O-Ton, Ungekürzte Lesung mit Thomas Mann
3 CDs, Laufzeit: 3h 29
Verlag: der Hörverlag
Kurzbeschreibung:
Thomas Mann bezeichnete "Tonio Kröger" als seinen "Werther" und sein "Lieblingskind": Tonio Kröger, Schriftsteller, bleibt vom Leben ausgeschlossen, so sehr er sich auch danach sehnt. Er erfährt sich als Außenseiter, getrennt von den blonden, blauäugigen Menschen, die eine gesund-vitale Bürgerlichkeit verkörpern. So bringt ihm seine scheue Zuneigung zu Hans Hansen und zu Ingeborg Holm mehr Qual als Erfüllung.
Über den Autor / Sprecher:
Thomas Mann wurde 1875 als Sohn einer Kaufmanns- und Senatorenfamilie in Lübeck geboren. Ohne Abitur und abgeschlossene Ausbildung arbeitete er als Redakteur beim "Simplicissimus", bevor ihm der Roman "Buddenbrooks" (1901) und die Erzählung "Tonio Kröger" (1903) ein Leben als Schriftsteller ermöglichten und ihn schon in jungen Jahren berühmt werden ließen. 1929 erhielt Thomas Mann den Nobelpreis für Literatur, vier Jahre später musste der Schriftsteller aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigrieren. Von 1933 an lebte Thomas Mann im Exil, erst in der Schweiz, ab 1938 in den USA. Dort nahm er 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1952 kehrte Thomas Mann in die Schweiz zurück, wo er 1955, kurz nachdem er zum Ehrenbürger der Stadt Lübeck ernannt wurde, in Kilchberg bei Zürich starb.
Mein Eindruck:
Tonio Kröger habe ich Buch schon gelesen, jetzt habe ich es auch als Hörbuch gehört.
1955 las Thomas Mann seine berühmte frühe Novelle von 1903 selbst ein und er ist ein kongenialer Sprecher seiner Texte. Er lässt sich Zeit und intoniert den Text in angemessener Weise und mit norddeutschen Tonfall. Mit klingt dabei der autobiographische Gehalt der Novelle.
Über die Novelle Tonio Kröger gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die eine halten es für eine der wichtigsten Novellen Manns, die anderen halten den Text für verunglückt,. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Eine gute Geschichte mit interessanten Themen und Motiven, einige Wiederholungen, manche Passagen leicht schräg und das Niveau des Plots lässt zum Ende hin nach.
Das Gespräch zwischen Tonio und der Malerin Lisaweta erscheint mir als zu künstlich und thesenhaft.
Dennoch stimmt es wohl, was Marcel Reich-Ranicki sagte: Der Tonio Kröger ist die Keimzelle von Thomas Manns Werk!
Thomas Mann ist ein bedeutender Interpret seiner eigenen Texte wie es auf dem Niveau heutzutage fast nur noch Martin Walser gibt.