Bogmail
Patrick McGinley
Steidl-Verlag
ISBN: 3958292089
344 Seiten, 24 Euro
Über den Autor: Patrick McGinley, geboren 1937 in Glencolmcille, Grafschaft Donegal, hat in einem Londoner Verlag gearbeitet. Er lebt in Kent. Als sein Roman Bogmail 1978 erschien, kam es zu Sturm der Entrüstung: pornografisch sei das Buch und eine üble Beleidigung der Landbevölkerung. Heute zählt es zu den Klassikern der irischen Kriminalliteratur.
Kurzbeschreibung lt. Amazon: »Eales muss vernichtet werden«, findet Pubbesitzer Tim Roarty, und zwar bevor der Barmann seine lüsternen Spielchen mit Roartys Tochter zu weit treibt. Das Giftpilzomelett versagt, also muss Band 25 der Encyclopædia Britannica als Mordwaffe herhalten. Die Leiche wird im Moor vergraben, Eamon Eales scheint Geschichte. Dann allerdings tauchen aus dem Moor Briefe auf, unterzeichnet mit »Bogmailer«, und Roarty beginnt sich zu fragen, welcher seiner exzentrischen und leidenschaftlich intriganten Stammgäste ihn zu erpressen versucht.
Meine Meinung: Ich habe Bogmail auf Empfehlung gelesen und bin immer noch völlig begeistert von diesem Schreibstil, von der Klugheit, und von diesem ganz speziellen Humor, mit dem der Autor einen Blick auf die irische Dorfbevölkerung geworfen hat.
Handlungsort ist das Dörfchen Glenkeel und der Mittelpunkt in diesem Mikrokosmos ist die Kneipe von Roarty. Hier treffen sich regelmäßig die Dorfbewohner um Glenmorangie und andere hochprozentige Getränke zu sich zu nehmen, die sie automatisch zu Philosophen mutieren lassen. Den Gesprächen über die wirklich wichtigen Themen im Leben zu lauschen ist ein absolutes Vergnügen, doch die Story wäre harmlos, wäre nicht ein Mord geschehen, der möglicherweise noch andere Todesfälle nach sich ziehen könnte.
Roarty nämlich, und da verrate ich nicht zu viel, hat im Zimmer seines Barkeepers Eales einen „Lustfinger“ entdeckt, den dieser sich per Post bestellt hat. Leider hat er Grund zur Annahme, dass dieses unanständige Utensil für seine unschuldige Tochter gedacht ist und somit hat Eales sozusagen mit diesem Finger sein Todesurteil unterschrieben. Eales findet seine letzte Ruhe im Moor, doch mit der Ruhe für Roarty ist es vorbei, denn er bekommt Erpresserbriefe hinter denen nur jemand aus dem Dorf stecken kann und der muss gefunden und ebenfalls ausgeschaltet werden. Doch wer könnte das sein?
Die Suche nach dem Schreiber dieser „Bogmails“ gestaltet sich schwierig. Roarty beobachtet und analysiert seine Gäste, denn nur einer von ihnen kommt in Frage. Durch seine genauen Beobachtungen lernt man als Leser die einzelnen Dorfbewohner kennen und amüsiert sich köstlich über deren Macken. Die Philosophie am Tresen aber ist nichts gegen die tatsächlich im Schreibstil vorhandene, denn neben dem schwarzen Humor finden sich wunderbare, fast weise Gedanken und Beobachtungen der Natur und des Lebens.
Eine wunderbare Wiederentdeckung und eine absolute Leseempfehlung für Liebhaber von gutem Whisky und guten Geschichten…10 begeisterte Eulenpünktchen von mir dafür.