'Was vom Tage übrigblieb' - Seiten 241 - Ende

  • Zitat

    Original von Saiya


    Das ist mir sofort aufgefallen.
    Was tut man an einem Tag, nachdem einem das Herz gebrochen wurde und man erkannt hat, was man in all der Zeit der gemeinsamen Arbeit nicht sehen wollte oder konnte? Das hat der Autor der Phantasie seiner Leser überlassen..


    ja, so gesehen ist das einleuchtend!
    Im ganzen Prozess dieser Selbsterkenntnis, kommt der Katzenjammer leicht verzögert. Das ist schlüssig!

  • Zitat

    Original von Saiya


    Das ist mir sofort aufgefallen.
    Was tut man an einem Tag, nachdem einem das Herz gebrochen wurde und man erkannt hat, was man in all der Zeit der gemeinsamen Arbeit nicht sehen wollte oder konnte? Das hat der Autor der Phantasie seiner Leser überlassen. Ich finde das sehr schön und auch sehr, sehr traurig.


    Ich habe den Tag 5 auch als eine Leere empfunden. Er hat seine Liebe verloren und er erkennt in der Rückblende, wie fehlgeleitet Lord Darlington war. Damit geht zusätzlich sein Lebenssinn verloren.


    Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Beide haben sich schlussendlich dazu entschlossen, weiterzumachen wie bisher. Stevens hat sich mal wieder oder wie immer ein Beispiel an anderen Personen genommen, dieses Mal an Miss Kenton.
    ...


    Immerhin möchte sich Stevens im Scherzen üben, ein bisschen menschlicher erscheint er schon. Vielleicht nimmt er sich den Rat zu Herzen und kann etwas aus seinen letzten Jahren noch machen.
    Ich habe Hoffnung, dass er sich ein klein wenig ändert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich möchte auch noch betonen, dass ich Stevens wirklich mochte. Er ist eine interessante Figur und sein Verständnis von Würde eigentlich bewundernswert, auch wenn er es zu weit treibt.


    Am Ende des Buches ist er immerhin doch fähig, sein teilweise vergebenes Leben zu erkennen, zu akzeptieren und zu tragen!


    Eine kurze Rezension habe ich jetzt zum Buch geschrieben: Was vom Tage übrigblieb - Kazuo Ishiguro

  • Zitat

    Original von Saiya


    Das ist mir sofort aufgefallen.
    Was tut man an einem Tag, nachdem einem das Herz gebrochen wurde und man erkannt hat, was man in all der Zeit der gemeinsamen Arbeit nicht sehen wollte oder konnte? Das hat der Autor der Phantasie seiner Leser überlassen. Ich finde das sehr schön und auch sehr, sehr traurig.
    Beide haben sich schlussendlich dazu entschlossen, weiterzumachen wie bisher. Stevens hat sich mal wieder oder wie immer ein Beispiel an anderen Personen genommen, dieses Mal an Miss Kenton.


    Ich habe b eim Einteilen gesehen, dass der Tag fehlt, aber mir keine Gedanken weiter dazu gemacht, weil ich den Inhalt ja noch nicht kannte. Mir erscheint deine Erklärung sehr einleuchtend.
    Was soll man sagen, wenn das Herz gebrochen ist...
    ...außer schweigen, weil es keine Worte mehr gibt.


    Zitat

    Den Abschnitt, als er am 6. Tag auf der Bank sitzt und nicht nur das Gespräch mit dem alten Herren, der dort neben ihm gesessen hat, sondern auch sein Leben reflektiert, habe ich als intensivsten Lesemoment dieses Buches empfunden. Er gibt sich zufrieden, fügt sich in seine Schicksal, das ist vielleicht für diese Geschichte konsequent, aber eben auch für mich sehr deprimierend.


    Sein Zufriedengeben ist für mich immer so eine Gratwanderung beim Lesen gewesen. Einerseits gönne ich ihm seinen Frieden, den Frieden, den er mit sich und der Welt macht. Andererseits bedauere ich die vielen Gelegenheiten und Möglichkeiten, die ihm entgehen, ohne dass er sie ahnt. Seine Welt ist so begrenzt...Aber vielleicht gehe ich da auch nur zu sehr von mir aus und meiner Neugier auf das Leben.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    ...
    Immerhin möchte sich Stevens im Scherzen üben, ein bisschen menschlicher erscheint er schon. Vielleicht nimmt er sich den Rat zu Herzen und kann etwas aus seinen letzten Jahren noch machen.
    Ich habe Hoffnung, dass er sich ein klein wenig ändert.


    Ich weiß nicht...Ich wünsche es ihm, aber ich bezweifle, dass er sich nun, im fortschreitenden Alter, noch ändern kann und will. Aber wer weiß...

  • Ich bin mit Mr. Stevens nicht nur in sein Innerstes, sondern auch auf der Landkarte gereist. Dabei ist der Wunsch wieder aufgekommen, nach Südengland zu reisen. Einmal war ich schon dort.


    Bilder von Weymouth.
    Das könnte doch seine Bank sein, oder? ;-)

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich möchte auch noch betonen, dass ich Stevens wirklich mochte. Er ist eine interessante Figur und sein Verständnis von Würde eigentlich bewundernswert, auch wenn er es zu weit treibt.


    Am Ende des Buches ist er immerhin doch fähig, sein teilweise vergebenes Leben zu erkennen, zu akzeptieren und zu tragen!


    Ich mochte ihn auch!
    Und ich traue ihm zu, dass er sein leben in Würde weiterführen und beenden wird, mag man alles nachvollziehen können oder nicht. Es ist sein Weg, seine Entscheidung. Und er steht dazu.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich bin mit Mr. Stevens nicht nur in sein Innerstes, sondern auch auf der Landkarte gereist. Dabei ist der Wunsch wieder aufgekommen, nach Südengland zu reisen. Einmal war ich schon dort.


    Bilder von Weymouth.
    Das könnte doch seine Bank sein, oder? ;-)


    Vielen Dank für die Bilder, Frau Fisch! Da bekommt man fast Fernweh.
    Ich sehe Stevens auf der Bank sitzen, und wir setzen uns ein bisschen zu ihm, oder!

  • Zitat

    Original von Clare


    Vielen Dank für die Bilder, Frau Fisch! Da bekommt man fast Fernweh.
    Ich sehe Stevens auf der Bank sitzen, und wir setzen uns ein bisschen zu ihm, oder!


    Das machen wir. Vielleicht können wir ihn zu einem Gläschen Wein überreden. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Das machen wir. Vielleicht können wir ihn zu einem Gläschen Wein überreden. :knuddel1


    Ein bisschen Lockerheit kann ihm wirklich nicht schaden! Und Freundschaft hatte er auch nicht gerade viel, wenn man von seinen Butlerkollegen absieht.


  • Verpasste Gelegenheiten, die durchziehen das Buch. Einmal schreibt er ja auch, wenn man zurück blicken würde, könnte man unzählige Wendepunkte finden. Zumindest scheint er zu begreifen, dass da mit seinem Verhalten Miss Kentons gegenüber etwas falsch gelaufen war.


    Dass er triumphiert, ist ja wieder seine Einstellung zum Arbeitgeber, hat dieser Erfolg, trifft das den Butler genauso, weil er ja durch seine diskrete Arbeit dazu beigetragen hat.


    Für mich ja etwas schwer zu verstehen aber das betrifft ja Stevens ganze Lebenseinstellung.

  • So, nun bin ich auch bei euch auf der Bank.


    Ich bitte, meine geringe Beteiligung nicht so zu verstehen, dass das Buch mir nicht gefällt. Das tut es definitiv. Aber ich hatte in letzter Zeit wenig Zeit zu posten und konzentriert zu lesen. Und für nebenbei war mir das Buch und seine herrliche Sprache zu schade.


    Inhaltlich habt ihr eigentlich schon alles gesagt, was mir beim Lesen im Kopf rumging. Deshalb nur meine Empfindungen beim Lesen:


    Das Ende ist wirklich traurig, aber unvermeidlich. Ein Happy End mit Mrs Benn war nicht zu erwarten nach all der Zeit und hätte einfach nicht zum Buch gepasst. Den fehlenden Tag habe ich ähnlich interpretiert wie Saiya - und noch eine Weile darüber nachgedacht, was an diesem Tag wohl in seinem Kopf vorgegangen ist.


    Regenfisch - nimmst du mich mit? Mir fehlt auch mal wieder meine Dosis England.


    Sagt Bescheid, wenn ihr Alles, was wir geben mussten lest - da würde ich zumindest als Zaungast den einen oder anderen Kommentar einwerfen wollen, das Buch hat mir gut gefallen.

  • Vorab schon mal: Mir hat das Buch richtig gut gefallen, obwohl ich nicht wirklich die Muße dazu hatte, es in Ruhe und am Stück zu lesen. Ich fand einfach, dass der Autor die Denkweise und die Ausdrucksweise eines Butlers bzw. eines Menschen, den ich mir als Butler vorstelle, genau getroffen hat. Wenn man eine Inhaltsangabe des Buches machen sollte, würde mir das sehr schwer fallen, denn es ist ja nicht wirklich viel passiert, außer, dass er durch die Gegend gefahren ist und nachgedacht hat - so in etwa.


    Ich wäre durchaus offen dafür noch ein weiteres Buch von dem Autor mit euch zu lesen. Falls ihr Lust habt :-)


    Zitat

    Original von Clare


    Ich bin auch neugierig geworden. "Alles, was wir geben mussten" möchte ich auf jeden Fall auch noch lesen, vielleicht im Herbst. Wenn du bis dahin aushältst, könnten wir gemeinsam lesen.


    Ich wäre da auch dabei.


    Ich habe auch bemerkt, dass Tag 5 fehlt und mir gedacht, dass dieser Tag der Fantasie des Lesers überlassen bleibt.


    Zitat

    Original von Clare


    Sein Zufriedengeben ist für mich immer so eine Gratwanderung beim Lesen gewesen. Einerseits gönne ich ihm seinen Frieden, den Frieden, den er mit sich und der Welt macht. Andererseits bedauere ich die vielen Gelegenheiten und Möglichkeiten, die ihm entgehen, ohne dass er sie ahnt. Seine Welt ist so begrenzt...Aber vielleicht gehe ich da auch nur zu sehr von mir aus und meiner Neugier auf das Leben.


    Mir geht das auch so. Ich habe das im realen Leben auch oft so, dass ich Leute bedaure, die immer nur in ihrer eigenen kleinen Welt leben und niemals über den Tellerrand hinaus gucken. Daher kenne ich das Gefühl schon ;-)