Doppelte Staatsbürgerschaft - Macht das Sinn?

  • Die Junge Union hat auf dem CDU-Parteitag in Essen beantragt, die doppelte Staatsbürgerschaft abzuschaffen.


    Dieser Antrag wurde mit knapper Mehrheit angenommen.


    Die CDU-Führung will diesen Beschluß aber offenbar nicht umsetzen; man sieht keine Chance dafür, weil der Koalitionspartner SPD gerade diese doppelte Staatsbürgerschaft in ihrem Programm festgeschrieben hat.


    Meine Frage lautet: Warum braucht jemand zwei Staatsbürgerschaften? Ist es nicht jederfrau/jedermann zuzumuten sich für eine Staatsbürgerschaft zu entscheiden?


    Und weiter gefragt:
    Welchem Land ist man verpflichtet - wenn es wie (z.B. Deutschland und Türkei) völlig gegensätzliche Interessen gibt.


    Worin liegt der Nutzen für eine doppelte Staatsbürgerschaft? Man kann dann bei der Europawahl zweimal wählen - wie es gesetzwidrig ja der Chefredakteur der ZEIT Giovanni di Lorenzo gemacht hat. :grin


    Ich muss zugeben, dass ich bisher noch keine klare Meinung dazu habe.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Für den Inhaber macht es in allen Fällen Sinn, in denen Grundbesitz an die Staatsbürgerschaft geknüpft ist. Wenn man Omas Häuschen im Herkunftsland nicht mehr erben könnte, weil man die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, wäre das eine unbillige Härte.

  • Neben juristischen oder praktischen Beweggründen für eine doppelte Staatsbürgerschaft, wie Erbschaft, Wahlrecht oder Wehrdienst spielen auch emotionale Gründe eine Rolle.


    Stellt euch vor:
    Jemand kommt als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Deutschland, geht hier zur Schule, studiert. Seine Eltern gehen irgendwann zurück ins Heimatland. Er bleibt, heiratet eine Deutsche. Mit der Zeit lernt er gewisse Vorzüge Deutschlands schätzen. Bei seinen Besuchen im Herkunftsland wird ihm klar: Da möchte er nicht mehr auf Dauer leben. Es stellt sich ihm die Frage nach der deutschen Staatsbürgerschaft.


    Doch die angeborene aufgeben? Wenn er Musik aus seinem Herkunftsland hört, kommen Emotionen hoch. Wenn seine Landsleute angegriffen werden, muss er sie verteidigen, wenn er auch sonst auf sie schimpft.


    Ja und dann ist da noch eine Frage offen. Wird er in Deutschland tatsächlich bis zu seinem Lebensende bleiben können? Er ist sich nicht sicher. Denn Rechtsextreme interessiert es nicht, dass er einen deutschen Pass hat. Er schaut nicht deutsch aus und sein Name klingt auch nicht deutsch.


    Wo kann er dann noch hin, wenn er seinen ersten Pass zurückgegeben hat?

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich muss zugeben, dass ich bisher noch keine klare Meinung dazu habe.


    Das ist so ziemlich die einzige der derzeit immer wieder diskutierten Fragen und Probleme, bei dem es mir ähnlich geht und ich die Behauptung "das ist kompliziert" vermutlich unterschreiben würde.


    Andererseits bin ich der Meinung, daß eine klare Meinung der Betreffenden sein muß. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich entscheiden muß, an dem ein "sowohl - als auch" nicht mehr geht, weil es nur noch "entweder - oder" heißt. Insofern tendiere ich eher zum Abschaffen der doppelten Staatsbürgerschaft. Außer man überzeugt mich davon, daß die unbedingt vonnöten ist. Bisher habe ich allerdings noch kein mich überzeugendes Argument in dieser Richtung gehört oder gelesen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mmh. Meiner Meinung nach gehört das zu den Problemen, über die man spricht, die erst zu Problemen geworden sind, weil man über sie spricht.


    Meinetwegen könnten die Leute hunderte Staatsbürgerschaften haben, noch lieber aber überhaupt keine. Bezüglich des Sozialsystems (hier schwingt die Missbrauchsvermutung mit) ist das nahezu irrelevant, und es sind tatsächlich auch nur vergleichsweise wenige Menschen überhaupt im Besitz mehrfacher/multipler Staatsbürgerschaften. Eine Mengenbegrenzung auf zwei Staatsbürgerschaften gibt es übrigens nicht.


    Nebenbei bemerkt: Deutschland gestattet das weitgehend problemlos nur innerhalb der EU (plus Schweiz). Bei allen anderen Staaten müssen besondere Umstände erfüllt/eingetreten sein, es muss beantragt und genehmigt werden und so weiter. Es ist nicht der Normalfall.

  • Zitat

    Original von Tom
    Mmh. Meiner Meinung nach gehört das zu den Problemen, über die man spricht, die erst zu Problemen geworden sind, weil man über sie spricht.


    Hm...interessanter Gedanke. Ich werde in mich gehen, denn impulsiv würde ich dir widersprechen, aber da müssen die Argumente gut überlegt sein.
    Wenn du aber magst, freue mich über eine genauere Erklärung, wieso dies auf dieses Problem zutreffen sollte und ob es nicht auch viele anderen Probleme gibt, die in deinen Augen in dieser Kategorie fallen würde, aber es dennoch für einige Menschen "ernstzunehmende Probleme" sind.
    Nein, ich möchte keine Grundsatzdiskussion über Probleme und ernst nehmen lostreten. Ich möchte lediglich erstmal deinem Gedankengang folgen können.


    Zum Thema selbst trage ich erstmal nichts bei, da ich mich aus persönlichen Gründen doch irgendwie "betroffen" fühle und dennoch immer noch keine anschließende Meinung habe.

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  • Hallo, Gummi.


    Ich habe derzeit häufiger das Gefühl, ähnliche Probleme zu beobachten. Menschen halten etwas für ein Problem - möglicherweise auch ein kommendes Problem -, weil ihnen andere erzählt haben, dass es ein Problem ist, sein oder werden könnte. Das gilt nicht nur für das gesamte populistische Arsenal sowie sozialpolitische Fragen wie diese hier, sondern existiert grundsätzlich als irrationale Phänomenologie beispielsweise in der Wirtschaft. Viele haben vermutet, dass ein "Nein" beim Verfassungsreferendum in Italien EU-weit wirtschaftliche Folgen haben könnte. Begründet wurde das nur selten. Aber es ist - glücklicherweise nur eingeschränkt - dadurch zum Selbstläufer geworden. Die (leichten) Kursausbrüche folgten eher der Problemvermutung als einem tatsächlichen Problem. Leute stellen sich für das neue iPhone an, weil ihnen andere erzählt haben, dass es einen Run auf das neue iPhone geben wird. Dieser Run entsteht nur, weil er prognostiziert wurde. Er entsteht nicht, weil alle Leute tatsächlich unbedingt sofort das neue iPhone wollten. Sie wollten es dann, weil sie vermutet haben, dass viele andere es auch wollten. Diese Phänomene sind nachgewiesen und alltäglich; sie sind im Marketing und in der kriminellen Wirtschaftsmanipulation (das ist nicht selten dasselbe) wichtig.


    Mehrfache Staatsbürgerschaften haben in Deutschland meines Wissens ein paar wenige hunderttausend Leute, davon die meisten EU-Bürger oder Schweizer. Wir reden über dieses Problem, weil einige Delegierte auf dem jüngsten CDU-Bundesparteitag einen Antrag gegen die mehrfache Staatsbürgerschaft gestellt haben, der auch beschlossen wurde. Die ganz klare Botschaft dieses Entscheids lautet: Wir wollen, dass Ihr Deutsche werdet - Deutsche und nur Deutsche -, wenn Ihr die Staatsbürgerschaft bekommt. Die meisten wollen das ohnehin, etwa die mit mir befreundeten Syrer, die zufällig seit gestern Deutsche sind, nach immerhin 16 Jahren. Die anderen generieren kein mir bekanntes Problem; sie haben halt zwei oder mehr Staatsbürgerschaften, etwa die deutsche und die türkische. Sie können hier wie dort wählen. Sie können hier wie dort frei ihren Wohnsitz wählen und Wohneigentum erwerben. Sie können keineswegs in beiden Ländern gleichzeitig Sozialleistungen beanspruchen oder ähnliches. Für viele wirtschaftliche und damit einhergehende Fragen gilt das Wohnortprinzip. Es gibt weder eine finanzielle Belastung, die durch den Missbrauch der Mehrfach-Staatsbürgerschaft entstanden ist, noch soziale oder andere Probleme. Sondern eben nur diejenigen, die daherbehauptet wurden, weshalb sie von anderen plötzlich als existent angenommen wurden.

  • Für mich als „Betroffene“ ist das ein sehr interessantes Thema. :-)


    In der Tat habe auch ich kein richtig objektives Argument, was für so eine Doppel- oder Mehrfachstaatsbürgerschaft sprechen würde und ich kann nur von meiner eigenen Situation ausgehen. Soviel ich weiss besteht für uns Schweizer erst seit 2009 die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne den Schweizer Pass zu verlieren. Obwohl ich bereits seit 16 Jahren in Deutschland lebe, bin ich nach wie vor stark in meiner Heimat verwurzelt, nicht zuletzt auch durch meine Eltern, Verwandten und Freunde. Auch die Frage nach dem Erbschaftsrecht spielt hier keine unerhebliche Rolle – gerade weil meine Eltern ein kleines Häuschen haben. Daher würde es mir unheimlich schwer fallen, meine Schweizer Nationalität aufzugeben.


    Gleichzeitig habe ich hier in Deutschland eine zweite Heimat gefunden und ich fühle mich hier pudelwohl. Ich habe auch hier Familie und Freunde. Ich gehe arbeiten und zahle brav meine Steuern. ;-) Nur wählen darf ich hier nicht. Eigentlich gehöre ich als Auslandschweizerin wahltechnisch gesehen nirgendwo dazu. Ich darf zwar an eidgenössischen Abstimmungen – sprich bei landesweiten Gesetzesänderungen, Initiativen und Referenden – meine Stimme abgegeben, was ich für ein wertvolles Recht (als auch als Pflicht) erachte. Und trotzdem sind es eben „nur“ Abstimmungen und keine Wahlen. Und hier in Deutschland habe ich überhaupt kein Stimm- und Wahlrecht, was ich eigentlich sehr schade finde. Mein Lebensmittelpunkt ist nun Mal hier in Deutschland und es ist mir nicht egal, welche Politik hier betrieben wird. Daher finde ich den Gedanken einer Doppelstaatsbürgerschaft schon verlockend und ich habe bereits auch erste Schritte dazu vorgenommen.


    Wie Tom bereits angemerkt hat, wird einem eine Einbürgerung jedoch nicht ganz leicht gemacht. Es ist ja auch mit Kosten verbunden und der Antragsteller muss bereits über eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung verfügen (lebt also entsprechend lange in Deutschland) und muss einen Einbürgerungstest in Geschichte, Geografie und Staatskunde bestehen. Sehr gut finde ich dabei, dass auch die Deutschkenntnisse getestet werden. :fingerhoch So muss sich jeder, der Deutscher werden will, nicht unerheblich mit seinem neuen Heimatland befassen. Ich wäre sogar dafür, dass man so einen Test - vielleicht in kleinerem Rahmen - für eine Aufenthaltsgenehmigung einführen würde. :-)

  • Mit den politischen Aspekten dieses Themas habe ich mich bisher "mangels Betroffenheit" nie genauer befasst.


    Ich kann mich Ayashas Ausführungen aber anschließen: Eine Freundin von mir ist mit einem Ausländer verheiratet, die beiden haben ein gemeinsames Kind. Das Kind ist zweisprachig aufgewachsen und in beiden Ländern gleichermaßen zuhause, da die Eltern jeweils in paar Jahre hier und dort gelebt haben. So hat das Kind in beiden Ländern Familie und eine Heimat. In so einem Fall fände ich eine doppelte Staatsbürgerschaft schon ok.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mein Freund hat eine doppelte Staatsbürgerschaft... deutsch und französisch.
    Hintergrund ist, dass in Frankreich die Staatsbürgerschaft über die Mutter "vererbt" wird und in Deutschland über den Vater. Bei der Konstellation einer franz. Mutter und eines dt. Vaters kam dabei "automatisch" die doppelte Staatsbürgerschaft zustande.


    Er darf also sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland wählen und auch hier ist es wohl fürs Erbrecht (es ist ebenfalls Immobilie in Frankreich in der Familie vorhanden) nicht unerheblich.


    Ich finde es gut, dass er keine aufgeben muss.


    Seine Mutter allerdings hat nur die französische Staatsbürgerschaft, obwohl sie seit > 35 Jahren in Dt. lebt.
    Ich denke, sie könnte vielleicht ebenfalls auch die deutsche beantragen inzwischen, aber damals ging es nicht und so hat sie sie nie damit auseinander gesetzt. Ich finde es aber auch komisch, dass sie nicht wählen darf, denn sie ist schon sehr interessiert an der Politik in Deutschland.


    Ein anderes Beispiel aus meinem Umfeld ist kein Kollege aus Südamerika.
    Er ist seit 10 Jahren in Deutschland, mit einer Deutschen verheiratet und hat mit ihr auch Kinder. Er hat seit diesem Jahr die doppelte Staatsbürgerschaft, nachdem er diese (wie Ayasha beschrieben hat) durch Antrag + Test erwerben konnte (mit Voraussetzung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung).


    Vielleicht muss man da unterscheiden, ob es eine doppelte Staatsbürgerschaft ab Geburt betrifft, oder eine später erworbene?


    Allerdings sehe ich persönlich in beiden Fällen kein Problem.
    Wenn man sie später erwirbt, dann muss man (wie Ayasha schrieb) ja entsprechende Sprachkenntnisse und Geschichtskenntnisse etc. nachweisen, also besteht dann auch fundamentales Interesse. Das macht man nicht mal eben einfach so, sondern nur, wenn es einem wichtig ist.
    Bei Kindern mit doppelter Staatsbürgerschaft sehe ich erst recht kein Problem. Warum sollen sie sich entscheiden müssen, wenn sie sich beiden Elternteilen und damit beiden Ländern zugehörig fühlen?

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Eine Einbürgerung kosten Geld. Wie viel richtet sich nach dem Einkommen des Betroffenen.
    Nicht in allen Ländern darf man 2 Staatsangehörigkeiten haben. Viele verlangen von Kindern, wenn sie Volljährigkeit sind eine Entscheidung - entweder oder.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Zimööönchen
    Hintergrund ist, dass in Frankreich die Staatsbürgerschaft über die Mutter "vererbt" wird und in Deutschland über den Vater.


    Das wäre mir neu!
    Seit 1913 gab es zwar viele Änderungen, aber m.E. erwirbt ein Kind mit der Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. (§ 4 Abs.1 Staatsangehörigkeitsgesetz). Im Abs. 4 des § 4 ist jedoch eine Ausnahme geregelt. Im Ausland geborene Kinder, deren deutsche Eltern bzw. deutsche Mutter oder deutscher Vater am oder nach dem 01.01.2000 im Ausland geboren wurden bzw. deren Eltern zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes ihren ständigen Aufenthalt im Ausland hatten, erwerben grundsätzlich nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit.
    Ach, was soll`s: Drei berichtigende Worte des Gesetzgebers und ganze Bibliotheken werden zur Makulatur! Ich gehe Frühstücken!

  • Zitat

    Original von bulbuster


    Das wäre mir neu!
    Seit 1913 gab es zwar viele Änderungen, aber m.E. erwirbt ein Kind mit der Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. (§ 4 Abs.1 Staatsangehörigkeitsgesetz). Im Abs. 4 des § 4 ist jedoch eine Ausnahme geregelt. Im Ausland geborene Kinder, deren deutsche Eltern bzw. deutsche Mutter oder deutscher Vater am oder nach dem 01.01.2000 im Ausland geboren wurden bzw. deren Eltern zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes ihren ständigen Aufenthalt im Ausland hatten, erwerben grundsätzlich nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit.
    Ach, was soll`s: Drei berichtigende Worte des Gesetzgebers und ganze Bibliotheken werden zur Makulatur! Ich gehe Frühstücken!


    Der Vater meines Freundes ist Deutscher, somit wird das dann wohl der Grund für seine dt. Staatsangehörigkeit sein.


    Mit dem franz. Recht kenne ich mich nicht aus, die "Vererbung" der franz. Staatsbürgerschaft über die franz. Mutter ist der Grund, der in der Familie genannt wird.
    Es gibt im gleichen Dunstkreis auch Verwandte mit dt. Mutter und franz. Vater und komischerweise haben deren Kinder tatsächlich nur die franz. Staatsangehörigkeit.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Zum Jahresanfang musste ich mich mal wieder mit der doppelten Staatsangehörigkeit befassen und gebe noch ein Argument für selbige zu bedenken: Ob nun 4,3 Mio. oder einer mehr, wenn der EINE (also der Einzelfall um den es letztlich immer geht) nun deutscher und israelischer Staatsangehöriger ist. Muss er dann seinen israelischen Pass abgeben, um Deutscher bleiben zu dürfen?

  • Ich dachte immer, das sei gar kein Problem, einen deutschen und einen israelischen Pass zu haben, wenn man in beiden Ländern Vorfahren hat/hatte. (Es gab ja nicht mal Geschiss, wenn die Pässe auf verschiedene Namen lauteten, also der Nachname jeweils in die Landessprache übersetzt war. Aber vielleicht hat da auch nur nie einer drauf geschaut und das verglichen.)


    Aber wie das aktuell ist ... keine Ahnung. Das wird wohl nur ein Anwalt klären können.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von bulbuster
    Zum Jahresanfang musste ich mich mal wieder mit der doppelten Staatsangehörigkeit befassen und gebe noch ein Argument für selbige zu bedenken: Ob nun 4,3 Mio. oder einer mehr, wenn der EINE (also der Einzelfall um den es letztlich immer geht) nun deutscher und israelischer Staatsangehöriger ist. Muss er dann seinen israelischen Pass abgeben, um Deutscher bleiben zu dürfen?


    Kein Gesetz ohne Ausnahme. Ich bin relativ sicher, daß Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft für die Israelis nicht gelten würde. Spannender finde ich eigentlich die Frage, ob es auch eine Ausnahme für EU-Bürger und Amerikaner geben wird.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Mich wundert dieses Thema...Bis vor kurzem,war es doch so geregelt,dass wenn man die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen wollte, so musste man auf die ältere,leider verzichten.Dann haben die das eingeführt,dass man die alte doch behalten darf-da freut man sich als EU-Bürger, und jetzt wollen die das abschaffen-find ich nicht gut als EU-Bürger,wo man zwar einige wichtige Rechte hat, aber doch sehr eingeschränkt. :write

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

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  • Ich hatte bis zum Teeniealter auch noch einen israelischen Pass zu meinem deutschen dazu. Ließ ihn dann nicht verlängern. Mein Vater besitzt nur einen isralischen Pass, lebt seit Anfang der 70er in Deutschland. Wenn wir nach Israel einreisen oder ausreisen, gibt es immer mal wieder das ein oder andere Problem. Meine Schwester wollte man nicht ausreisen lassen, wenn sie sich nicht sofort einen isralischen ausstellen lässt. Ich wurde letztes Jahr intensiv befragt warum ich keinen mehr habe als ich von Tel Aviv zurück flog. Ich überlege, ob ich mir also wieder einen ausstellen lasse, damit ich kein Stress bei der Reise habe. Ansonsten sehe ich keinen Grund dafür.

  • Nachdem ich seit letztem Jahr die französische Staatsbürgerschaft habe, bin ich seit dieser Woche Dienstag nur noch Französin. Das war mein Geburtstagsgeschenk an mich selber. Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft abgegeben. Und kann euch sagen, das ist ein Staatsakt. Anruf beim Verwaltungsamt im Letzten Jahr, um die Formalitäten zur Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft zu erfahren, Ratlosigkeit ob meiner Entscheidung am anderen Ende der Telefonleitung: "Aber, warum wollen Sie das denn?" oder: "Aber bitte bedenken Sie, dass Sie dann keinerlei Ansprüche an den deutschen Staat mehr haben und diese Entscheidung unwiderrufbar ist!" Na und? Ich bin der Meinung, dass mich eine doppelte Staatsbürgerschaft nicht weit bringt. Wohin auch? Was soll ich in Deutschland noch machen? Eure(n) Bundeskanzler(in) wählen? Wozu? Ich bin hier im Land integriert, habe meinen Sprachtest bestanden, zahle alle meine Steuern hier, bin krankenversichert und werde bestimmt nicht, wie es genug Deutsche "Auswanderer/Aussteiger" hier tun, ein- oder mehrmals im Jahr nach Deutschland fahren um zum Arzt zu gehen, meine KFZ-Steuer zu bezahlen und andere Sachen noch. Wenn ich nach Deutschland fahre, dann um dort Urlaub zu machen, Familie und Freunde zu besuchen und ein wenig Sightseeing zu machen. Ich merke es auch selbst, dass ich immer mehr die deutsche Sprache verlerne, auch wenn ich mit Herrn mazian nur deutsch spreche. Aber, und das habt ihr sicher auch gemerkt, mein Satzbau zum Beispiel ist nicht immer koherent für Deutsche. Das liegt daran, dass ich auch französisch denke, also, wenn ich etwas erzähle, es in französisch in meinem Kopf ist und wenn ich dann mit einem Deutschsprachler spreche, dann muss ich schnell im Kopf übersetzen. Ich hätte nie gedacht, dass man seine Muttersprache so verlernen kann. Naja, ich werde auch weiterhin auch deutsche Bücher lesen und deutsches Fernsehen schauen. Und hier im Eulennest landen. Da verlerne ich wenigstens nicht ales ;-)
    Lange Rede kurzer Sinn, im Endeffekt muss das jeder für sich selbst entscheiden, ob er nun nur eine oder die doppelte Staatsbürgerschaft haben möchte, wobei ich der Meinung bin, dass man sich für ein Land und eben eine Staatsbürgerschaft entscheiden sollte. :wave