Verlag: Edition Rugerup
2016
Kurzbeschreibung:
Aus einem Impuls heraus verlässt Walter Manning sein erfolgreiches Leben und fährt nach Nordfrankreich, wo er sich in einem Fischerort ein Zimmer nimmt und nach zwei Jahren Enthaltsamkeit wieder mit dem Trinken beginnt. Seine Freundin Nora Dorée, eine begnadete Schauspielerin, findet nur seinen kurzen Abschiedsbrief: „Ich bin weg“. Aus verschiedenen Perspektiven beschreibt der Roman das Leben dreier Menschen in glasklarer Prosa.
Über den Autor:
Remco Campert (* 1929) ist eine der großen, prägenden Stimmen der Niederlande. Er schreibt Gedichte, Erzählungen und Romane, arbeitete als Übersetzer, Herausgeber, Lektor und bis heute als Kolumnist. Sein Vater, der Schriftsteller Jan Campert, war Fluchthelfer für niederländische Juden und starb 1943 im KZ Neuengamme. Seine Mutter, die Schauspielerin Joekie Brodelet, war oft auf Tournee, so wuchs er bei den Großeltern auf. Schon Camperts erster Roman wurde1961 in den Niederlanden zu einem Bestseller. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 100 Titel.
Über die Übersetzerin:
Marianne Holberg studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete zunächst als Lehrerin. Seit 1994 übersetzt sie aus dem Niederländischen. Sie hat u.a. Romane von Maarten ’t Hart, Hella S. Haasse, Tonke Dragt und immer wieder Remco Campert ins Deutsche übertragen.
Mein Eindruck:
Das nach längerer Zeit mal wieder ein Roman des niederländischen Schriftstellers Remco Campert erscheint, ist für mich etwas Besonderes. Fast hätte ich es nicht bemerkt, denn im Gegensatz zu seinen Kollegen Cees Nooteboom und Harry Mulisch erscheint Remco Campert in Deutschland nur bei Kleinverlagen.
Hotel Du Nord erschien im Original 2013 und bietet viel.
Es geht um Walter Manning, einen alternden Schriftsteller in der Krise. Mit seinen Gedichten wenig erfolgreich, schreibt er zuletzt nur noch Drehbücher. Einer der Filme nach einem seiner Drehbücher wurde jetzt ein bescheidender Erfolg und läuft auf Filmfestivals.
Spontan verlässt Manning seine junge Freundin Nora, die in dem Film die Hauptrolle spielt. Manning zieht sich zurück in den kleinen Fischerort Duneville in Nordfrankreich und fängt nach Jahren wieder an zu trinken. Dabei reflektiert er sein Leben. Er wuchs als Waise in Pflegefamilien auf, aus denen er immer wieder weglief.
Sein plötzliches Verschwinden bringt den „Journalisten“ Henri auf seine Spur, um daraus eine Story für ein Boulevardblatt zu machen.
Die Kapitel wechseln perspektivisch. Meistens in Walter Manning im Mittelpunkt, mal auch Nora oder Henri. Das ist ziemlich gut gemacht und dieser konzentrierte Stil macht den Roman so gelungen. Außerdem überzeugten mich die Themen.