Kurzbeschreibung (Amazon)
Richard Westermann, IT-Vorstand mit einer Schwäche für Friedhöfe, verguckt sich bei der Beisetzung des Schriftstellers Höfer in dessen Schreibmaschine. Kurz darauf zieht das Modell »Gabriele« ein in sein Leben. Als man Westermann dann einen jungen Kollegen als Vorstand »Data« vor die Nase setzt, holt er zum Gegenschlag aus und tauscht seinen Rechner gegen »Gabriele«. Sein betriebliches Umfeld hält das für ein geniales Ablenkungsmanöver von seinem eigentlichen Auftrag: der Entwicklung einer ausspähsicheren Krypto-Box. Im Nu stellen Westermann und »Gabriele« den Konzernalltag auf den Kopf. Während Westermann in die entschleunigte analoge Welt eintaucht, geht seine 80-jährige Mutter den umgekehrten Weg: online.
Zur Autorin
Katharina Münk ist neben ihrer Autorentätigkeit Personal Coach für Fach- und Führungskräfte und lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Ihr erster Roman ›Die Insassen‹ (2009) wurde ein Bestseller. Ihr Name ist ein Pseudonym
Meine Meinung
Titelheld Westermann ist Mitte 50 und, nachdem ihn seine Frau verlassen hat, Single mit Sohn. Ein eigenwilliger Typ, eher schüchtern und mit einem Hang zu skurriler Freizeitgestaltung. Seine Mittagspausen füllt er gerne mit dem Besuch von Beerdigungen fremder Menschen. Auf einer solchen verliebt er sich spontan in die Schreibmaschine eines verstorbenen Autors und setzt alles daran, in den Besitz dieser alten Olympia zu gelangen.
Hierum entwickelt die Autorin eine Geschichte, in der hochmoderne IT auf Schreibmaschinen-Nostalgie trifft und persifliert dabei die Wichtigtuerei auf manchen Ebenen der IT-Konzern-Welt. Reichlich Seitenhiebe auf die digitale Welt selbstverständlich inklusive ;-).
Eigentlich eine Story ganz nach meinem Geschmack, die mir anfangs gerade sprachlich auch großes Vergnügen bereitet hat. Leicht spröde, so wie Westermann selbst, mit ironisch geschärftem Blick auf die Menschen und ihre Eigenheiten, nicht zuletzt seine eigenen *g*. Leider ist meine Begeisterung mit der Zeit etwas abgeflaut. Nicht, dass Inhalt oder Stil schlechter geworden wären, es blieb einfach immer gleich, ohne irgendwelche Höhen und Tiefen, bzw. den kleinsten Spannungsbogen und der anfängliche Esprit mündete bei mir in leise Monotonie. Es las sich nett, aber auch zunehmend zäh, weil es nicht recht voranging mit der Handlung und sich stattdessen in (für mich) uninteressanten Details verlor.
Ähnlich ging es mir mit den Figuren, die ich zunächst allesamt als originell und gelungen empfand, mit denen ich mich dann aber doch zunehmend gelangweilt habe.
Mancher Sprachwitz erschien mir etwas bemüht und nicht jeder hat bei mir gezündet. Geschmacksache sind wohl die reichlich eingestreuten Verballhornungen. „Tracebook“, „Happle“ und „Stroodle“, um nur einige wenige zu nennen, fand ich eher dümmlich als wirklich witzig.
Einzig die Szenen mit Westermanns Mutter Yolanda, die mit über 80 Jahren nun die Freuden des „Internetz“ entdeckt, haben mich bis zum Ende gleichermaßen amüsiert :-).
6 -7 Punkte