hausmeisterin öffnen lassen und sie entdecken dann Frau Berger mit einem Loch im Kopf und einer Stricknadel im Auge tot dort liegen. In einer Uhr findet er einen Umschlag mit Familienfotos und erfährt, daß sie isoliert gelebt hat, lediglich mit einem afrikanischen Putzmann hatte sie Kontakt. Nun ändert sich die Auftragslage für Tom. Im Testament hatte Frau Berger festgelegt, daß vor der offiziellen Testamentseröffnung und der Verteilung des Erbes festgestellt werden muß, wer von ihren drei Kindern für den Tod des Vaters verantwortlich ist. Zwischen den anderen beiden würde das Geld aufgeteilt werden. Da die Kinder verstreut leben, reist Tom zuerst auf die Azoren zu Tochter Helga, dann zum Sohn Rolf nach England und am Ende zu Brigitte nach Nürnberg. Eines wird klar, hier hatte jeder einen Grund für den Mord sowohl am Vater als auch an der Mutter und jeder könnte das Geld sehr gut gebrauchen! Tom liegt an der Aufklärung, seinem Chef von Tobler ist der Täter nicht so wichtig, für ihn hat der Profit und damit der Verbleib der Millionen bei seiner Bank oberste Priorität.


    Eingestreut und kursiv gedruckt lernt der Leser den Sudanesen Tijo Obado kennen, der gerade Frau und Töchter verloren hat, und jetzt auf der Flucht nach Europa ist. Diesen Part fand ich persönlich sehr gut recherchiert, aktuell und leider realistisch.


    Eines ist klar, an action mangelt es auch in diesem Fall nicht. Tom hat sich in diesen Fall, einem Terrier gleich, förmlich verbissen bis er ihn endgültig aufgeklärt hat. Dabei zeigt er trotz seiner Behinderung oftmals übermenschliche Kräfte und Energie. Die Story ist temporeich, fesselnd, sehr komplex und das eigentliche Ausmaß der Geschichte zeigt sich erst im überraschenden Finale. Durch die kurzen Kapitel kam keinerlei Langeweile auf und der Schreibstil war flüssig zu lesen.


    Das Cover fühlt sich klasse an, ist hochwertig und sehr passend.
    Von mir 9 Eulenpunkte!

  • Darum geht’s:


    Als die vermögende Babette Berger nicht zum Termin in ihrer Bank erscheint, soll Tom Winter, der Sicherheitschef der Bank, nur kurz bei ihr nach dem Rechten sehen. Doch er findet ihre Leiche. Die alte Frau Berger wurde erschlagen und eine Stricknadel in ihr Auge gesteckt. Neben der polizeilichen Mordermittlung beginnt auch Sicherheitschef Winter seine eigenen Recherchen. Denn um ihr Vermögen an die richtigen Erben zu verteilen und ihren letzten Willen zu vollstrecken, müssen nun ihre Kinder gefunden werden – und dasjenige ihrer Kinder, das am Tod des eigenen Vaters Schuld sein soll, als Erbe ausgeschlossen werden.


    So fand ich’s:


    Das Buch beginnt schon mit einem Paukenschlag. Und dann folgt gleich der nächste. Viel Zeit zum Nachdenken und Grübeln ist nicht, denn man wird sofort in die actionreiche Handlung hineingeworfen, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Tom Winter gehört offensichtlich nicht zu den distinguierten Bankern im feinen Zwirn, sondern ist ein Mann der Tat, der auch vor körperlicher Gewalt nicht zurückschreckt und insgesamt nicht zimperlich ist. Als ehemaliger Elitepolizist hat er genug Erfahrung, um sich zu wehren und reichlich Ermittlerblut in den Adern, um seine Nase überall hineinzustecken.


    Da sein Arbeitgeber, eine Berner Bank, mit der Vollstreckung des Nachlasses beauftragt wurde, muss Winter zuerst einmal die Kinder von Babette Berger aufspüren. Obwohl Berger schwer reich war, lebte sie in bescheidenen Verhältnissen. Ihre drei erwachsenen Kinder sah sie nie und die Nachbarn hielten sie für völlig alleinstehend. Der Grund für das familiäre Zerwürfnis wird schon im Auftrag an die Bank klar: Die Verstorbene hatte den Verdacht, dass eines ihrer drei Kinder am Tod des eigenen Vaters Schuld ist, sie konnte diese Vermutung aber nicht beweisen. Nur erben soll dieses Kind natürlich nichts.


    Winter macht sich von der Schweiz aus auf eine Reise quer durch Europa, die ihn unter anderem auch nach Deutschland (das ist wichtig für die Teilnehmer am Gewinnspiel), genauer gesagt nach Nürnberg führt, wo eine der Berger-Töchter ein Pharmaunternehmen führt. Seine Versuche, den Familiengeheimnissen der Vergangenheit auf den Grund zu gehen, verwickeln ihn auch in die aktuelle Mordermittlung um den gewaltsamen Tod Babette Bergers. Es gibt einen Tatverdächtigen, den afrikanischen Flüchtling Obado, und dessen beschwerlichen Fluchtweg bis in die Schweiz bekommen wir in kurzen Kapiteln parallel berichtet. Doch Obado leugnet die Tat und ist inzwischen auch abgetaucht.


    Ein paar winzige sprachliche Einsprenksel aus der Schweiz sorgten für Atmosphäre. Die Kehrrichtverbrennungsanlage ließ mich schmunzeln, was ein Lavabo (Waschbecken) ist, musste ich tatsächlich nachschlagen.


    Die flott erzählte Handlung ist pefektes Actionkino für den Kopf, als Leser kommt man kaum zum durchatmen und deshalb hatte ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen. Es gibt schon einen weiteren Thriller mit Tom Winter in der Hauptrolle, den man nicht zwingend kennen muss, um „Korrosion“ zu lesen, auf den ich aber so viel Lust bekommen habe, dass ich „Söldner des Geldes“ sofort auf meine Leseliste gesetzt habe.