Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: Bookspot Verlag
erschienen am 30. November 2016
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
zur Autorin: (Quelle: Bookspot-Verlag)
Kaja Bergmann, Jahrgang 1992, studiert derzeit Deutsch und Kunst auf Lehramt in Marburg. Nach ihrem erfolgreichen Debüt „Gabriel“, erschienen 2013 bei Bookspot, präsentierte die junge Autorin mit „Der Mephisto-Deal“ und “Mnemophobia” zwei spannende All-Age-Thriller. Auch ihr neuer Roman „30 Sekunden zu spät“ wird Leser ab 14 Jahren mit unerwarteten Wendungen fesseln.
zum Inhalt:
Nepomuk besucht seinen an Demenz erkrankten Opa im Seniorenheim. Dessen Erinnerungen an vergangene Tage und auch an seine Großmutter scheinen den jungen Mann in eine angespannte Stimmung zu versetzen. Als Leser kann man nun beobachten, wie er nach dem Verlassen des Patientenzimmers ein nur auf den ersten Blick unauffälliges Leben führt. Dazu gehört Miranda als Nepos feste Freundin. Beide fahren spontan an die Nordsee, weil Nepo dort eine Sache finden muss, die mit seinen Großeltern zu tun hat. Allerdings nimmt der Verlauf der Geschichte dort eine überraschende Wendung.
meine Meinung:
Kaja Bergmann beschreibt in diesem All-Ager, den ich eher zum Genre Jugendbuch zählen würde, zwei Wochen im Leben der zwei jungen Leute. Unterteilt ist die Handlung in zwei Teile, die je aus Sicht der beiden Hauptfiguren geschildert werden. Nepo macht den Anfang und nimmt die Leser mit auf die Fahrt nach Büsum, wo er eine unspezifizierte Sache sucht. Kleine Erwähnungen seiner Befindlichkeiten lassen schnell erahnen, dass es sich hier um einen Menschen handelt, der möglicherweise ernsthaft erkrankt ist. Seine Kopfschmerzen, die sprunghaften Handlungen und vor allem die Erwähnung seiner Tabletteneinnahme verstärken diesen Eindruck. Miranda ist in dieser Darstellung der ruhende Pol für ihn, die wie ein Aufpasser agiert. Allerdings taucht auch immer wieder ein ominöser Tramp auf, der ein eigentümliches Interesse an dem Paar hat. Es könnte alles so harmlos sein, aber dann endet die Geschichte so tragisch.
Der zweite Abschnitt beginnt ebenfalls am 10. September und gibt die Perspektive von Miranda wieder. Schon anfangs fallen Veränderungen im Verlauf auf, obwohl doch eigentlich beide Figuren dasselbe erlebt haben. Mirandas Sicht verwirrt zunächst, da die bekannte Handlung offenbar ganz anders stattgefunden hat. Die nun geweckte Neugier lässt die knapp 180 Seiten wie im Flug vergehen. Zurück bleibt die Frage, welche Version denn nun die richtige war, da auf keinen Fall beide stimmen können. Das Buch fasziniert eher durch die geballte Ladung an Psychologie, die bei genauerer Betrachtung zum Vorschein kommt, weniger durch klassische Spannung. Dazu passend wird auch auf eine allzu detaillierte Zeichnung der Charaktere verzichtet.
Das offene Ende macht einen Großteil der Stärke des Buches aus. Alles ist möglich, nichts muss sich zwingend so ereignet haben. Jüngere Leser bekommen hier eine Ahnung von der Vielfalt an Möglichkeiten, die eine Situation bietet, auch wenn man meint, dasselbe erlebt zu haben. Die Autorin spielt zudem noch mit ernsten Themen wie Paranoia und Zwangshandlungen. Die wichtigen Themen sind nicht so häufig in Romanen zu finden und bekommen hier eine geeignete Bühne. Leser des vorangegangen Romans "Mephisto-Deal" werden die Figuren wiedererkennen. Kenntnisse sind allerdings nicht erforderlich. Der anspruchsvolle Unterhaltungswert reicht hier für eine Leseempfehlung. (7 von 10)