Stiefkind - S. K. Tremayne

  • Klappentext (kopiert von Amazon):
    Psychothrill an der atemberaubenden Küste Cornwalls - der neue Roman des Bestsellerautors von "Eisige Schwestern"!
    Rachel hat es endlich gut getroffen. Nach langen Single-Jahren hat sie den Anwalt David Kerthen kennengelernt und zieht mit ihm in sein Herrenhaus auf den Klippen von Cornwall. Mit den besten Absichten, auch für Davids Sohn aus erster Ehe, den 9-jährigen Jamie, eine gute Mutter zu sein. Denn Davids erste Frau kam auf tragische Weise in einer der überfluteten Zinngruben an Cornwalls Küste ums Leben.
    Doch Jamie verändert sich, scheint von düsteren Visionen geplagt - und platzt schließlich mit einem Satz heraus, den Rachel nicht mehr vergessen kann: „ An Weihnachten wirst du sterben ... und meine Mummy kommt zurück."


    meine Meinung: 3 von 5 Punkten
    Versandet leider als Schmonzette – bis dahin durchaus spannend-gruselig, dabei eher Gothic Novel denn Psychothriller


    Ich habe das Buch in einem Abend durchgehabt – die Handlung vermochte mich zu fesseln, ist spannend und mitreißend geschrieben. Allerdings lässt mich die Auflösung unzufrieden zurück – das muss man erst einmal hinbekommen, mich als Leser so spät im Buch, aber so nachhaltig zu verprellen. Jetzt kommt die Schwierigkeit, darüber etwas zu sagen – ohne zu viel zu verraten…das beginnt schon mit der Grundhandlung:


    Großbritannien, London und vor allem Cornwall: Eine junge Frau aus ärmlichem Hintergrund verliebt sich in einen etwas älteren wohlhabenden Mann, dessen erste Frau unter mysteriösen Umständen starb, und zieht mit ihm in sein historisches altes Gemäuer, in dem die erste Frau bereits einen deutlichen Eindruck hinterlassen hat. Das darf als Grundhandlung durchaus bekannt vorkommen… Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in…Carnhallow. Man kann das hier kaum spoilern, spielt doch Autor S.K. Tremayne sehr eindeutig damit, plus vielleicht einem kleinen Hauch von „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, was Grusel und Mystik angeht (daher auch die Einordnung eher zu Gothic Novel – wobei das aktuelle „Loney“ mystischer ist). Es gibt auch keine gruselige Mrs. Danvers, dafür eine nette Schwiegermutter, die aufgrund von Alzheimer im Frühstadium gewisse Aussetzer hat – und gruselige frühere Minenanlagen in der Nähe und unterhalb des Hauses.


    Die Variation des Themas beginnt damit, dass Rachel nicht nur David heiratet, sondern auch noch Stiefmutter des achtjährigen Jamie wird, der sehr unter dem Tod der Mutter vor rund zwei Jahren leidet. Und von da an spannt der Autor sein recht geschicktes Spinnennetz von Andeutungen und Ereignissen auf, in dessen Falle ich als Leser durchaus tappte: Jamie macht Andeutungen zu Vergangenheit und Zukunft – David will bestimmte Geheimnisse nicht ans Licht kommen lassen – Rachels Heranwachsen scheint traumatische Erinnerungen zu bergen…und dabei zählen die Kapitel tageweise die Zeit bis zum nahenden Weihnachten wie ein Countdown herunter, man lernt bald, welches Ereignis da droht. Jamie und Rachel sind viel allein, da David die Woche über als erfolgreicher Anwalt in London arbeitet – sein vorrangigstes Ziel ist der Erhalt des kostenintensiven Familienbesitzes. Was ahnt Jamie? Verliert Rachel den Verstand – oder will man sie das nur glauben machen? Was geschah mit Davids erster Frau? Und welche Geheimnisse hat David? Die ersten 40 Seiten sind dabei aus der Sicht von Rachel als Ich-Erzählerin geschrieben, ab dann lässt der Autor auch Davids Sicht in der dritten Person ans Licht treten – solidarisiert man sich zuerst leicht mit der den meisten wohl gesellschaftlich (zunächst) näher stehenden Rachel, wird danach geschickt mit den Sympathien des Lesers jongliert. Soweit zu den positiven Teilen.


    Was dem Autor für die Auflösung einfiel, lässt das Niveau stark abfallen:
    Im Buch spielt eine LANGE Botschaft eine Rolle, die an ein beschlagenes Autofenster geschrieben wird – ich vermute, es muss sich wohl um einen Bus handeln und ein wirklich SEHR geduldiges Kind, dass diesen Text schreibt (S. 124).
    Ich habe schon in Leserunden erlebt, wie (besonders weibliche) Leser große Ablehnung äußerten, wenn (besonders weibliche) Hauptpersonen berufsbedingt wenig Zeit für ihre Kinder hatten – David hat kaum Zeit, daher wohl lässt ihn der Autor das sehr episch bedauern. „Das war es, woran man sich auf dem Sterbebett erinnern würde.“ S. 108. Das ist schön rosarot, aber der Mann HATTE einen abwesenden Vater mit Alkoholproblemen und trinkt nun selbst mehr als gelegentlich und schuftet sich selbst kaputt für – natürlich, den Erhalt eines alten Gemäuers, irgendwie in vollem Bewusstsein.
    Das ach so geliebte Kind leidet, darf aber nach Wunsch des liebenden Vaters mit niemandem darüber reden, nicht einmal mit diesem – wegen etwas, bei dem der Geheimnisbedarf doch sehr fragwürdig erscheint – vor allem, da zumindest David zu Jamie doch ein-eindeutig steht, wie auch immer seine Handlungen in der Vergangenheit waren.
    David sieht in Rachel immer noch die Erlösung, als parallel seine Pläne doch inzwischen recht anders laufen. Ach ja, und der verstorbene Freund von David war schon ein spezieller Spaßvogel, der ausgerechnet diese beiden als Paar zusammenbrachte.
    Und Nina – da liebt eine Frau so sehr, dass sie zu illegalen Handlungen bereit ist – und lebt dann dieses Dilemma: suggeriert das Bindungsunfähigkeit oder doch unerwiderte Liebe? Ja, was denn nun?
    Und zuletzt halte ich einige der Grundkonzepte zu Vererbung und Elternbindung für etwas…märchenhaft.


    Fazit: Stark geschrieben und richtig gut auf dem Weg zum Höhepunkt (5 Sterne) – dann aber komplett verpuffend, da nicht nachvollziehbar abgesackt auf das konstruiert wirkende Niveau einer Vorabend-Privat-TV-Schmonzette. Schade.


    Spoilergefahr: zum Geheimnis in der Vergangenheit: juristisch ist die vertragliche Handlung in Großbritannien sehr wohl erlaubt – allerdings darf keine Bezahlung erfolgen. Wozu also nach so vielen Jahren noch diese Geheimhaltung betrieben wird, wenn es doch einerseits kaum Quittungen geben dürfte, andererseits aus Behördensicht keine einleuchtende Gefährdung des Wohls des Betroffenen (zumindest vor dem ganzen Drama im Buch), leuchtet mir nicht ein.

  • Rachel heiratet nach stürmischen 2 Monaten David. Er ist Anwalt, reich, eine alteingesessene Familie aus Cornwall mit einem großen Anwesen. Und er hat einen 8jährigen Sohn. Den schließt Rachel sogleich in ihr Herz. Aber schon bald geschehen sonderbare Dinge. Jamie, der Sohn, scheint seine tote Mutter zu sehen. Rachel, selber etwas labil wegen eigener traumatischer Erfahrungen in ihrer Jugend, ist schon bald unsicher, was sie glauben soll.


    Das Buch beginnt vielversprechend. Eine junge Frau heiratet relativ spontan einen Mann mit Vermögen, großem Herrenhaus und Kind. Selbst aus der Arbeiterklasse stammend, muss sie sich zurecht finden und Stiefmutter spielen für ein Kind, das bezaubernd ist, aber seine Mutter durch einen tragischen Unfall verloren hat. Das liest sich in der ersten Hälfte noch ganz angenehm. Da wird ein bißchen Grusel aufgebaut, cornwalische Folklore einbezogen. Aber irgendwann beginnt die Story abzudriften. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Rachel soll das Haus renovieren, was sie aber niemals irgendwie tut. Sie tut gar nichts. Das Kind, wie gesagt, 8 Jahre alt, ist irgendwie immer alleine. Rachel zweifelt an ihrer eigenen mentalen Gesundheit, David agiert out-of-character. Sie hat Angst in diesem großen, leeren Haus aber bleibt sogar beharrlich da in einem Schneesturm. Nach und nach läuft so ziemlich alles schief, was schief laufen kann. Storytechnisch gesehen. Eine krude Geschichte entwickelt sich da, mit unzuverlässigen und unzurechnungsfähigen Figuren (und das meine ich nicht positiv). Ich müsste zu viel spoilern, um detailliert auf die vielen Unzulänglichkeiten in der Storyentwicklung einzugehen. Ich kann nur sagen, die Twists funktionieren gar nicht. Es ist eine hanebüchene Story, absolut konfuss und wirr. Zudem fand ich es sprachlich auch recht schlicht. Es ist einfach füchterlich.


    Das war mein erstes Buch dieser Autorin und wahrscheinlich auch mein letztes.


    Ich habe die englische Original-Version gelesen

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Langatmig und doch spannend


    Der Psychothriller „Stiefkind“ von S. K. Tremayne ist spannend, mit langatmigen Passagen.


    Rachel hat das große Los gezogen. Sie ist seit kurzem mit dem gut aussehenden und vermögenden David verheiratet und wohnt zusammen mit ihm, seinem 9-jährigen Sohn Jamie sowie seiner Mutter im Herrenhaus „Carnhallow House“ in Cornwall.
    David ist Witwer. Seine erste Frau, Nina, starb vor zwei Jahren in der ehemaligen Mine „Porzellan“, die seit Jahrhunderten in Familienbesitz von Davids Familie ist.
    Alles könnte perfekt sein für Rachel, wäre da nicht das seltsame Verhalten von Jamie. Anfangs hält Rachel es für Abneigung gegenüber ihr, der Stiefmutter. Dann schiebt sie sein Verhalten auf die Trauer um den Tod seiner Mutter.
    Doch was steckt wirklich hinter seinem Verhalten? Hat Jamie tatsächlich Vorahnungen? Oder wird er manipuliert? Da seine düsteren „Prophezeihungen“ alle Rachel betreffen, fragt man sich als Leser, ob Jamie seine Stiefmutter hasst? Oder gibt es doch jemanden, der den Jungen benutzt, um die neue Frau an Davids Seite los zu werden? Evtl. Davids Mutter? Hat sie etwas gegen die neue Schwiegertochter? Ist Rachel, die aus der Unterschicht kommt, nicht gut genug für diese Familie? Oder ist es etwa Nina, Davids tote Frau und Jamies Mutter? Ist sie etwa damals bei dem Sturz gar nicht ums Leben gekommen? Ihre Leiche zumindest wurde nie gefunden...
    Könnte es evtl. sogar David selbst sein? Wird Rachel herausfinden, was in „Carnhallow House“ vor sich geht, noch bevor Jamies Worte „An Weihnachten bist du tot“ wahr werden?
    Oder bildet Rachel sich das alles nur ein? Hat Jamie ihr wirklich gesagt, dass sie sterben wird? Stimmt vielleicht mit ihr selbst etwas nicht?


    Die Story um Rachel, David, Jamie und den Tod von Nina finde ich sehr spannend geschrieben. Das Rundherum finde ich etwas langatmig. Vor allem die Geschichten um die früheren Bergwerke in Cornwall.

  • Inhalt:


    Die Fotographin Rachel heiratet nur 8 Wochen nach ihrem Kennenlernen den charmanten,alleinerziehenden und reichen Witwer David Kerthen. Fortan lebt sie in seinem feudalen Anwesen in Cornwall,um sich um Davids Sohn Jamie,den sie sofort in ihr Herz geschlossen hat zu kümmern.Davids erste Frau Nina ertrank 2 Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen in einer der Minen,die einstmals den Wohlstand der Familie Kerthen hervorbrachten.
    Da David als Anwalt arbeitet ist er unter der Woche in London und kommt nur sporadisch an den Wochenenden nach Hause.Somit ist Rachel die meiste Zeit alleine mit ihrem Stiefsohn Jamie und ihrer dementen Schwiegermutter Juliet.
    Das Leben in dieser Einsamkeit gestaltet sich für die Londonerin Rachel sehr schwierig,zumal der immer noch traumatisierte Jamie es ihr nicht gerade einfach macht ,einen Zugang zu ihm zu finden.Jamie gaubt, in die Zukunft sehen zu können und fängt an Prophezeiungen zu machen,die dann auch tatsächlich eintreffen.
    Als er Rachel prophezeit,daß sie an Weihnachten sterben werde,damit seine Mutter zurückkommen könne,verfällt diese in Panik und beginnt die Umstände von Ninas Tod zu erforschen. Damit bringt sie einen Stein ins rollen,der nicht nur die Geheimnisse der Kerthens aufdeckt,sondern auch ihre eigene verborgen geglaubte Vergangenheit ans Tageslicht bringt....


    Meine Meinung:


    Der Stoff aus dem die Träume sind. Armes Londoner Mädchen trifft charmanten und reichen Witwer und folgt ihm nach der Blitzhochzeit in das einsame Cornwall,um sich fortan um seinen Sohn zu kümmern. Der Beginn des Buches hätte auch von Rosamunde Pilcher sein können,die jedoch eine romantische Lovestory mit Happyend daraus gemacht hätte.
    Nicht so Tremayne.Die Story legt ein atemberaubendes Tempo vor,in der sich alle Protagonisten innerhalb kurzer Zeit um 180 Grad drehen. Die große Liebe von David und Rachel liegt bereits nach ein paar Monaten in Scherben und beide zeigen innerhalb kurzer Zeit ihr wahres Gesicht. Als Bindeglied in all dem Chaos befindet sich der traumatisierte Jamie,der nicht nur mit einer neuen Mutter zurechtkommen muss,sondern zu allem Unglück auch noch glaubt, in die für Rachel nicht sehr rosige Zukunft blicken zu können.
    Leider wirkt die ganze Story mehr als konstruiert und an den Haaren herbeigezogen und wird in ihrem Verlauf mehr und mehr zweifelhaft,ja fast schon utopisch.


    Warum ich trotzdem 7 Punkte vergebe:


    Auch wenn der Plot sehr konstruiert , hypothetisch und unrealistisch auf mich gewirkt hat,war ich trotzdem von dem Buch gefesselt.Durch die klare Sprache,die bildhaften Beschreibungen und das rasante Tempo mit dem die Geschichte ihren Lauf nimmt,war sie zu keinem Zeitpunkt öde oder langweilig.Im Gegenteil: Tremayne lockt uns in die psychologischen Abgründe der Protagonisten und baut so Zeile um Zeile einen Spannungsbogen auf, der es mir fast unmöglich gemacht hat,die Augen von den Seiten zu lösen. Bis hin zu dem für mich völlig unerwarteten Ende.


    Fazit:
    Trotz der teilweise bizarren Story ein spannender und lesenswerter Thriller.

  • Es war ok. Spannend geschrieben, aber passiert ist nicht viel. Unterhaltsam aber es wird mir nicht im Gedächtnis bleiben.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • "Eisige Schwestern", das Debüt des Autors, hatte mir in seiner Mischung aus Thriller und Mystery richtig gut gefallen, daher wanderte sein zweiter Psychothriller gleich nach Erscheinen in meinen SuB. Leider kann "Stiefkind" an keiner Stelle mit dem Erstling mithalten: die Geschichte um Rachel, die meint, mit ihrer Ehe das große Los gezogen zu haben, bis sie anfängt, den Tod ihrer "Vorgängerin" näher zu beleuchten, ist einfach zu konstruiert und noch dazu wenig unterhaltsam erzählt. Die angedeuteten übernatürlichen Elemente (Jamies Vorhersagen) wirken unglaubwürdig und schaffen keinesfalls eine unheimliche (oder auch nur spannungsgeladene) Atmosphäre. Rachel wirkt auf mich wie ein überspanntes Huhn, dem ein Job gut täte, und die Handlung wird gegen Ende hin zunehmend absurder. Zeitverschwendung, die ich leider nicht weiterempfehlen kann. 4 von 10 Punkten.