Kurzbeschreibung:
Johanna wächst in einem kleinen Ort in Mainfranken auf, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Erwachsenen sprechen von „schlimmen Zeiten“, aber für die Kinder sind Kohlenknappheit, Eichelkaffee und Milchkartoffeln genauso normal wie die Kartoffelkäfer- und Mäuseplagen. Doch Johanna fühlt sich eingesperrt hinter den elterlichen Mauern, die sie bisher vor der Welt schützten, und sie erkennt: Wenn sie erwachsen werden will, muss sie hinüberklettern.
Über den Autor:
Paul Maar, 1937 in Schweinfurt geboren, studierte Malerei und Kunstgeschichte. Heute lebt er als freier Autor und Illustrator in Bamberg. Er ist einer der bedeutendsten Kinder- und Jugendschriftsteller deutscher Sprache, Autor zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, Funkerzählungen, Kindertheaterstücke und Illustrator. Zu seinen beliebtesten und meistgelesenen Werken gehören die Geschichten vom Sams, einem hintergründig-frechen Fabelwesen, vom Träumer Lippel und vom kleinen Känguru. Paul Maar wurde mit vielen namhaften Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem DEUTSCHEN JUGENDLITERATURPREIS, dem ÖSTERREICHISCHEN STAATSPREIS, dem BRÜDER-GRIMM-PREIS, dem GROSSEN PREIS DER DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR KINDER- UND JUGENDLITERATUR und dem SONDERPREIS DES DEUTSCHEN JUGENDLITERATURPREISES für sein Gesamtwerk.
Über den Sprecher:
Andreas Fröhlich gibt es jede Menge interessanter Infos bei Wikipedia.
Meine Meinung:
Im Jahr 1948 haben die Menschen im Nachkriegsdeutschland mit jeder Menge Probleme zu kämpfen: Viele Männer sind vermisst, in Gefangenschaft oder im Krieg gefallen und die daheim gebliebenen Frauen müssen irgendwie dafür sorgen, dass alles irgendwie weiter geht. Für die 13-jährige Johanna ist das Leben mit der Mutter, Tante und zwei Großmüttern unter einem Dach ganz normal - und nicht immer einfach: Essen auf Lebensmittelmarken, die Währungsreform, Kartoffelkäferplagen, die Sorge um die noch nicht heimgekehrten Männer und das Dorfleben mit all seinen unterschiedlichen Bewohnern prägen Johannas Alltag.
Paul Maar erzeugt mit seiner klaren, verständlichen und mitfühlenden Sprache und der liebevollen Zeichnung seiner Figuren eine lebendige und authentische Atmosphäre einer schwierigen Zeit, in der die Menschen mit besonderen, der politischen Situation geschuldeten, aber auch ganz normalen Problemen zu kämpfen haben. Johanna wächst dem Hörer schnell ans Herz, und auch die anderen Charaktere werden sofort vor dem inneren Auge des Hörers lebendig. Sie alle sind in gewisser Weise prototypisch für bestimmte Persönlichkeiten und Schicksale, wie es sie damals (und teilweise auch heute noch) zu Tausenden gab.
Familie und Generationenkonflikt, Freundschaft und Liebe, Vorurteile und Toleranz und schließlich der drängende Wunsch, den eigenen Weg zu gehen, auch über Hindernisse hinweg - das sind nur einige der Themen, die Maar aufgreift und in diesen sehr gelungenen zeitgeschichtlichen Roman verpackt, der für den Geschichtsunterricht ebenso gut geeignet ist wie für ein unterhaltsames und lehrreiches Hörvergnügen für alle Altersgruppen.
Andreas Fröhlich liest wie immer wunderbar, ich könnte mir keinen besseren Sprecher für dieses Hörbuch vorstellen.
Ich vergebe 9 Punkte (wäre es eine vollständige Lesung, hätte ich bestimmt 10 Punkte vergeben).