Salcia Landmann - Der jüdische Witz

  • Salcia Landmann - Der jüdische Witz. 672 S., broschiert. Patmos Verlag, Düsseldorf 2003. ISBN 3-491-69020-X, Preis: EUR[De] 14,95 / EUR[At] 15,40 / SFr 26,90.


    Über die Autorin:
    Salcia Landmann wurde 1911 in Galizien geboren und starb 2002 in St.Gallen (Schweiz). Die Familie siedelte zu Beginn des Ersten Weltkriegs nach St.Gallen über, wo Landmann das humanistische Gymnasium besuchte und nicht "nur" Latein und Griechisch, sondern auch Hebräisch und Aramäisch lernte. Sie begann in Berlin ein Jura-Studium, wechselte aber bald in die Philosophie, Kunstgeschichte und und Psychologie; nebenher lernte sie an der Berliner Kunstakademie den Beruf der Modezeichnerin.
    Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kehrte Landmann in die Schweiz zurück, ging dann nach Paris, wo sie ihr Studium sowohl mit einem Magister-Artis-Grad als auch als Doctor der Philosophie abschloß.
    Unter dem Eindruck der Shoah begann Landmann, sich mit dem spezifisch jüdischen Humor zu beschäftigen; die untersuchte nicht nur den Witz im allgemeinen und den jüdischen Witz im speziellen, sondern sammelte und bewahrte unzählige Witze und Anekdoten aus jüdischer Tradition, eine Beschäftigung, die sie bis zu ihrem Tod fortführte. Ihr Hauptwerk, Der jüdische Witz, erreichte schon in der Erstauflage von 1960 Bestsellerstatus und wurde vielfach überarbeitet und erweitert; weitere erfolgreiche Publikationen zu jüdischer Kultur und speziell zum jüdischen Witz folgten.
    (Ausführliche Biographie im Biographisch-bibliographischen Kirchenlexikon)


    Über das Buch:
    Weshalb nimmt man dieses Buch immer wieder zur Hand? Der jüdische Witz ist tiefer, bitterer, schärfer, routinierter, vollendeter, dichter, man kann sogar sagen: dichterischer als der Witz anderer Völker. Das ist das Geheimnis dieses Longsellers. (Rückseitentext der Ausgabe von 2002, 3. Aufl. der 13. vollständig neu bearbeiteten und wesentlich neu ergänzten Aufl. von 1978!!!)


    Meine Meinung:
    Dieses Buch gehört eigentlich unter die Klassiker!
    Salcia Landmanns Lebenswerk war dem Humor einer Kultur gewidmet, deren Selbstverständnis geprägt war von der Erfahrung der Diaspora, der Heimatlosigkeit. Über zwei Jahrtausende hinweg ist die Beharrlichkeit der Juden, auch in der Zerstreuung über die gesamte Welt hinweg durch ihre Religion einen kulturellen Volkscharakter zu bewahren, Irritationen und Ablehnung begegnet. Die Eigentümlichkeit des Selbstverständnisses, das sich daraus entwickelte, äußert sich auch im Humor.
    Es muß eine wahre Sisyphus-Arbeit gewesen sein, all diese Anekdoten, Geschichten, Sprüche und Witze zu sammeln, zu sichten, zu untersuchen und zu einer Publikation zusammenzustellen. Die Arbeit war mit der Erstveröffentlichung längst nicht getan: Hunderte von Lesern versorgten Landmann bis zu ihrem Tod mit weiterem Material, das Eingang fand in spätere Auflagen.
    Es ist ein herrliches Buch, eines, das ein Selbstbewußtsein atmet wie kaum ein anderes Buch zu jüdischem Leben, fernab von völkischen und religiösen Überlegungen. Man kann eine Menge lernen von diesem Humor, dem unerschütterlichen Gottvertrauen, das daraus spricht. Man lernt, den Begriff des »auserwählten Volkes« nicht als Ausdruck eines übersteigerten, religiös bedingten Selbstwertgefühls anzusehen, sondern als einen der Hoffnung -- nämlich daß trotz all der Unbill und der furchtbaren Erfahrungen mit den Goyim stets eine Zukunft offengehalten wird.


    Ein extrem lesenswertes Buch, das in jede Bibliothek und jedes Bücherregal gehört!