Die Spionin - Paulo Coelho

  • Mata Hari - die Faszinierende


    Paulo Coelho: Die Spionin
    Verlag Diogenes
    Genre Literatur
    Erscheinungstermin 23.11.16
    Seitenanzahl 192
    ISBN 9783257069778
    Preis 19,90 €


    Mata Hari - geheimnisumwittert, faszinierend; ist im Gefängnis, wird abgeholt zu ihrer Erschießung.
    Aufgewachsen in einem langweiligen holländischem Städtchen, missbraucht in einer Internatsschule, sucht sie ein besseres Leben durch eine Heirat mit einem älteren, sadistischen Offizier, der Dienst in Ostindien ableistet. Gedemütigt und misshandelt verlässt sie ihn und flüchtet nach Paris. Voller Ehrgeiz schreckt sie buchstäblich vor gar nichts zurück, um berühmt und reich zu werden. Mit erfundenen exotischen Tänzen erreicht sie ihr Ziel. Eine steile Karriere beginnt, auch in der Politik wird man auf sie aufmerksam.
    Aber wieso wird sie verurteilt und hingerichtet? Als sie altert und keine absolute Sensation mehr ist, wird sie nach am Vorabend des Ersten Weltkrieges nach Deutschland engagiert und soll als Spionin tätig werden. Das offenbart sie den Franzosen. Sie liefert nichts, allenfall ein wenig Klatsch. Aber ein erfolgloser Minister braucht Erfolge und klagt sie als gefährliche Spionin an. Viel zu spät erfasst Mata Hari den Ernst der Lage, hat sie doch durch Geltungsucht und Arroganz ihren Ruf ruiniert. Vermag ein Anwalt zu helfen?


    Spannend zu lesen, wusste ich doch bisher wenig über das Leben der berühmtesten Spionin ever. Geschickt, den Brief ihres Anwaltes zu nutzen, um die "Beweise", die gar nichts beweisen, offen zu legen. Berührend, wie diese Mata Hari, nicht unbedingt sympathisch, aber gefühlvoll und authentisch dargestellt wird.
    Coelho hat seinen eigenen Stil, schreibt präzise und schafft es, hinter die Fassade seiner Figuren zu schauen. Ich meine, "Die Spionin" ist sein bisher gelungenstes Buch.

  • Ich denke, es ist schwierig, und ich finde es mutig von Paulo Coelho, dieses Buch zu schreiben. Wir wissen von Mata Hari nicht viel Belegbares. Das, was über sie bisher geschrieben wurde, ist oft widersprüchlich. Die Gerichtsakten über sie dürfen meines Wissens erst 100 Jahre nach ihrem Tod, also 2017, geöffnet werden. Einige Dokumente sind bekannt, die hat Coelho im Buch abgebildet. Doch die sagen über ihre Person nicht wirklich viel aus.


    Also, so sagt es der Autor ja auch selbst, handelt es sich um viel Fiktion. Sich als Fremder, viel später Geborener, und dann auch noch als Mann in die Persönlichkeit Mata Hari hinein zu versetzen, ist bestimmt nicht einfach. Wenn es überhaupt möglich ist. Ich vermute, das war der Grund, warum er in die Gefühlswelt dieser bemerkenswerten Frau nicht so tief eingestiegen ist. Er konnte das natürlich nicht. Ich habe mich an einigen Stellen im Buch dabei ertappt, dass ich mehr wissen wollte. Da wurde etwas nur kurz angerissen, dann ging es weiter. Aber dann fiel mir wieder ein, dass der Autor das nicht näher beleuchten konnte, denn er konnte das ja nicht wirklich wissen. Und wenn er da seiner eigenen Phantasie freien Lauf gelassen hätte, wäre das wohl zu konstruiert geworden. Nein, Coelho konnte da nicht tiefer einsteigen, aber man hätte es sich ausführlicher gewünscht. Wenn Mata Hari das Buch selbst geschrieben hätten, wäre es sicher ganz anders ausgefallen.
    So, wie es sich darstellt, war sie ein beeindruckende Person. Eine Frau, die ihren eigenen Weg ging, die meiner Ansicht nach auf ihren eigenen Weg mehr oder weniger gezwungen wurde. Wenn sie als Kind in der Schule tatsächlich schon vergewaltigt wurde, dann hat das ihre Persönlichkeit und ihre Entwicklung sicher beeinflusst. Sie hatte Probleme mit intensiven Gefühlen, sie benutzte die Männer, und durch ihr gutes Aussehen kam sie offenbar an sehr einflussreiche Männer heran. Dadurch lernte sie den Luxus kennen und lieben, das prägte sie ebenfalls. Sie wollte nicht einfach leben, und dafür ging sie Risiken ein, die sie wohl selbst nicht richtig einschätzen konnte.


    Das hat Coelho zum Ausdruck gebracht, in der Kürze der Darstellung liegt sicher ein Problem, aber es war für den Autor wohl nicht anders machbar. Die Sprache ist klar, die wenigen Fakten zu Mata Hari sind erwähnt worden. Trotzdem überzeugt mich das nicht ganz. Man möchte mehr über diese Frau wissen, aber vielleicht werden wir nie viel mehr erfahren. Vieles bleibt Spekulation. Und über unbekannte Geschehnisse und nur vermutete Gefühle eine fiktive Geschichte zu schreiben – das ist dann eine Spekulation mehr. Als Schriftsteller stelle ich Coelho nicht in Frage, er schreibt sehr gute Geschichten. Als eine bemerkenswerte Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach unschuldig verurteilt wurde, sehe ich Mata Hari. Dieses Buch mag dazu beitragen, sich an sie wieder zu erinnern. Das ist der positive Teil. Aber der fiktive Brief von Coelho spricht mich nicht an.

  • Marta Hari - eine einzigartige Frau


    Mata Hari - wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? In seinem neuen Buch „Die Spionin“ lässt Paulo Coelho sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis über ihr außergewöhnliches Leben berichten. Sie lebte und liebte nach ihren eigenen Vorstellungen und wurde so zu einer der ersten Feministinnen. Sie war eine besonders außergewöhnliche Person zu ihrer und wusste genau, was sie will und was sie nicht will. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich auf ein gefährliches Doppelspiel ein.
    Mir persönlich hat dieses Buch sehr gut gefallen - ein typischer Coelho, der meine Erwartungen nicht enttäuschte. Der Autor beschreibt sehr gut Gedanken, und Gefühle sowie die Charakterzüge, wie Willensstärke und Zielstrebigkeit, der Protagonistin. Die Fakten und Gegebenheiten sind gut recherchiert, was dem Leser einen guten Einblick in das Leben vom niederländischen Mädchen, später einer exotischen Tänzerin und Spionin Mata Hari, gibt.
    Coelhos „Spionin“ ist keine Mata Haris Biographie, der einzigartige Schreibstil des Autors lässt uns dennoch das Gefühl der damaligen Zeit als sehr lebendig zu empfinden.


    Ein Buch, das uns gut unterhalten und nachdenken lassen kann.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Der Mythos um eine vermeintliche Spionin


    Ich habe schon einige Bücher von Paulo Coelho gelesen und da ich von Mata Hari schon viel gehört hatte, aber gar nicht so richtig wusste, wer das eigentlich war, begann ich mit der Lektüre.


    Coelho gelingt es mal wieder direkt einem als Leser mit seinem einfachen Schreibstil gefangen zu nehmen.


    Mata Hari kommt als Figur hier wirklich außerordentlich zur Geltung und man kauft Coelho auch voll und ganz ab, was er über sie schreibt, denn genauso wird es gewesen sein, dass sie durch dumme Umstände letztendlich zu dem gemacht worden ist, was sie eigentlich nie war.


    Durch diesen Roman ist mir die Figur der Mata Hari deutlich nahe gekommen, denn man hat stets Verständnis für sie und ihr Handeln.


    Fazit: An einigen Stellen war es etwas langatmig, aber alles in allem ein gutes Bild über eine schillernde Persönlichkeit.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten