Tintenherzzitat - trifft es auf euch zu?

  • Seit ich Tintenherz von Cornelia Funke gelesen habe, geht mir ein Zitat nicht mehr aus dem Kopf.



    Das Buch wird anfangen, deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst du wieder dort sein, wo du zuerst drin gelesen hast. Schon mit den ersten Wörtern wird alles zurückkommen: die Bilder, die Gerüche, das Eis, das du beim Lesen gegessen hast... Glaub mir, Bücher sind wie Fliegenpapier. An nichts haften Erinnerungen so gut wie an bedruckten Seiten.


    Geht es euch auch so?
    Ich kann euch wirklich bei fast jedem Buch sagen, wann und wo ich es zum ersten Mal gelesen habe.


    Wie ist es bei euch?

  • Tintenherz :heisseliebe


    Gute Frage!


    Ich glaube bei mir trifft das nicht ganz so zu. Es ist auch schwer zu sagen, da ich nur selten ein Buch noch einmal lese.
    Als Beispiel hätte ich da 'Die unendliche Geschichte' von Michael Ende. Das habe ich schon mehrere Male gelesen. Ich erinnere mich dabei immer daran, wann ich zum ersten Mal vom Buch erfuhr und wann ich mir dieses Buch gekaufte und in welchem Lebensabschnitt ich mich da so befand. Aber eigentlich muss ich es nicht mal lesen, um mich in meine Kindheit hineinversetzt zu fühlen. Es reicht schon, wenn ich das Buch sehe oder es erwähnt wird. Jetzt wird es mich immer auch an eine meiner Freundinnen erinnern, weil ich es ihr vorlese.


    Damit ich mich bei einem Buch beim nächsten Lesen wieder daran erinnere, wo ich damals war und wie es da so war, muss ich mich irgendwo anders aufgehalten haben, als zu Hause oder an Orten, an denen ich öfters war. Also, es muss ein Ort der Seltenheit gewesen sein. Aber da reicht es eigentlich auch schon aus, wenn ich das Buch sehe. :gruebel


    Ich glaube, es ist eher anders herum. Wenn ich beim Lesen z.B. etwas bestimmtes aß, das ich zum ersten Mal aß, erinnere ich mich beim wiederholten Essen daran, was ich zu diesem Zeitpunkt tat und in welcher Umgebung.


    Vielleicht wird es mir in der Zukunft jetzt bewusster auffallen, ob bei mir beim Lesen Erinnerungen auftauchen, wenn ich ein Buch noch einmal lese. Ich werde mal darauf achten.
    Tintenherz steht da auch auf meiner Liste. :-]

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Bei mir ist das ähnlich wie bei sasaornifee: Bestimmte Bücher erinnern mich an besondere Orte, an denen sie gelesen wurden (z.B. im Urlaub) oder an besondere Ereignisse (z.B. die Lesung, bei der das Buch erworben oder signiert wurde).
    Dass mich das wiederholte Lesen einer Szene an bestimmte Dinge denken lässt, trifft nicht zu. Im Gegenteil: Bei manchen Büchern, die ich erneut aufschlage, kann ich mich gar nicht daran erinnern, dieses oder jenes bereits gelesen zu haben. Man erinnert sich ja schließlich nicht an jedes Detail des Buches, sondern auch da nur an die besonderen Stellen.

  • Zitat

    Original von sasaornifee
    ...
    Damit ich mich bei einem Buch beim nächsten Lesen wieder daran erinnere, wo ich damals war und wie es da so war, muss ich mich irgendwo anders aufgehalten haben, als zu Hause oder an Orten, an denen ich öfters war. Also, es muss ein Ort der Seltenheit gewesen sein. Aber da reicht es eigentlich auch schon aus, wenn ich das Buch sehe. :gruebel


    Ich glaube, es ist eher anders herum. Wenn ich beim Lesen z.B. etwas bestimmtes aß, das ich zum ersten Mal aß, erinnere ich mich beim wiederholten Essen daran, was ich zu diesem Zeitpunkt tat und in welcher Umgebung.


    Bei mir hängt es davon ab, wie alt ich zu dem Zeitpunkt war und ob ich ein besonderes Buch gelesen habe oder "nur" einen von 50 Krimis, die ich im ganzen Jahr weggeschnurpst habe. Ich kann mich noch sehr gut an das Szenario erinnern, als ich in den Ferien die Bücherregale meiner älteren Cousins und Cousinen leergelesen habe, Ort, Jahreszeit, was es zu essen gab und welche Haustiere die Familien zu der Zeit hatte. Später funktionierte es oft so, dass ich mich an das Buch, seine Coverfarbe erinnern kann und in welchem Land die Geschichte spielte. Neulich habe ich das ganze Haus nach einem bestimmten roten Buch mit einem bestimmten Thema durchsucht. Nur war leider der Buchrücken des roten Buches weiß. :schlaeger

  • Bei mir trifft das überhaupt nicht zu. Ich kann bei keinem Buch sagen, unter welchen Umständen ich es gelesen habe. Wenn ein Buch gut ist, versinke ich drin und bekomme von der Außenwelt so gut wie nichts mehr mit. Ich kann dir von Büchern erzählen, die ich vor 20 Jahren gelesen habe, und deren Geschichte mich bis heute beschäftigt - aber wo ich sie gelesen habe? Keine Ahnung. Ich kann dir nicht mal sagen, wo ich mein derzeitiges Buch angefangen habe.

  • Erst kürzlich hatte ich einen ähnlichen Gedanken, nämlich als ich über ein Buch gestolpert bin, bei dem ich noch genau wusste, wann und wo ich es gelesen hatte. :-] Allerdings geht mir das nur bei manchen Büchern so, bei anderen weiß ich überhaupt gar nichts mehr über die äußeren Umstände. Wahrscheinlich bleiben einenen Lesesituationen außerhalb des "normalen" Umfeldes wesentlich besser in Erinnerung, als die Lesestunden auf der Couch. Also von daher: Jein. :-]

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Bei mir trifft das überhaupt nicht zu. Ich kann bei keinem Buch sagen, unter welchen Umständen ich es gelesen habe. Wenn ein Buch gut ist, versinke ich drin und bekomme von der Außenwelt so gut wie nichts mehr mit. Ich kann dir von Büchern erzählen, die ich vor 20 Jahren gelesen habe, und deren Geschichte mich bis heute beschäftigt - aber wo ich sie gelesen habe? Keine Ahnung. Ich kann dir nicht mal sagen, wo ich mein derzeitiges Buch angefangen habe.


    :write


    Geht mir genauso.
    Ist in meinem Fall dann auch ein Kompliment für die Geschichte, wenn ich so darin eintauche, dass ich die Außenwelt einen Moment vergesse...wenn ich es dann irgendwann wieder aufschlage, ist es eher so, dass die Geschichte zu mir zurückkommt und ich mich daran wieder erinnere, aber nicht an die Leseumstände.

  • Zitat

    Original von sasaornifee



    Damit ich mich bei einem Buch beim nächsten Lesen wieder daran erinnere, wo ich damals war und wie es da so war, muss ich mich irgendwo anders aufgehalten haben, als zu Hause oder an Orten, an denen ich öfters war. Also, es muss ein Ort der Seltenheit gewesen sein. Aber da reicht es eigentlich auch schon aus, wenn ich das Buch sehe. :gruebel


    Darüber hab ich mal nachgedacht, das stimmt bei mir auch in gewisser Weise. Zumindest macht es das einfacher, sich daran zu erinnern.
    Aber auch bei Büchern, die ich einfach auf der Couch gelesen habe, erinnere ich mich dann beim 2. Lesen auch an die Umstände, z.B. ob es abends oder morgens war, was so um die Zeit passiert ist etc.

  • Zitat

    Original von LeseBär


    Dass mich das wiederholte Lesen einer Szene an bestimmte Dinge denken lässt, trifft nicht zu. Im Gegenteil: Bei manchen Büchern, die ich erneut aufschlage, kann ich mich gar nicht daran erinnern, dieses oder jenes bereits gelesen zu haben. Man erinnert sich ja schließlich nicht an jedes Detail des Buches, sondern auch da nur an die besonderen Stellen.


    Ja, da geht es mir ähnlich. Gerade wenn ich Bücher für lange Zeit nicht gelesen habe, gibt es Szenen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich sie je gelesen habe (muss ich ja aber gemacht haben). Also die besonderen Szenen verbindet man mit etwas evtl, aber wie du sagst, alles merkt man sich sowieso nicht.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Neulich habe ich das ganze Haus nach einem bestimmten roten Buch mit einem bestimmten Thema durchsucht. Nur war leider der Buchrücken des roten Buches weiß. :schlaeger


    Oh, wie gut ich das kenne! Man erinnert sich an ein bestimmtes Detail, und am Ende war es dann doch nur leicht anders und genau dann findet man das Buch nicht. Ich habe neulich ein Buch gesucht, von dem ich wusste, dass es einen schönen, himmelblauen Einband hatte. Nur doof, dass ich diese Papiereinbände beim Lesen immer abmache, da sie mich stören und das Buch deswegen komplett schwarz im Schrank stand. Erst als ich dann in Verzweiflung nach den Titeln geguckt hab, kam ich drauf, dieses Buch zu nehmen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Bei mir trifft das überhaupt nicht zu. Ich kann bei keinem Buch sagen, unter welchen Umständen ich es gelesen habe. Wenn ein Buch gut ist, versinke ich drin und bekomme von der Außenwelt so gut wie nichts mehr mit. Ich kann dir von Büchern erzählen, die ich vor 20 Jahren gelesen habe, und deren Geschichte mich bis heute beschäftigt - aber wo ich sie gelesen habe? Keine Ahnung. Ich kann dir nicht mal sagen, wo ich mein derzeitiges Buch angefangen habe.


    Okay, da ist wohl doch jeder unterschiedlich. Aber das mit dem Versinken, das kenne ich auch gut. Ich sitze teilweise im Zug und bekomme überhaupt nicht mehr mit, an welcher Haltestelle ich gerade bin. Irgendwann werde ich meine mal verpassen, weil das Buch so spannend ist und ich dann nichts mehr höre!

  • Zitat

    Original von Buchdoktor: Später funktionierte es oft so, dass ich mich an das Buch, seine Coverfarbe erinnern kann und in welchem Land die Geschichte spielte. Neulich habe ich das ganze Haus nach einem bestimmten roten Buch mit einem bestimmten Thema durchsucht. Nur war leider der Buchrücken des roten Buches weiß.


    Oh, das kenne ich gut! Ging mir schon mehrmals so.


    Bei vielen Büchern erinnere ich mich noch gut daran, wo ich sie gelesen habe, wie alt ich ungefähr war, die Stimmung in dieser Zeit usw., da ich früher oft umgezogen bin und daher die Erinnerungen an die verschiedenen WGs oder Beziehungen und die jeweiligen Häuser oder Wohnungen mit dem Buch verknüpft sind.
    Und bei sehr vielen Büchern die ich als Jugendliche las, war es so, dass meine Mutter mich alle 1-2 Stunden unterbrach und mich aufforderte, abzuwaschen. Ich war so ins Buch vertieft, dass ich immer ja, gleich sagte und sie ansonsten gar nicht wahrnahm. Abends stand sie dann regelmäßig wie eine Furie vor mir und wetterte wild herum und ich konnte mich überhaupt nicht daran erinnern, dass sie mich schon 5 oder 6-mal angesprochen hatte.
    Im Urlaub gelesene Bücher blieben manchmal auch hängen und sind dann für immer mit der Landschaft, dem Ferienhaus, dem Liegestuhl hinter einem solchen Haus oder einem bestimmten Café verbunden. Bei manchen Büchern fallen mir auch immer besondere Szene ein, die ich erlebt habe, wenn ich beim Lesen unterbrochen wurde oder mich selbst unterbrach, weil sich etwas in meiner Nähe abspielte, dass mich interessierte und emotional berührte. An solche Details wie z.B. was ich gegessen habe oder wie es duftete erinnere ich mich eher nur selten, mehr an Möbel, Farben und Formen, Bäume oder Geräusche.
    Und nicht zu vergessen: Besonders gut erinnere ich mich an Gespräche, entweder über das Buch oder auch z.B. an aufwühlende Streitgespräche (nicht über das Buch), von denen ich mich dann mit dem Lesen des Buches abzulenken versuchte.

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Besonders gut erinnere ich mich an Gespräche, entweder über das Buch oder auch z.B. an aufwühlende Streitgespräche (nicht über das Buch), von denen ich mich dann mit dem Lesen des Buches abzulenken versuchte.


    Jetzt wo du es sagst: Stimmt total :)
    Aber auch Streitgespräche über das Buch bleiben in Erinnerung, wenn z.B. meine besten Freunde das Buch nicht mochten.


    Oder bei Harry Potter, als meine Freundin es 2012 dann endlich die Filme gesehen hat und mir dann einen Fragenkatalog mit 44 Fragen geschickt hat über Dinge, die sie nicht ganz verstanden hat. Und ich musste es dann immer mit Passagen aus dem Buch erklären. Wenn ich die heute lese, dann denke ich immer daran, welche Frage sie mir gestellt hat :)

  • Ich denke, das trifft eher auf Weingleser zu ;-)


    Bei knapp 100 Büchern im Jahr, weiß ich nicht mehr, was ich dabei gemacht habe, nach Jahren weiß ich ja nicht mal mehr die Jahreszeit, zu der ich es gelesen habe.
    Aber zu besonderen Ereignissen kann ich es dennoch zuordnen.
    Im Kreißsaal, in fast allen Urlauben, bei Umzügen - ja da weiß ich die Titel noch

    Wenn du den roten Faden verloren hast, halte nach einem anderem ausschau, vielleicht ist deiner BUNT
    (Das Leben ist (k)ein Ponyhof - Britta Sabbag)

  • Das oben aufgeführte Tintenherzzitat ist meine Signatur in einem anderem Forum. Mehrere Sätze in Tintenherz haben mir sehr gut gefallen und beschrieben etwas, was ich auch so empfinde. Gerade bei einigen Kinder- und Jugendbüchern, Titeln die ich sehr geliebt habe, erinnere ich mich gut wann ich diese gelesen habe, was ich vielleicht nebenbei vorsichtig genascht habe, ob ich das Bücher nicht aus der Hand legen konnte und aussen herum als Tarnung ein Schulbuch hielt, bzw. Angst von der Mutter entdeckt zu werden. Wohlfühlbücher aus einer Zeit, wo die Probleme und Sorgen noch klein waren und man beschützt war, habe ich auch wieder hervorgeholt, wenn ich Trost brauchte = für die Erinnerungen als alles gut war.


    Als Erwachsener, nach so vielen Jahren Bücher "fressen" weiß ich es bei vielen Büchern noch, doch meine Leselisten sind mir ein besserer Ratgeber als die Erinnerung um nachzuschauben, ob ich ein bestimmtes Buch kenne oder Titel/ Cover sich ähneln. Kinder-und Jugendbücher waren unverwechselbarer. Viele Bücher lese ich und danach gebe ich sie auch gleich weiter, d.h. sie sind nur kurz bei mir und da es keine Blbl. bücher sind, sehe ich sie auch nicht so schnell zufällig wieder.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Zitat

    Original von shaiara
    Ich denke, das trifft eher auf Weingleser zu ;-)


    Verstanden, ich habe gerade gegrübelt, :help was denn weintrinkende Leser = Weinleser/ Weingläser damit zu tun haben. :gruebel


    :knuddel Ich gebe Dir recht, für Wenigleser, die z.B. an einem Ken Follett drei Jahre im Urlaub lesen, sollte dies leichter fallen. Bei der Masse der konsumierten und manchmal ähnlichen Büchern ist das so nicht mehr möglich.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Zitat

    Original von Gucci
    Viele Bücher lese ich und danach gebe ich sie auch gleich weiter, d.h. sie sind nur kurz bei mir und da es keine Blbl. bücher sind, sehe ich sie auch nicht so schnell zufällig wieder.


    Das geht mir genauso. Bei Büchern, die eh in meinem Schrank stehen, sind die Erinnerungen viel eindrücklicher. Das liegt auch daran, dass ich irgendwie alle Bücher, die ich richtig gut fand, einfach haben will! Da kann es schon vorkommen, dass ich eines aus der Bücherei ausleihe und es mir danach dann selbst kaufe!

  • Ich kann das jetzt pauschal nicht bestätigen, aber es gibt bestimmte Bücher, mit denen ich bestimmte Dinge verbinde. Häufig beispielsweise Jahreszeiten. Trivial betrachtet, ist der Potter halt immer im Herbst erschienen :gruebel. Otherland werde ich immer mit JHP Rödler verbinden, weil ich das auf eine Seite getropft hatte aus Versehen. :lache


    Auf der anderen Seite wiederum habe ich so viele Bücher gelesen, dass ich bei manchen gar nicht mehr weiß, wann (oder sogar ob) das war, bzw. worum es überhaupt ging.