Her Every Fear - Peter Swanson

  • Man ist gleich in der Geschichte drin. Kate Priddy ist nach dem Wohnungstausch mit ihrem entfernten Cousin Corbin Dell unterwegs zu dessen Wohnung in Boston. Sie hat sich für ein halbes Jahr auf den Weg von London nach Boston gemacht. Im Taxi auf der Fahrt zu Corbins Wohnung erlebt sie während eines Staus in einem klaustrophobischen Tunnel eine heftige Panikattacke und Flashbacks zu dem schrecklichen Erlebten mit ihrem Ex-Freund George, das sich vor 5 Jahren ereignet hat. Auch wenn sie überall mögliche Katastrophen und Unglücke sieht, will sie von April bis Oktober bleiben und Kurse in Kunst und Malerei besuchen.


    Sie ist noch nicht ganz angekommen da findet die Polizei im benachbarten Apartment eine Leiche. Sie ist neugierig und kann es nicht lassen selber nachzuforschen, währenddessen geschehen ihr kleine Seltsamkeiten für die sie selber keine Erklärung hat. Man folgt ihr gespannt, überrascht, ungläubig und mit bösen Vorahnung bei ihrem Tun.


    Dann geht die Geschichte weiter aus der Sicht von ihrem Nachbarn Alan Cherney. Er berichtet, wie er zunächst unfreiwillig zum Voyeur wird und was er so alles im Apartment des Mordopfers Audrey Marshall beobachtet hat. Eine zeit lang ging auch Cousin Corbin dort ein und aus.


    Dann spricht Audreys Freund Jack Kate auf der Straße an, er hat einiges über Audrey und Corbin zu berichten. Danach erfahren wir mehr über George, wie Kate ihn kennengelernt hat und was dann vor fünf Jahren schreckliches geschehen ist. Die Geschichte wird wechselnd aus Kates und Alans Perspektive erzählt. Nach einem Drittel kommen auch geheimnisvolle Kapitel aus Corbins Sicht dazu, beginnend nach seiner Ankunft in London.


    Dann entfaltet sich ein ungeahnter, unglaublicher und brutaler Rückblick, man ist geschockt von den vergangenen Ereignissen. Er lernt den Mitstudenten Henry kennen und Gerät mit der Zeit nicht ganz unschuldig in eine grausame, gruselige Falle. So dringen wir bis zu dem Mord an Audrey vor. Gespannt folgt man der Geschichte weiter. Sie ist voller geheimnisvoller Personen und seltsamer kleiner Ereignisse. Man fasst so manchen Verdacht, aber die Zusammenhänge bleiben verwirrend. Ständig sorgt man sich, dass weiter schlimmes geschehen könnte und fürchtet um Kate. Man fühlt sich mit ihr verbunden. Was soll sie von all dem halten? Wem kann sie noch vertrauen?


    Das Buch ist fesselnd geschrieben. Es ist ein eindringlicher Psychothriller mit unerwarteten Wendungen. Etwas brutal und gruselig, aber trotzdem fogt man gespannt dem Fortgang. Die Geschichte spitzt sich zu und alle Hauptpersonen treffen aufeinander. Dann beginnt Teil 2 des Buches. Man erlebt die Ereignisse zum Teil erneut, nun allerdings aus der Sicht des Täters und erkennt seine grausame und verrückte Motivation. Dadurch werden jedoch einige Szenen zum dritten mal erzählt, nur aus anderer Perspektive, das ist etwas ermüdend und nimmt einen Teil der Spannung. Zum Schluss werden alle Fälle restlos aufgeklärt. In gewissem Rahmen gibt es für einige Beteiligte sogar ein gutes Ende.


    Ein sehr guter Thriller von Peter Swanson mit neuen Elementen und Ideen. „Her Every Fear“ wirft einen Blick in die Abgründe des Zwischenmenschlichen.


    9 von 10 Punkten

  • Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. „The Kind worth Killing“ hat mir extrem gut gefallen. In diesem Buch erkenne ich die Handschrift des Autors wieder, seine Fähigkeit, sich in verstörte Personen hineinzuversetzen. Leider wiederholen sich viele Szenen im Buch, werden aus der Sicht einer anderen Figur nochmal erzählt. Das nimmt viel Spannung aus der Story.



    Kat Priddy ist eine junge Engländerin, deren Leben vor einigen Jahren aus der Bahn geworfen wurde durch einen traumatischen Vorfall. Sie hatte schon immer eine blühende Phantasie und jede Situation, jeder Vorfall wird in ihrem Kopf gleich zum schlimmstmöglichen Schreckensszenario ausgesponnen. Sie ist eine angstgeplagte Frau, die aber tapfer versucht, diese zu überwinden. So kommt ihr das Angebot eines ihr unbekannten Cousins, für 6 Monate ihre Wohnungen zu tauschen, gerade recht. Eigentlich möchte sie es gar nicht und sie weiß, dass ihre Mutter, über die der Kontakt zustande kam, es auch gar nicht von ihr erwartet. Und gerade deshalb tut sie es. Sie fliegt nach Boston und bezieht das luxuriöse Appartement ihres Cousins Corbin. Doch schon am ersten Abend wird sie damit konfrontiert, dass ihrer bzw. Corbins, Nachbarin etwas zugestoßen ist.



    Der Autor dringt tief in die Psychen seiner Charaktere vor. Die Geschichte wird von verschiedenen Personen erzählt und zeigt auch einige Geschehnisse aus Corbins Vergangenheit, die letztendlich zu dem Mord an der Nachbarin führten. Leider werden verschiedene Szenen wiederholt noch einmal aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt. Da werden dann Dinge erklärt, die ich mir als Leser bereits gedacht habe. Das nimmt Spannung aus der Story und macht es auch etwas langweilig. Die Geschichte selber ist sehr Charakter- und Erzählungsintensiv. Handlung gibt es wenig, das meiste spielt sich im Kopf der Figuren ab. An manchen Stellen ist das Buch sehr spannend und interessant, und es erinnerte mich auch an „The Kind Worth Killing“, dann wiederum langweilte ich mich etwas, weil wieder, gerade in der letzten Hälfte, eine Figur uns nochmal ihre Sicht der Ereignisse erzählen muss. Das Ende ist leider auch etwas schwach. Ich hätte mir da irgendwie was anderes gewünscht.



    Trotz der Kritikpunkte hat mir das Buch recht gut gefallen. Es reicht zwar nicht an „The Kind Worth Killing“ heran, aber die Latte lag auch sehr hoch. Ich mag allerdings, wie der Autor seine Figuren entwickelt, wie gut er Psychopathen beschreiben und in ihren Kopf gucken kann. Die Story an sich ist auch ungewöhnlich genug. Nur auf die vielen Wiederholungen hätte er gerne verzichten können. Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Buch des Autors.