Anna Gavaldas Buch "Ab morgen wird alles anders" beinhaltet 5 Kurzgeschichten.
5 Geschichten über das alltägliche Leid, die Verfahrenheit des Lebens, aber auch über die Hoffnung. Die manchmal nur ganz leise ist.
Zu den einzelnen Geschichten:
1. Mein Hund wird Sterben (28 Seiten)
Der Protagonist hat durch einen Schicksalsschlag das Wertvollste verloren. Es war am überlegen aufzugeben, als er den Hund fand. Nun ist der Hund alt geworden. Im Wechsel erzählt er von der Vergangenheit und der Gegenwart. Unglaublich empathisch ist die Geschichte geschrieben. Man spürt den Druck im eigenen Herz, über das, was er erlebt hat. Stellte sich die Frage, wie das traurige Dasein nun weiter gehen kann. Der Protagonist rechnete nicht mehr mit einer positiven Wendung. Und da, als alles verloren schien, tauchte ein sanfter Hoffnungschimmer auf. Diese Geschichte bekommt von mir 10 Punkte.
2. Mathilde (105 Seiten)
Mathilde verliert in einem Café ihre Tasche mit 10.000€, die nicht ihr eigen sind. Sie arbeitet für ihren Schwager. Disst Leute mit Fake Accounts im Internet, bis die sich bei ihrem Schwager Hilfe holen.
Ja, eines kann Mathilde wirklich gut: Alles runter zu machen. Ihre Mitbewohner, überhaupt jedem, der ihr begegnet und natürlich auch sich selbst. Mich hat Mathilde unglaublich genervt mit ihrer negativen Art, ihrem Zynismus. Auch wenn im Laufe der Geschichte deutlich wird, warum sie so ist, es macht es nicht besser. Selbst als ihr jemand einen richtig großen Gefallen tut, denkt sie nur darüber nach, wie hässlich und fett der Typ ist. Sie sagt nicht mal richtig Danke. Ich habe das Buch zwischendurch echt weglegen müssen. Die Geschichte ist in fünf Akte eingeteilt. Am Ende von Akt 3 sagt sie zu sich selbst, dass sie sich von ihrem "billigen Zynismus" losreißen soll. Da spricht sie mir aus der Seele. Und endlich, im 4. Akt (und nach 79 langen Seiten) wird die Geschichte wieder lesbar. Von mir bekommt die Geschichte nur 3 Punkte
3. Meine Kraftpunkte (28 Seiten)
Das hier ist wirklich eine ganz zauberhafte Erzählung, über einen Vater, der zu seinem kleinen Sohn hält und über eine Kinderlogik, die sich von der der Erwachsenen unterscheidet. Dieser hat in der Schule was angestellt und sein Vater wird "sofort" herbei gerufen. Die Rektorin ist so wütend, dass sie nicht mal die gebotene Höflichkeit beachtet. Da steht nun der kleine Vincent im Rektorzimmer alleine mehreren Leuten gegenüber, die sehr böse auf ihn sind und empört über sein Verhalten.
Vincents Vater aber ist klar, was sein Sohn auch getan hat, er hat es nicht aus Boshaftigkeit heraus gemacht.
Bei der Geschichte wird einem wirklich warm ums Herz und man kann nur jedem Kind so einen Vater wünschen. 10 Punkte.
4. Yann (98 Seiten)
Mit Yann werden Probleme europäischer junger Menschen angesprochen. In Sicherheit aufgewachsen, doch nun gibt es die Wirtschaftskrise und da klammert man sich manchmal eher an die Sicherheit und lässt seine Träume außer Acht.
Als Yann ein Paar trifft, dass so ganz anders lebt und sich liebt als er es kennt, kommt etwas in ihm in Bewegung.
Für mich ist das die tiefgreifendste Geschichte in diesem Buch. Hier wird nicht nur ein Schicksal angesprochen und es gibt nicht nur eine Moral von der Geschichte. Hier kann man die Lebensgeschichte in der Lebensgeschichte in der Lebensgeschichte finden. 10 Punkte gibt es von mir für diese vielschichtige und auch sehr humorvolle Erzählung.
5. Minnesang (27 Seiten)
Lulu geht mit ihrer Freundin auf eine Party, die in einem ganz anderem Milieu spielt, als in dem sie selbst lebt. Beide haben nur eines im Sinn, zu ficken, wie sie selbst sagt.
Die Sprache ist hier etwas derb und der Verlauf der Geschichte unterscheidet sich von dem der anderen. Doch auch hier wird deutlich, nichts ist wie es scheint. 5 Punkte
Ein unterhaltsames Buch, das anregt, über den eigenen Lebensentwurf nachzudenken. Sich zu fragen, wo sich der eigene Mut versteckt hat und wie viel Hoffnung man selbst für die Zukunft hat.
Insgesammt gibt es von mir 7,5 Punkte