Originaltitel: Lycke (2015)
Ullstein Verlag 2017, 313 Seiten
Auftakt zu einer Serie um die Kriminalreporterin Ellen Tamm
Über den Inhalt:
Die achtjährige Lycke verschwindet an einem verregneten, kalten Tag spurlos. Mitten in Stockholm, niemand hat etwas gesehen. Kriminalreporterin Ellen Tamm soll darüber berichten. Der Auftrag reißt alte Wunden auf. Ellens Zwillingsschwester ist Jahre zuvor tödlich verunglückt, bis heute macht Ellen sich deshalb schwere Vorwürfe. Jetzt sucht sie Tag und Nacht nach Lycke, bis zur völligen Erschöpfung. Kann sie das Mädchen retten und endlich Frieden finden?
Über die Autorin:
Mikaela Bley wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm. Um ihren ersten Krimi zu schreiben, kündigte sie ihren Job beim schwedischen Fernsehsender SV4. Ihr Debüt Glücksmädchen wurde auf Anhieb ein Bestseller.
Meine Meinung:
Ellen Tamm ist Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehsender TV4 und hat bis heute den frühen Unfalltod ihrer Zwillingsschwester Elsa nicht verarbeitet. Als sie über das Verschwinden der 8-jährigen Lycke berichten soll, bricht das alte Wunden wieder auf. Sie stürzt sich in die Suche nach Lycke.
In einfacher Sprache und kurzen Sätzen erzählt die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aus der Sicht von Ellen, gelegentlich unterbrochen von Lyckes Mutter Helena, ihrer Stiefmutter Chloé und ihrer Kinderfrau Mona.
Die Kriminalreporterin, die auf eigene Faust ermittelt und ein Trauma mit sich herumschleppt, die geschiedene Exfrau, die von ihrem Mann nicht loskommt, die neue eifersüchtige Ehefrau, das Kind, das sich nicht geliebt fühlt, der Vorgesetzte, mit dem die Protagonistin ein kurzes Verhältnis hatte – manchmal liegt der Reiz im Bekannten oder Alltäglichkeiten, hier ist das nicht der Fall. Die Geschichte hat mich seltsam unbeteiligt gelassen, konnte mich nicht berühren oder gar packen. Vielleicht auch, weil ich mit Ellen von Anfang an nicht zurechtkam. Und nicht nur mit ihr. Alle beteiligten Personen verhalten sich merkwürdig, ohne dass sich nachvollziehen lässt warum oder sie erfüllen einfach nur gängige Klischées.
Zudem erinnert Ellen Tamm doch sehr an die Journalistin Annika Bengtzon, die Serienfigur von Liza Marklund. Diese ist ebenso halsstarrig und widerspenstig und läuft oft mal mit dem Kopf gegen die Wand, nur kommt sie dabei bei weitem authentischer und sympathischer rüber.
Ich hatte auch Probleme mit der Auflösung. Das Motiv des Täters ist aus meiner Sicht nicht schwerwiegend genug, um eine solche Tat zu rechtfertigen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich kein klares Bild von Lycke ergibt. Es gibt nur eine kurze Rückblende, ansonsten sind wir auf die Wahrnehmung der Personen aus ihrer Umgebung angewiesen und das reicht aus meiner Sicht nicht, um die Situation wirklich nachvollziehen zu können.
Mikaela Bley liefert keine neuen Ideen und sorgt auch sonst außer in einigen kurzen Momenten nicht für Spannung. Dies ist der Auftakt zu einer Serie, und vielleicht wird die Autorin in Zukunft ja mutiger in ihrer Figurenzeichnung. Ich werde die Reihe nicht weiterverfolgen, dafür ist Ellen Tamm einfach nicht interessant genug.