'Es war einmal Aleppo' - Seiten 102 - 203

  • Ein wenig erinnert mich die Vorgehensweise an Sophies Welt, wo die sachlichen Informationen auch sehr gut mit einer fiktiven Rahmenhandlung verwoben werden. Es gefällt mir sehr gut, wie sich die Unwissenheit Tonis langsam immer mehr lichtet.


    Es gefällt mir sehr gut, wie Jenny hier in diesem Buch an dieses schwierige Thema herangeht und es langsam und verständlich vermittelt. Große Weltpolitik in kleinen Häppchen angerichtet. :anbet

  • Danke, xexos - das war der Plan.
    Meine Lektorin brachte auch den "Sophies Welt" - Vergleich, ich kleiner Banause nenne das Buch ja eher liebevoll meinen kleinen Erklärbären :grin
    Wobei ich diese Assoziation schon vorher im Dialog mit geflüchteten Syrern sehr oft hatte, die sind nämlich ausgesprochen engagiert bei der Sache, wenn es darum geht, syrische oder nahöstliche Politik zu erklären. Da hat auch absolut jeder eine Meinung und selbst Achtjährige diskutieren bereits eifrig mit.

  • Ich habe Sophies Welt vor ewigen Zeiten gelesen und kann mich eigentlich gar nicht mehr daran erinnern, nur dass ich es trocken und schwierig zu lesen fand :gruebel Das ist mit dem Aleppo-Buch gar nicht der Fall, obwohl es schon längere Passagen gibt, in denen Shirvan ausholt und erklärt und die nicht sehr spannend oder unterhaltsam sind, aber sie sind wichtig für die Geschichte. Wir alle hätten die Welt gerne einfach, übersichtlich und verständlich, damit wir uns sicher fühlen können und wenn etwas schief geht, dann machen wir A und es kommt das positive B raus. Leider ist es halt nicht so und es ist wichtig, dass man sich das vor Augen führt und nicht nur klug daherredet und alles besser weiß, aber im Endeffekt nur Müll quatscht.


    Ich bin schon über diesen Abschnitt hinaus geschossen (Kapitel 23) und tue mich jetzt schwer, etwas zu schreiben, weil ich befürchte zu spoilern. e-book auf dem Smartphone zu lesen, geht zwar ganz gut, aber das zurückblättern ist etwas umständlich, besser gesagt, ich kann es nicht einfach. Toni engagiert sich in der Kinderbetreuung und ich finde es sehr toll von ihr, dass sie sich so für die Hintergründe der politischen Entwicklungen interessiert. Ob sie das nur tut, um mit Shirvan sprechen zu können, weil sie ihn süß findet? Aber das glaube ich eigentlich nicht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Am Ende von Kapitel 16 bin ich über eine Formulierung gestolpert und beim nochmaligen Nachlesen bin ich mir nicht mehr sicher, ob man es nicht doch so schreiben kann. Shirvan erzählt von den einzelnen Flüchtlingsschicksalen, z.B. von Süleiman, der Tiermedizin studiert hat und Sportpferde ritt.
    "Wie furchtbar. Ich überlege mir vor, wie es sich anfühlen muss, wenn man schlafen geht und nicht sicher sein kann, dass einem in der Nacht keine Bomben auf den Kopf fallen." Ich denke, es sollte entweder heißen: "ich stelle mir vor" oder "ich überlege mir" :gruebel

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Sophies Welt habe ich vor Jahren gelesen und fand es so toll. Anschließend habe ich noch sehr viel über Philosophie gelesen. Internet gab es damals noch nicht.


    Ich habe noch ca. 1 1/2 Kapitel.


    Ich hoffe sehr, Alex ist kein typischer 19jähriger. Klar, ist das erste Bierchen oder Schnaps eine tolle Sache aber ich glaube und hoffe, Kiffen bis nach dem Frühstück machen nicht so viele, dass das genauso ein Gerückt ist, wie immer sind Ausländer schuld.


    Die Wohnungen und Häuser werden hier auch immer biliger - der Wert verfällt ganz one Asylanten. Es gibt schlicht keine Arbeitsplätze und die jungen Leute müssen anderswo ihr Glück versuchen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich kannte die auch nicht, ich habe aber eine geschenkt bekommen und kann sie bald ausprobieren. Mir war der Name ein Begriff, aber mehr auch nicht.


    Was ich gelernt habe, war: Im Nahen Osten ist es nicht üblich, sich in einer Reihe aufzustellen. Ich habe eine Weile bei der Tafel hier im Ort gearbeitet, bei der auch viele Flüchtlinge Essen holen kamen und es hat mit dem "ordentlich anstellen" nie geklappt. Das hat die Tafel-Mitarbeiter durchaus wütend gemacht, weil sie sich ignoriert und nicht ernst genommen vorkamen.
    Beim Lesen dachte ich so "Hätte ich das mal gewusst und ihnen sagen können... "


    Suzann, ja, da ist wohl was durchgerutscht :) Oder, Mulle? :)

  • Die politischen Details waren mir zum Großteil auch bekannt, aber es ist doch nochmal etwas ganz anderes, das ganze quasi von einem Betroffenen erklärt zu bekommen, auch wenn er nur eine Romanfigur ist.


    Zitat

    Original von Lesebiene



    Ich hoffe sehr, Alex ist kein typischer 19jähriger. Klar, ist das erste Bierchen oder Schnaps eine tolle Sache aber ich glaube und hoffe, Kiffen bis nach dem Frühstück machen nicht so viele, dass das genauso ein Gerückt ist, wie immer sind Ausländer schuld.


    Mein Tagesablauf mit 19 war dem von Alex schon verdammt ähnlich :lache :schnellweg

  • Mir gefällt das Wort "Erklärbär" und ich finde es auch so wunderbar passend für dieses Buch.
    Mir war nicht alles neu was Shirvan erzählt aber sehr sehr vieles. Und ich bin froh es so recht einfach aufgearbeitet präsentiert zu bekommen
    Gerade wenn man Nachrichten schaut oder versucht sich im Internet zu informieren wird man von einer Flut an Informationen geradezu erschlagen


    Mir gefällt auch dass eben nicht Alles "ganz einfach" erklärt wird sondern dass es eben auch Wissenslücken gibt die auch ein Shirvan nicht weiß und die wahrscheinlich niemand wirklich mehr weiß.
    Zb wer gegen wen warum mit wem zusammen kämpft.
    Diese Allianzen und Zusammenhänge sind so komplex. Ich versuche, seit ich Aleppo gelesen habe, mir mehr Informationen anzueignen und die Nachrichten aufmerksamer zu verfolgen aber es ist wirklich schwierig durchzublicken


    Aleppo räumt für mich mit ganz vielen Vorurteilen auf die man so hört und liefert mir gute Gegenargumente

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Zitat

    Original von Wortfinesse
    Ich kannte die auch nicht, ich habe aber eine geschenkt bekommen und kann sie bald ausprobieren. Mir war der Name ein Begriff, aber mehr auch nicht.


    Was ich gelernt habe, war: Im Nahen Osten ist es nicht üblich, sich in einer Reihe aufzustellen. Ich habe eine Weile bei der Tafel hier im Ort gearbeitet, bei der auch viele Flüchtlinge Essen holen kamen und es hat mit dem "ordentlich anstellen" nie geklappt. Das hat die Tafel-Mitarbeiter durchaus wütend gemacht, weil sie sich ignoriert und nicht ernst genommen vorkamen.
    Beim Lesen dachte ich so "Hätte ich das mal gewusst und ihnen sagen können... "


    Wahrscheinlich gibt es ganz viele solcher Missverständnisse die sich aufgrund verschiedener Kulturen und der Sprachbarriere nicht einfach lösen lassen

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • :grin Die Pünktlichkeit ist auch so ein Ding ...
    In der arabischen Welt ist es recht üblich, dass man, wenn man sich um 15 Uhr treffen will, gegen 15 noch den letzten Kaffee trinkt, sich dann anzieht und auf den Weg macht.
    Nun kam ich neulich nach "arabischer Pünktlichkeit" (die mir persönlich ja sehr entgegenkommt!) gegen 15:30Uhr bei meinem Freund Osama an.
    Er sah mich in der Tür streng an und es kam zu diesem kleinen Dialog:
    "Jenny. Du bist halbe Stunde zu spät. Ist das nett? Nicht für mich!"
    "Osama, tust du mir einen Gefallen?"
    "Alle."
    "Hör auf mit der kack Integration!"



    Was die Politik betrifft kam ich damals ohne jede Ahnung in die NUK. Ich war recht fit in Sachen Irak, Iran, da ich da mehr persönlichen Bezug hatte, aber über Syrien wusste ich so gut wie nichts. Ich wusste von der Aleppo-Seife (die kenne ich als Seifenliebhaberin seit Langem) und ich wusste, dass Aleppo in der arabischen Welt ein beliebtes Ziel für Hochzeitsreisen war - man nannte es gern "arabisches Paris".
    Beim Recherchieren hatte ich dann auch erst mal das Gefühl, da keinen Zugang zu finden - es schien mir, als bräuchte man Unmengen an Vorwissen, um zu verstehen, was da eigentlich vor sich geht. Und eben diese "Eingangsstufe" - Nahost für Anfänger - habe ich einfach nicht gefunden. Inzwischen ist das leichter, da das Interesse natürlich zunimmt.
    Ein recht interessanter Link ist z.B. dieser hier - hier werden auch die außenpolitischen Faktoren verständlich miteingebunden:


    Falter.at: Den Syrienkrieg verstehen


    Wobei man auch hier im Hinterkopf behalten muss, dass die Darstellung recht einseitig ist.
    Ich bin wirklich der letzte Menschen auf Erden, der einen Bashar Assad verteidigt - aber man darf nicht ganz vergessen, dass er das alles nicht aus böser Absicht heraus tut.
    Ich glaube dem Mann tatsächlich, dass er Diktator ist, weil er glaubt, nur so eine Art von Demokratie durchdrücken zu können. Und dieser Widerspruch macht es bei aller Betroffenheit irgendwie auch enorm spannend - sieht man es mal nur geschichtlich/ politisch.

  • schöne Geschichte :lache



    Zitat

    Wobei man auch hier im Hinterkopf behalten muss, dass die Darstellung recht einseitig ist.


    Diesen Gedanken muss ich erst mal durchdenken :gruebel
    Kann man ein "guter" Diktator sein?
    Was ist richtig? Was ist falsch?
    Wahrscheinlich lässt sich das wirklich nicht so pauschal sagen ...
    Aber es gibt nicht immer nur Gründe sondern auch Methoden und seine Methoden sind halt wirklich sehr fragwürdig

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


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  • So wie Toni sich am Ende von Kapitel 17 verhalten hat, kann ich gut verstehen.
    Wie soll sie das Mama beibringen, dass sie die Jungs kennt.
    Es ist mit 16 eh peinlich wenn Mama antanzt, wenn man sich unterhält und in der Situation besonders.


    Hat jemand Links zu Schriftstellerinnen oder Schriftsteller, wie hier im Camp?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Hat jemand Links zu Schriftstellerinnen oder Schriftsteller, wie hier im Camp?


    Ja. Wenn auch recht wenig. Arabisch ist schwer zu übersetzen, bzw der Schreibstil der Araber ist für unsere Lesegewohnheiten eher ... schwierig. Daher findet man nicht soo viel.


    Schau mal nach Samar Yazbek. Sie schreibt quasi aus dem Inneren von Syrien, ich würde es als eine Art Tagebuch bezeichnen. Ihr erstes Buch spielt während der Anfänge des Krieges, bzw. in der Zeit, als die Menschen ungläubig begreifen, wie aus friedlichen Demonstrationen plötzlich ein Bürgerkrieg entsteht.
    Gleich nach dem Buch ist sie nach Frankreich geflohen, allerdings noch einmal zurückgekehrt. Auch darüber hat sie ein Buch geschrieben.


    Wenn dich - wie hier im Buch erwähnt - der Iran interessiert: "Couchsurfing im Iran" ist ein tolles Buch (von einem deutschen Reporter). Er reist durch den Iran - auch auf verbotenen Wegen. Einerseits ist das ein riesen Abenteuer, aber zwischenzeitlich merkt man doch, wie heikel das manchmal wird und wie krass die Regierung dort den Daumen auf ihre Leute drückt. In jedem Fall total lesenswert!


    Und bei der Gelegenheit - auch wenn Saudi Arabien gefühlt sehr weit weg ist: Raif Badawi - Tausend Peitschenhiebe.
    Das Buch ist eine Zusammenfassung der Blogartikel, die dieser junge Mann veröffentlicht hat und für die er zu eben jenen 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde.
    Das sollte jeder gelesen haben - Toni liest es in der Ursprungsfassung auch, ich musste allerdings viel kürzen. Es ist ganz, ganz erschreckend. In seiner lieben, braven Harmlosigkeit.

  • Zitat

    Original von Suzann
    Am Ende von Kapitel 16 bin ich über eine Formulierung gestolpert und beim nochmaligen Nachlesen bin ich mir nicht mehr sicher, ob man es nicht doch so schreiben kann. Shirvan erzählt von den einzelnen Flüchtlingsschicksalen, z.B. von Süleiman, der Tiermedizin studiert hat und Sportpferde ritt.
    "Wie furchtbar. Ich überlege mir vor, wie es sich anfühlen muss, wenn man schlafen geht und nicht sicher sein kann, dass einem in der Nacht keine Bomben auf den Kopf fallen." Ich denke, es sollte entweder heißen: "ich stelle mir vor" oder "ich überlege mir" :gruebel


    Das ist ein profaner FEHLER :-(
    Ich hoffe jetzt irgendwie, dass du dein eBook schon ganz lange hast, denn der sollte eigentlich längst bereinigt sein :wow
    Im Print ist er in jedem Fall nicht mehr und im eBook war er (wenn nichts schiefgegangen ist) nur ganz zu Anfang, weil ich Pappnase mich verklickt und eine falsche Version hochgeladen habe.
    Angeblich bekommt man ja eine aktuelle Version, wenn man das eBook vom Gerät schmeißt und neu drauf zieht (vom Amazon-Konto), aber das habe ich bisher nicht kontrollieren können.

  • Zitat

    Original von Mulle


    Das ist ein profaner FEHLER :-(
    Ich hoffe jetzt irgendwie, dass du dein eBook schon ganz lange hast, denn der sollte eigentlich längst bereinigt sein :wow
    Im Print ist er in jedem Fall nicht mehr und im eBook war er (wenn nichts schiefgegangen ist) nur ganz zu Anfang, weil ich Pappnase mich verklickt und eine falsche Version hochgeladen habe.
    Angeblich bekommt man ja eine aktuelle Version, wenn man das eBook vom Gerät schmeißt und neu drauf zieht (vom Amazon-Konto), aber das habe ich bisher nicht kontrollieren können.


    Ich habe mein Buch Anfang November geholt, bei mir ist der Fehler nicht drin....