Teil 11 – In dem ein Narr in arge Not gerät, ein König den Helden in sich entdeckt und die Kammer der Freuden geöffnet wird.
“Raus aus dem Wasser!“, schrie der König und mühte sich ab schnellstens das andere Ufer zu erreichen. Die Anderen folgten seinem Beispiel und eilten los.
„Nur keine Panik, nur keine Panik.“, brabbelte der König vor sich hin, während er mit hocherhobenem Schwert langsam dem Ufer näherkam. Er blickte kurz zurück und sah, wie die Königin gerade mit einem kurzen Schrei ihr Schwert auf die Wasseroberfläche sausen ließ. Madame Priscilla, die ohne die verbrauchten Zelthäringe mittlerweiel keine Waffe mehr hatte, hielt sich in der Nähe der Königin auf und folgte ihr.
Der König hatte schon fast das Wasser verlassen, als auf einmal der Hofnarr schmerzerfüllt aufschrie: „AAAAH, etwas hat mich gebissen!“.
Der Kopf des Königs fiel kurz auf seine Brust und er schloß die Augen. Er war der Lösung der Aufgaben doch schon so nahe. Als er die Augen Sekunden später wieder öffnete, hatte er einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Er packte sein Schwert fester, drehte sich um und stürmte zurück ins Wasser, um dem Narren beizustehen. Der humpelte mittlerweile ächzend weiter in Richtung Ufer. Ab und zu klatschte sein stumpfes Ferkelschluckschwert auf das Wasser, während er sich die andere Hand gegen seine Seite presste. Der König bemerkte, wie Blut zwischen den Fingern des Narren quoll.
Triumphierend hob die Königin gerade wieder ihr Schwert aus dem Wasser. Sie hatte eine Miniaturausgabe des Tentakelungeheuers aufgespießt und schleuderte das Ding in hohem Bogen von ihrem Schwert. Im Schlepptau der wehrhaften Königin erreichte auch Madame Priscilla nun das rettende Ufer und war sichtlich erleichtert.
Der König unterdessen hatte den Narren erreicht und schlug wild auf die blubbernden Stellen ein, die sich immer wieder um den stark blutenden Spaßmacher bildeten.
„Oh mein König, rettet mich!“, flehte der Narr und hieb dabei auf eines der kleinen beißwütigen Monster ein. Der König hakte sich den Narren unter und schleppte ihn mit sich. Dabei konnte er einige der kleinen gefährlichen Biester erledigen, wie ihm das bläulich gefärbte Wasser und ein paar abgetrennte Minifangarme verrieten.
Sie schleppten sich keuchend noch einige Meter vom Ufer weg und fielen dann erschöpft zu Boden. Das Wasser hinter ihnen beruhigte sich nur langsam wieder, aber nach einiger Zeit hörte es zu blubbern auf und alles war ruhig. Man hörte nur noch ihr angestrengtes Atmen und das Stöhnen des Narren.
„Wir müssen Eure Wunde versorgen, Narr.“, sagte die Königin und ließ sich von Madame Priscilla ein großes Stück ihres Gewandes abreissen. Der König wandte sich ab. Selbst mit einem kürzeren Rock war der Anblick von Madames Elefantenbeinen eine Zumutung für ihn.
Die Königin verband mit dem Kleidungsfetzen notdürftig die Wunde des Narren, der bei jeder Berührung zusammenzuckte. „Stellt Euch nicht so an.“, raunzte ihn die Königin dabei an. „So groß ist diese Verletzung nun auch wieder nicht. Eure Hühner, Katzen und Ferkel müssen wahrscheinlich Schlimmeres mit Euch erleiden.“
„Vorallem seinen Ferkeln.“, entfuhr es dem König beiläufig, während er sich der Tür näherte, die er vorhin auf dem Kopf des Ungeheuers stehend schon entdeckt hatte.
„Da ist eine Inschrift.“, deutete er mit dem Finger auf die Tür und gebot seinem Gefolge herzukommen. Auf sein Schwert gestützt humpelte der Narr heran, dicht gefolgt von der Königin und Madame Priscilla.
„Tritt ein, bring’ Glück herein.“, las der König vor und drehte sich dann mit einem ratlosen Gesichtsausdruck zu den Anderen um. Die Königin zuckte mit den Schultern, während der Narr etwas umständlich den Aufgabenzettel hervorkramte.
„Beweise Dich in der Kammer der Freuden.“, zitierte er murmelnd den Zettel und sah dann auf die Tür. „Das muss wohl der Zugang zur Kammer der Freuden sein.“, folgerte er.
„Wir werden sehen.“, schulterzuckend trat der König vor die Tür und drückte deren Griff herunter. Ein leises lustvolles Stöhnen erklang. Augenblicklich ließ der König den Griff wieder los. „Was war das?“, fragte er und erntete von den Anderen nur ratlose Blicke. Er drückte den Türgriff ein weiteres Mal nach unten. Wieder war ein leises lustvolles Aufstöhnen zu hören. „Na gut.“, sprach der König. „So schlimm kann das ja nicht werden.“ Er öffnete die Tür, die beim Aufschwingen anstatt zu knarren und zu quietschen ein frivoles „Aaaah“ von sich gab. Nacheinander gingen sie durch die Tür, die sich mit einem Seufzer hinter ihnen wieder von alleine schloß.
Der Raum, der sich vor ihnen erstreckte war nicht sonderlich groß, dafür aber sehr einladend ausgestaltet. In kleinen Mauernischen flackerten goldene Öllampen und tauchten Alles in ein warmes angenehmes Licht. Von der Decke hingen an goldenen Ketten ebenfalls Lampen, in deren Inneren Kerzen brannten. Die scherenschnittartigen Gehäuse warfen erotische Schattenbilder an die Wände. Der Boden schien eine einzige riesige Matratze zu sein, die mit rotem Samt und roter Seide bedeckt war. Überall lagen Kissen herum, die mit frivolen Motiven bestickt waren, die goldfarben schimmerten. Der Eingangstür gegenüber sahen sie eine große Doppelflügeltür, die rot gestrichen war und goldene Beschläge zeigte.
„Ah.“, kam es etwas zögerlich und lahm aus dem Mund des Königs.
„Öha.“, kommentierte der Narr die Szenerie.
Madame Priscilla gab nur ein verächtliches Grunzen von sich, während die Königin sagte: „Ach schau an. Das sieht aber hübsch aus. So ein Zimmer würde mir auch gefallen...oben im Schloß.“.
„Ihr müsst doch nicht unzufrieden sein, oder?“, wandte sich der König zu ihr um und steckte sein immer noch gezücktes Schwert zurück in die Scheide. Die Königin tat es ihm gleich und zuckte als Antwort nur mit den Schultern.
„Lasst uns sehen, ob wir die Tür dort öffnen können.“, sprach der König und ging über die nachgiebige Matratze schwankend auf die andere Seite des Raumes. „Kein Schloß, keine Griffe.“, stellte er enttäuscht fest und tastete die Tür ab, die bei jeder Berührung ein gehauchtes Keuchen von sich gab.
„Ich glaube nicht, daß sich diese Tür so einfach öffnen lässt, Hoheit.“, sagte Madame Priscilla und machte es sich in einer Ecke der Matratze mit ein paar Kissen gemütlich. „Immerhin heisst es in der Aufgabe, daß Ihr Euch beweisen müsst.“, dabei drehte sie sich auf den Rücken und betrachtete im Liegen die Schattenbilder, die an der Wand tanzten. Auch der Narr hatte sich mittlerweile unweit der Madame auf die Matratze fallen lassen, streckte sich und gähnte.
Die Königin schnallte ihr Schwert ab und machte es sich ebenfalls auf ein paar Kissen bequem. „Lasst uns doch ein wenig ausruhen. Vielleicht fällt uns ja dann etwas ein, wie wir die Tür dort überwinden können.“, sprach sie und räkelte sich dabei.
Der König sah sein müdes Gefolge an und dann wieder auf die Tür. Er kniff die Lippen zusammen und dachte angestrengt nach. Wie war diese stöhnende Tür nur zu öffnen? Er schnallte sich ebenfalls sein Schwertgehänge ab, ließ es achtlos fallen, ignorierte geflissentlich das Gebimmel dabei und setzte sich. Er schloß die Augen, streckte die Beine aus und lehnte sich dabei mit dem Rücken an die Tür. Die gab bei der Berührung wieder ein leises lustvolles Wispern von sich. Er schob den Kopf in den Nacken, atmete tief durch und machte dann die Augen wieder auf. Sein Blick fiel auf die erotischen Schattenbilder, die flackernd an den Wänden zu sehen waren. Er riss die Augen auf, als er plötzlich einen Einfall hatte.
Ende von Teil 11
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