Gerhard Löwenthal - Ich bin geblieben. Erinnerungen

  • Titel: Ich bin geblieben. Erinnerungen
    Autor: Gerhard Löwenthal
    Verlag: Herbig
    Erschienen: 1987
    Seitenzahl: 397
    ISBN-10: 3776614862
    ISBN-13: 978-3776614862
    Preis: ab 0.93 EUR bei Amazon Marketplace


    Vielleicht erinnert sich ja noch dieser oder jener an folgendes Foto:
    Man sieht darauf Gerhard Löwenthal, sein Gesicht umrahmt von einem Fernseher. Und darunter stand dann folgender Text:
    „Wenn dieses Bild auf dem Bildschirm erscheint: AUSSCHALTEN.“
    Den Linken war er nicht nur ein Dorn im Auge, nein, den Linken war er ein ganzer Rosenbusch im Auge.


    Denn Gerhard Löwenthal war ein politischer Journalist der unglaublich polarisierte und mit ihm die von ihm geleitete Sendung: ZDF Magazin.


    Geboren wurde Gerhard Löwenthal am 8. Dezember 1922 in Berlin, er starb am 6. Dezember 2002 in Wiesbaden. Zwischen diesen beiden Daten lag ein ereignisreiches und ganz sicher nicht immer leichtes Leben. Löwenthal war Jude und überlebte das Dritte Reich nur durch Glück und mit der Hilfe von Menschen, die mit der Nazi-Dikatur nichts am Hut hatten.


    Auch in seinen Erinnerungen kann Löwenthal nicht aus seiner Haut. Er polemisiert teilweise was das Zeug hält. Kennt dabei keine Rücksichten und kommt leider auch das eine oder andere Mal etwas sehr selbstgefällig herüber. Trotzdem wird ihm wohl so mancher auch Abbitte leisten müssen. Denn was gerade von den linken Kräften in diesem Lande als unerträgliche Hetze gegen die DDR angesehen wurde, stellte sich im Nachhinein als wahr heraus. Doch aufgrund seiner Art und in welcher Form er sein Magazin moderierte, war er für viele eben nur der „Karl Eduard von Schnitzler des Westfernsehens“. Gerhard Löwenthal war nicht sachlich und auch von Political Correctness hätte er wohl nichts gehalten, wäre dieser Begriff seinerzeit schon bekannt gewesen.


    Manches in seinen Erinnerungen bleibt etwas vage. So wird nicht ganz klar, warum er so vehement gegen die Ostpolitik Willy Brandts war. Es liegt der Schluss nahe, dass der Grund Egon Bahr gewesen sein könnte. Gegen den hatte Löwenthal massive Vorbehalte. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass Löwenthal ein glühender Anti-Kommunist war, der zu keiner Zeit auch nur einen Zentimeter von seinem Kurs abwich.
    Dogmatisch, manchmal auch demagogisch, aber immer polarisierend und auch stur, ging er seinen politischen Weg. Mit objektivem Journalismus hatte das alles nicht mehr viel zu tun.


    Trotzdem sind Gerhard Löwenthals Lebenserinnerungen sehr interessant auch wenn manchmal vielleicht ein wenig „dröge“ schreibt. Aber alles das was er schreibt wirkt authentisch und ehrlich – verstellt hat er sich nie.


    6 Eulenpunkte für ein Erinnerungsbuch eines Unbelehrbaren, eines engagierten aber auch intoleranten Meinungsjournalisten. Sicher für den interessant, der die Zeit der sozialliberalen Koaltion ab 1969 und die Auseinandersetzung um die Ostverträge miterlebt hat. Als objektives zeitgeschichtliches Dokument taugen diese Erinnerungen nicht sehr, sind sie doch zu sehr einfach nur „meinungsintensiv“.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für den Hinweis auf das Buch. In der Zeit, da ich noch der Meinung war, man könne aktiv in der Politik etwas bewirken, war ich mit Gleichgesinnten einmal zu Gast im "ZDF Magazin" (Aufzeichnung oder live, das weiß ich nicht mehr - ist schon ewig her, und natürlich mußten wir absolut leise sein, da es in der Sendung ja kein Publikum gab), danach hatten wir einen Diskussionsabend mit Gerhard Löwenthal. Und zu einem anderen Anlaß habe ich ihn mal live auf einer Veranstaltung erlebt. Das ist allerdings so lange her, daß ich nicht mehr viele Erinnerungen daran habe.


    Diese Bücher sind eigentlich nicht so ganz mein Fall, aber das sollte ich mir doch zulegen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")