ZitatAlles anzeigenOriginal von Nightflower
Ich muss leider gestehen, dass ich total auf Kriegsfuß mit den ganzen Theorien stehe bezüglich Zellgedächtnis und Co. Das macht für mich absolut keinen Sinn. Es steht irgendwie genau dem Gegenüber, was ich in meinem Medizinstudium gelernt habe. Weil für sowas müssten sich ja die Stammzellen die Sachen "merken" und wie soll die Info da reinkommen? "Normale" Zellen haben ja nix mit den Nervenzellen zu tun und auch nix mit Synapsen und so.
Leider schwächt das im Moment das Buch für mich deutlich ab.
Ich finde es spannend, ja, aber der ganze Grund der offenbar dahinter steckt, ist für mich super schwer nachvollziehbar...
Hallo Nightflower, deine Skepsis spiegelt wunderbar den Wissenschaftsstreit wieder, der momentan bei diesem Thema herrscht. Ich kann gut nachvollziehen, dass dir etwas suspekt ist, das dem widerspricht, das du bislang gelernt hast. Aber überlege mal, wie viele Dinge du in deinem Studium gelernt hast, die Medizinstudenten vor 50 oder 100 Jahren für völlig abwegig gehalten hätten! Im 19. Jhd. haben sich die Ärzte und Studenten mit Händen und Füßen gegen Dr. Semmelweiß' Erkenntnis gewehrt, dass ein kausaler Zusammehang besteht zwischen der hohen Mortalitätsrate von Frauen im Kindbettfieber und Untersuchungen derselben durch Medizinstudenten, die zuvor in der Pathologie an Leichen gearbeitet haben (natürlich, ohne sich danach die Hände entsprechend zu säubern). Genau das macht für mich die Faszination der Wissenschaft aus - was immer wir zu wissen glauben, ist nur solange gültig, bis es widerlegt wird. Vergleich mal, was wir heute über die Funktion des Darms wissen, mit dem, was Ärzte vor 50 Jahren zu dem Thema gelernt haben.
Derzeit wissen wir nicht abschließend, wie unser Gedächtnis funktioniert. Wir wissen, welche Gehirnareale aktiv sind und wie die Synapsen agieren, wenn wir uns erinnern. Das können wir sichtbar machen. Nicht die Erinnerung. Der Mensch ist hochkomplex und ich glaube, wir werden noch sehr viel über uns lernen, je feiner die Messinstrumente und raffinierter die Möglichkeiten werden, uns selbst zu erforschen. Ich weiß nicht, was letztlich stimmen wird, aber ich bin inzwischen vielen Ansätzen gegenüber offen, denn es gibt einfach zu viele Dinge, für die wir (noch) keine Erklärungen haben.