Als Jugendlicher habe ich viel Stephen King gelesen und dieser Horrorroman ist mir als besonders gruselig in Erinnerung geblieben. Ein ganz frühes Werk vom Erfolgsschriftsteller und ich glaube, "Brennen muss Salem" gehört trotz ein paar Mängeln die der Roman hat, zu den guten Geschichten. Ein phasenweise furchteinflössendes Buch das einem für ein paar Momente kalten Schauer über den Rücken laufen lässt und die Härchen im Nacken richtigen sich unweigerlich auf... Zumindest wenn man es Nachts liest und ganz alleine im Haus ist...
Es gibt Dörfer und Kleinstädte die wachsen und erblühen und es gibt Orte die irgendwie austrocknen und aussterben. Im amerikanischen Südwesen gibt es zahlreiche sogenannter Geisterstädte, besonders rund um Gold- oder Silberminen. Sobald die Adern ausgebeutet waren zogen die Menschen weiter und die Siedlungen rotten vor sich hin. In Neuengland hingegen gibt es nur zwei Orte die auf unerklärliche und mysteriöse Weise verschwanden. Momsen in Vermont und Jersusalem's Lot im Bundesstaat Maine. Es scheint als hätte ein Sturm die Menschen aus diesen Orten einfach über Nacht fortgeweht...
In diesem Roman steht das Marsten Haus, das auf einem kleinen Hügel über allen anderen Häusern thront, als Sinnbild für das Böse. Schief und geheimnisvoll steht es da, die zerbrochenen Fenster sehen aus wie leblose Augen die unter den Dachschindeln hervorlugen und Jerusalem's Lot zu beobachten scheinen. Die Fensterläden schief und die Fassade verwittert. Kurz: Ein Gesamteindruck von geistloser Niederträchtigkeit und geheimnisvollem dunklen Schrecken. Nachdem Hubert Marsten, der einst Inbegriff für das Teuflische war, einen schlimmen Tod in diesem Haus fand, steht es seit Jahrzehnten leer. Nun wurde es zwei fremden Gestalten vermietet und mit ihnen hält erneut das uralte Grauen Einzug. Das Buch hebt nun gewissermassen ab und es entsteht eine Welt in der alles zur Disposition steht und alles möglich ist. Untote die nach Sonnenuntergang blutdürstig wie Vampire alles reissen und zerfleischen... Unaussprechliches geschieht in Salem's Lot!
Kings Geschichten beziehen ihren Grusel darin, das sie von ganz normalen Menschen erzählen die in ganz alltäglichen Kleinstädten leben und eigentlich nichts anderes machen als Du und ich. In dieser Beziehung ist King ein begnadeter Schreiber und nimmt die Rolle eines Chronisten wahr. Er nimmt sich viel Zeit eine Siedlung in einer ganz bestimmten Dekade eines Jahrhunderts zu skizzieren und beginnt ihre Bewohner zu zeichnen bis sie dem Leser als Menschen in Fleisch und Blut übergehen. Eine amerikanische Kleinstadt ist eine Ansammlung von drei Elementen und als Ganzes ist sie dann mehr als die Summe ihrer Teile. Da ist der Grund und Boden auf dem sie steht, die Gebäude die auf ihm errichtet wurden und den Menschen die in ihnen wohnen. Sie hat ihre Geheimnisse und sie hütet sie gut und ihr Dasein ist ein Schmelztiegel aus dem Beziehungsgeflecht der Bewohner und der Stadt. Sie kennt die Menschen und ihre Schwächen, die falschen Fassaden und wenn die Dunkelheit sich auf das Land senkt setzt sich der Schatten auch in der menschlichen Seele fest. Wenn das Böse über die das Dorf hereinbricht, scheint es beinahe so, als sei sein Kommen vorbestimmt und sie Stadt wüsste welche unheimliche Gestalt es annehmen wird.
Ein Spiel mit den Urängsten der Menschen das leider etwas abrupt und auf seine Weise unspektakulär endet. Ich mag dennoch nur einen Punkt in der Gesamtwertung abziehen da es mir viel zu gut gefallen hat. Von mir also 9 Eulenpunkte.
Edit: Gelesen habe ich dieses Buch vom Paul Zsolnay Verlag. Der Einband ist mit schwarzem Filz eingefasst und mit goldenen Lettern ist der Klappentext eingraviert. Als Zusatzmaterial enthält es Schwarz-Weiss Fotos und am Schluss gestrichene Textpassagen. Ein sehr sehr schönes Buch! Ein grosses Kompliment an den Verlag!