Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken

  • Über den Autor (Quelle: Amazon)
    Daniel Kahneman, geboren 1934 in Tel-Aviv, ist einer der weltweit einflussreichsten Kognitionspsychologen. Nach Stationen an der Hebrew University in Jerusalem und der University of British Columbia war er bis 1994 Professor an der University of California in Berkeley und hält seither die Eugene-Higgins-Professur für Psychologie an der Woodrow Wilson School der Princeton University.


    Kahnemann revolutionierte die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten, indem er die Erkenntnisse der Hirnforschung und der Verhaltensbiologie zusammenführt und auf die Wirtschaftswissenschaften anwendet. Für seine Arbeit erhielt Kahneman zahlreiche Auszeichnungen namhafter Universitäten und wurde 2002 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. "Schnelles Denken, langsames Denken" landete unmittelbar nach Erscheinen auf den Bestsellerlisten der New York Times und des Spiegel.


    Das Buch (Quelle: Amazon)
    Intuition oder Vernunft? - Menschliches Verhalten und das Verständnis von Wirtschaft


    Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können.


    Geldhändler, die ganze Bankenimperien ruinieren; Finanzmärkte, die außer Rand und Band sind; Kleinanleger, die ihr Erspartes in Aktien anlegen, ohne je den Wirtschaftsteil einer Zeitung gelesen zu haben: Wer in diesen Zeiten noch an den Homo oeconomicus als rational agierendes Wesen glaubt, dem ist nicht zu helfen.
    Daniel Kahneman liefert eine völlig andere Sichtweise, die nah am wirklichen menschlichen Verhalten orientiert ist und die Wirtschaftsakteure nicht als berechenbare Roboter betrachtet. Sein Fazit: Wir werden niemals immer und überall optimal handeln, wichtige Entscheidungen bleiben unsicher und fehleranfällig. Doch gibt es viele alltägliche Situationen, in denen wir die Qualität und die Folgen unseres Urteils entscheidend verbessern können. Ein Buch, das unser Denken verändern wird.


    Meinung (Quelle: Mein unzuverlässiges Gehirn)
    Spätestens nach diesem Buch sollten wir uns vom Glauben verabschieden, Menschen könnten überwiegend rational denken und handeln. Den Homo Oeconomicus hat es nie gegeben.


    Wir können unserer Intuition genauso wenig trauen, wie unserem Verstand. Illusionen und Verzerrungen machen vor niemandem halt, das gilt für Wissenschaftler und für Ottonormalverbraucher gleichermaßen.


    Nur was man gerade weiß, zählt, auch wenn die Ist-Situation kaum repräsentativ ist. Das Gehirn ist ein schlechter Statistiker. Wertpapierhändler meinen, einen Riecher für Aktien zu haben, obwohl sie nachweislich Glück hatten. Selbst Wissenschaftler sind nicht frei von Fehlentscheidungen. Es gibt zahlreiche Beispiele für „Theorieinduzierte Blindheit“: Ein Modell wird 200 Jahre nicht infrage gestellt, obwohl es offensichtliche Schwächen hat, die ignoriert werden. Ärzte formulieren unterschiedliche Behandlungsvorschläge, abhängig davon, ob dieselbe zugrundeliegende Information positiv oder negativ dargestellt wird.


    Nicht nur Ottonormalverbraucher fallen ständig auf die Macht der Wörter herein: Assoziationen beeinflussen uns stärker als wir meinen, man denke dabei nicht nur an Werbebotschaften. Unsere wirtschaftlichen Entscheidungen werden sehr stark von Verlustaversionen geprägt: Ein Verlust von 100 Euro wiegt schwerer als ein 100-Euro-Gewinn. Bei vielen Entscheidungen verlassen wir uns nur auf die Innenperspektive. Eine Außensicht, die uns vor einer Fehlentscheidung schützen könnte, wird ignoriert. Ein Gastwirt, der eine Kneipe eröffnet, unterschätzt die Tatsache, dass über die Hälfte der Kneipen innerhalb von drei Jahren dichtmachen. Ein Vorstandsvorsitzender kauft ein Unternehmen hinzu, obwohl er keine verlässlichen Daten über das Unternehmen sowie über den Wettbewerb hat. Dass fast alle großen Merger in die Hose gehen, übersieht er.


    Wenn wir uns erinnern, wird eine kurze Phase intensiven Glücks insgesamt höher bewertet als eine längere Phase mäßigen Glücks, obwohl die Summe des Wohlbefindens der längeren Phase eindeutig größer ist. Das gilt im Übrigen auch für Schmerzen: Wir fürchten eine kurze Phase starker Schmerzen mehr als eine lange Phase mittlerer Schmerzen.


    Die Vernachlässigung der Dauer, die übertriebene Gewichtung von Höchstständen und Enden von Lustzuständen oder Schmerzen, führen zur falschen Bewertung unserer tatsächlichen Erfahrungen. Hinzu kommt der Einfluss von aktuellen Stimmungslagen und Verzerrungen.


    Das Ding an sich werde ich nie erfassen, das wusste ich vorher. Dass ich aber meinem Denkapparat so stark misstrauen sollte, ist für mich die bittere Erkenntnis dieses Buches.