'Es war einmal Aleppo' - Seiten 204 - 304

  • Püh, der Abschnitt hatte es in sich...
    Natürlich.. hängen bleibt, was man über Ungarn liest. Das macht fassungslos, wütend und traurig zugleich. Unfassbar, wirklich.
    Und schlimm ist - ja, es ist ein Roman, aber sehr viel davon ist einfach auch traurige Wahrheit :-(


    Shirvan hat sich also geprügelt... Ist er nochmal zur Disco zurück und hat sich dort Luft gemacht? Als er von dort verschwunden ist, war er doch sehr ...ja, ruhig, zusammengerissen. Ob er später dann doch noch geplatzt ist? :wow


    Witzig fand ich die Geschichte von "el Hamistir" und seinem Pool :rofl -Klasse!


    Hmmm...und ob bei der Demo wohl Tonis Bruder mitgelaufen ist? Würde mich nicht die Bohne wundern :pille


    Zitat

    Original von Booklooker
    Ich glaube, da spielt ganz oft auch Angst mit. Ich kenne Leute, die wieder zurück in Menschenansammlungen laufen, wenn die dunkelhaarige Menschen sehen, die einfach nur da rum laufen.


    Ja, da hast Du ganz sicher Recht mit. Ich merke das *schäm ein wenig* zugegebenermaßen zum Teil sogar an mir selbst, dass mir -zumindest- mulmig wird, wenn da so eine ganze Masse augenscheinlicher Ausländer auf mich zu kommt oder gerade genau vor dem Eingang steht, wo ich nun rein muss.... Ey, ganz ehrlich - irgendwie haben sie dazu aber auch echt Talent!! :lache Man stellt sich nicht neben die Tür, sondern direkt davor, oder auch bei irgendwelchen Treppen - nicht daneben, sondern DIREKT davor... Und -JA-, da ist mir dann auch manchmal etwas unwohl, seufzzz... -was aber sicher nicht zuletzt am mangelnden Selbstbewusstsein liegt


    Die Story mit den zwei ....oh, lach, okay ich schreib's denn mal auf hochdeutsch ... "Picknickern" ... ist klasse!!!

    "I have lived a thousand lives and I've loved a thousand loves. I've walked on distant worlds and seen the end of time."


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  • Grinse - das geht mir auch manchmal so. Ich finde mich in solchen Momenten (nachdem ich durch die Gruppe hindurch gegangen bin und erwartungsgemäß nichts passiert ist) ziemlich dumm und weiß, dass ich da an meinem Selbstbewusstsein arbeiten muss. Aber das geht mir auch so, wenn ich am Hauptbahnhof an der Stelle vorbei muss, wo sich schon mittags die Betrunkenen sammeln - egal welcher Herkunft - und manchmal auch, wenn ich durch eine größere Ansammlung von Rauchern muss, die vor einer Kneipentür stehen.


    Aber auch das findet man ja im Buch sehr schön bei Toni wieder - gerade die Szene mit den Müllsäcken finde ich da sehr bezeichnend.

  • Ich halte Vorurteile für menschlich. Alles, was wir nicht konkret wissen, versuchen wir uns zu erklären und herzuleiten. Die Herleitung kann nur aus dem eigenen Erfahrungsschatz resultieren. Wissen wird also immer auch durch Mutmaßungen angereichert. Es hat auch eine Schutzfunktion. Ein Spiegelkommentar hat dieses Thema auch gerade besprochen:


    http://www.spiegel.de/wissensc…in-kolumne-a-1128902.html

  • Das war ein sehr aufschlussreicher Abschnitt. Den Bericht über die Flucht fand ich sehr ergreifend. Vor allem die Zustände in Ungarn haben mich geschockt. Das ist mir schon ganz schön auf den Magen geschlagen. Wenn man bedenkt, dass Jenny hier nur das Schicksal eines „durchschnittlichen“ Flüchtlings geschildert hat, mag man gar nicht wissen, was noch darüber hinaus geht.


    Erschrocken war ich über die Prügelei Shirvans und seine Verletzung. Kopfwunden bluten tatsächlich immer sehr stark. Dadurch das ihre Eltern nicht da waren, konnte Toni ihn wenigstens versorgen. Ich bin gespannt, ob er ihr irgendwann den wahren Grund erzählt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zurück gegangen ist, um sich zu prügeln, nur weil er nicht reingekommen ist.


    Wer mir Sorgen macht, ist, Tonis Bruder. Ihn kann ich mir tatsächlich zur rechten Szene zugehörig vorstellen.


    Aber natürlich gab es auch wieder was zum Schmunzeln. Shirvans Geschichte aus seiner Kindheit, wie der Spitzname „el Hamistir“ entstand. Das fand ich wirklich gut. Tja so einen Brunnenpool hat ja nicht jeder :-] ... da hat er sehr gut reagiert.


    Nun steh ich auch mal zu meinen Ängsten. Mir ist auch nicht wohl bei Männer- oder Jugendlichen-Gruppen. Aber da ist es egal ob Ausländer oder Jugendliche, die sich in Gruppen einfach nur „cool“ und „stark“ fühlen. Aber mein Glück in diesem Fall ist, dass ich einen Sohn habe, der jetzt 21 ist und ich weiß, wie sich die „Jungs“ immer aufgeführt haben, wenn sie in Gruppen losgezogen sind. Alles super liebe Jungs, aber gemeinsam einen auf dicken Mann machen ;-). Und so versuche ich das halt immer zu sehen, wenn mir solche Gruppen begegnen.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich will nun nicht zu viel verraten, nur soviel: Kopfwunden bluten tatsächlich stark (und sehen dadurch gefählich aus), aber um zu verbluten müsste man dann doch deutlich mehr Blut verlieren.


    Polizei vor Flüchtlingsunterkünften ist kein ungewöhnlicher Anblick.
    Dazu eine Erfahrung von mir: In unserer NUK war die Polizei jeden Tag. Sie kamen, tranken Kaffee, redeten mit den Betreibern, spielten mit den Kindern und fuhren wieder. Das gehörte zum täglichen Ritual am Morgen und am Abend. Zweck war es natürlich, Präzenz zu zeigen - auch im Sinne möglicher Anschläge - aber auch, damit die Geflüchteten sich an den Anblick der Uniformen gewöhnten und Vertrauen entwickelten. Viele hatten erstmal Angst vor Uniformen aller Art.
    Womit wir nicht rechneten: Draußen im Ort gingen Gerüchte um, in unserer NUK wäre aufgrund von Problemen jeden Tag ein Polizeieinsatz nötig ...


    Das finde ich interessant! Und wie kam es dort an? Also in der NUK?


    Zitat

    Original von Booklooker
    Ich glaube, da spielt ganz oft auch Angst mit. Ich kenne Leute, die wieder zurück in Menschenansammlungen laufen, wenn die dunkelhaarige Menschen sehen, die einfach nur da rum laufen.


    Letztens hab ich was ganz niedliches erlebt. Ich gehe immer auf dem Weg vom Büro zum Parkplatz durch einen Biergarten. Da saßen (der Laden war zu) zwei Männer mit Essen an den Tischen. Ich muss wohl etwas blöd geguckt haben, denn einer der beiden grinste mich breit an und meinte in gebrochenem Deutsch "Wir bigniggen!" :lache
    Ich fand das einfach so toll. Kein typisch Deutscher würde sich einfach zum Essen in einen geschlossenen Biergarten setzen. Der ist übrigens frei zugänglich. ;-)


    Im Winter??
    Ist ja nett!


    Zitat

    Original von Ellemir
    Grinse - das geht mir auch manchmal so. Ich finde mich in solchen Momenten (nachdem ich durch die Gruppe hindurch gegangen bin und erwartungsgemäß nichts passiert ist) ziemlich dumm und weiß, dass ich da an meinem Selbstbewusstsein arbeiten muss. Aber das geht mir auch so, wenn ich am Hauptbahnhof an der Stelle vorbei muss, wo sich schon mittags die Betrunkenen sammeln - egal welcher Herkunft - und manchmal auch, wenn ich durch eine größere Ansammlung von Rauchern muss, die vor einer Kneipentür stehen.


    Aber auch das findet man ja im Buch sehr schön bei Toni wieder - gerade die Szene mit den Müllsäcken finde ich da sehr bezeichnend.


    Ja, das mit den Müllsäcken fand ich auch sehr realistisch und gut dargestellt.


    Ellemir : ja, kenne das auch. Aber mir geht es dann eher darum nicht doof angeschwätzt zu werden. Und ich beziehe so ein schlechtes Gefühl nicht auf bestimmte Menschen aus anderen Ländern. Finde dann Nazis oder allgemein Betrunkene egal woher vieeeel gruseliger!!!


    Zitat

    Original von Schubi
    Das war ein sehr aufschlussreicher Abschnitt. Den Bericht über die Flucht fand ich sehr ergreifend. Vor allem die Zustände in Ungarn haben mich geschockt. Das ist mir schon ganz schön auf den Magen geschlagen. Wenn man bedenkt, dass Jenny hier nur das Schicksal eines „durchschnittlichen“ Flüchtlings geschildert hat, mag man gar nicht wissen, was noch darüber hinaus geht.


    Wer mir Sorgen macht, ist, Tonis Bruder. Ihn kann ich mir tatsächlich zur rechten Szene zugehörig vorstellen.


    Ja, Tonis Bruder hat mir auch Sorgen gemacht. :(


    Dier Geschichte mit Ungarn ist einfach nur schlimm. Und dass dann wirklich welche dorthin zurück müssen. :yikes :yikes

  • Die Geschichte mit Ungarn hat mich auch sehr betroffen gemacht. Dass die Zustände dort schlimm sind, konnte ich mir nach der Berichterstattung vorstellen, aber es so zu lesen, ist nochmal was ganz Anderes. Soviel zu den Werten der Europäischen Union :-( "Dublin II" lässt grüßen.


    Mir "gefällt" das Buch tatsächlich von Kapitel zu Kapitel besser, weil ich ähnlich wie Toni ständig Dinge dazu lerne - und auch weil, mir die Figuren immer mehr ans Herz wachsen, besonders Shirvan.


    Was Tonis Bruder angeht - als typischen Rechtsradikalen sehe ich ihn eigentlich nicht. Ich glaube, Alex ist mehr so einer, der sich keine Gedanken macht, ungefiltert Facebook aufnimmt und den falschen Freundeskreis hat. Ich will es damit nicht schönreden, auf keinen Fall, aber den Pegida-Leuten sind schon häufiger Menschen ins Netz gegangen, die "eigentlich" keine klassischen Rechtsradikalen sind. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass Alex sich noch dreht.


    Die Geschichte mit Shirvan und seinem Pool hingegen fand ich herrlich erfrischend - ein schöner Lichtblick inmitten des Elends.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Die Geschichte mit Ungarn hat mich auch sehr betroffen gemacht. Dass die Zustände dort schlimm sind, konnte ich mir nach der Berichterstattung vorstellen, aber es so zu lesen, ist nochmal was ganz Anderes. Soviel zu den Werten der Europäischen Union :-( "Dublin II" lässt grüßen.


    Tja, was soll man mit den Ungarn machen? Es gibt innerhalb der EU halt derzeit faktisch keine richtigen Sanktionsmöglichkeiten. Und noch viel schlimmer: Wir haben keine europäische Identität. Das zumindest haben uns die Amerikaner voraus. In Europa ist das alles noch sehr zerbrechlich und uneinheitlich. Mehr Wunsch als Wirklichkeit und eher auf ökonomische Handelsvorteile ausgerichtet.