Adrian McKinty: Dirty Cops
Suhrkamp Verlag 12. Februar 2018. 370 Seiten
ISBN-10: 3518468421
ISBN-13: 978-3518468425. 14,95€
Originaltitel: Police at the Station and They Don't Look Friendly
Übersetzer: Peter Torberg
Verlagstext
Belfast 1988: Ein Mann wird mit einem Pfeil im Rücken tot aufgefunden. Es waren wohl kaum Indianer, und auch Robin Hood dürfte als Täter nicht in Frage kommen. Und da das Opfer eh nur ein Drogendealer war, könnte man sein kurioses Dahinscheiden ruhigen Gewissens zu den Akten legen. Doch Inspector Sean Duffy tut sich schwer damit, Morde zu den Akten zu legen – auch wenn seine Vorgesetzten ihn dazu drängen und der Haussegen bei der jungen Familie Duffy gerade reichlich schief hängt. Und noch jemand möchte Duffy zum Aufgeben zwingen: Eines Nachts findet er sich im Wald wieder, wo drei bewaffnete, maskierte Gestalten ihn dazu zwingen, sein eigenes Grab auszuheben …
Ein neuer Fall für Sean Duffy, den katholischen Bullen im Belfast der düsteren 80er Jahre. Gejagt von unbekannten Kräften, bedroht von internen Ermittlungen, unter Druck gesetzt von der Mutter seines Kindes, versucht er, einen der wahnwitzigsten Mordfälle seiner Laufbahn aufzuklären, ohne dabei sein eigenes Leben zu verlieren.
Der Autor über sich
I was born and grew up in Carrickfergus, Northern Ireland. I studied law at Warwick University and philosophy at Oxford University. In the early 90's I emigrated to New York City where I worked at various odd jobs with varying degrees of legality until 2001 when I moved to Denver, Colorado to become a high school English teacher. In 2008 I emigrated again, this time to Melbourne, Australia with my wife and kids.
Inhalt
In der Coronation Road von Carrickfergus/Nordirland lebt man als Katholik unter Protestanten länger mit festen Gewohnheiten. Für Seargent Sean Duffy hieß die Morgenroutine bisher: Kaffee, Zigarette, unter dem PKW nach einer Bombe suchen, zum Dienst fahren. Fast 20 Jahre Polizeidienst haben selbst an Duffy genagt. Duffys erweitertes Morgenritual heißt nun: Kaffee, Zigarette, Asthma-Medikament inhalieren, Bombe suchen, den „Beemer“ starten. Duffy und seine Lieblingskollege McCrabban ermitteln in Belfast im Fall eines Mordes per Armbrust. Wer greift in einer Stadt zur Armbrust, in der tonnenweise Waffen im Umlauf sind? Deauville, das Opfer, hat nach kurzer Tätigkeit in einer Reserve-Einheit der irischen Polizei im Ausland mit Postraub und Drogenhandel eine Karriere als Schwerkrimineller hingelegt. Sich nun als neuer Dealer in Belfast niederzulassen, scheint eine der schlechteren Ideen Deauvilles zu sein. Die Reviere sind fest unter den paramilitärischen Einheiten der Bürgerkriegsparteien verteilt, sie kassieren Schutzgeld und bekämpfen sich mithilfe von Tarnorganisationen bis aufs Blut. Typisch für Duffy, scheint auch dieser Fall so zu verlaufen, dass der Ermittler an einem Faden zieht und damit an höherer Stelle ein Erdbeben auslöst. Als im Prolog Duffy von einem Erschießungskommando der IRA in einen Wald bei Belfast getrieben wird, dachte ich, was für ein bescheuerter Tod, sollte Duffy das letzte seiner vielen Leben verspielt haben?
Auch in Duffys Privatleben gehen die Wogen hoch. Er lebt in seinem alten Haus mit Beth und dem gemeinsamen Baby Emma. Beth will weg aus der Region Belfast, endlich keine Angst mehr um sich und ihre Familie haben. Doch die Coronation Road ist Duffys persönliches Revier, hier kennt er Leute, die ihm einen Gefallen schulden und ihn mit Informationen versorgen. Duffy ist schwer vorstellbar in einem vom Schwiegervater spendierten Bungalow mit Doppelgarage. Beth hat als Botin im Grunde nur die unbequeme Wahrheit ausgesprochen. Die Region ist wirtschaftlich am Ende, an die 20 000 Arbeitsplätze sind verloren gegangen und das Land geht vor die Hunde. Außer Auswandern, Polizist werden oder mit Drogen handeln gibt es kaum Optionen. Lange genug hat der Gedanke an Duffy genagt, dass es drüben in Schottland keinen Bürgerkrieg gibt. Kollege MacCrabban zählt die Jahre bis zum Pensionsanspruch, und deutet den bevorstehenden Abschied von zwei pflichtbewussten Polizisten an, deren Talente allein die Abteilung für Interne Ermittlungen nicht zu schätzen weiß.
Fazit
Adrian McKinty blättert noch einmal die Absurdität des Nordirland-Konflikts auf. Zwei-Wort-Sätze im Stakkato, Nebel, Regen, Schnee - Duffys unnachahmliche persönliche Tonspur aus Melancholie und Sarkasmus stimmt seine Leser auf bedeutende Umbrüche in Duffys Leben ein. Ein starker, emotionaler sechster Band der Duffy-Serie, hoffentlich nur ein ganz großer Cliffhänger, der zu einer Wiederbegegnung mit dem katholischen Bullen überleitet.
10 von 10 Punkten