'Wir Kassettenkinder' - Kapitel 3

Dieses Kapitel war jetzt mal nicht so lustig, spiegelt aber auch genau die Ängste, die mich in der Zeit befallen haben.
An Tschernobyl kann ich mich noch gut erinnern, ich war damals im Regen draußen, am nächsten Tag kam dann die Meldung was passiert war.
Wobei mir The Day After tatsächlich mehr Angst gemacht hat.
Waldsterben fand ich auch ganz schlimm...

Aids hab ich erst durch den Tod von Rock Hudson auf den Schirm bekommen.
Nachdem ich aber auf ner Mädchenschule war, hat mich das Thema Jungs zu dem Zeitpunkt eh noch nicht so interessiert. Da war ich ne richtige Spätentwicklerin

Politik fand ich erst gegen Ende der Achtziger interessant, als es in Richtung Mauerfall ging. An den 9. November 89 kann ich mich noch gut erinnern. Das war das erste mal, dass mir klar wurde das jetzt etwas passiert, was spätere Generationen in den Geschichtsbüchern lesen würde. Das war auch ein bisschen Gänsehaut feeling.

Zitat

Original von streifi
Aids hab ich erst durch den Tod von Rock Hudson auf den Schirm bekommen.
Nachdem ich aber auf ner Mädchenschule war, hat mich das Thema Jungs zu dem Zeitpunkt eh noch nicht so interessiert. Da war ich ne richtige Spätentwicklerin

Ja, ich auch - aber mir scheint, die Jungs und Mädels von heute sind dafür umso früher dran...

Eigentlich wollte ich nach dem 3. Abschnitt schreiben - eigentlich. Nu hab ich das Buch durch
Aber ich konnte nicht aufhören und habe mich so sehr in die Zeit zurückversetzt gefühlt - einfach herrlich.

Ich schreibe morgen (ok, nachher ) jeweils zu den Abschnitten.

Nu geh ich dann doch mal ins Bett und gönne mir eine ??? Kassette. Das muß sein

Zitat

Original von Anne Weiss

Ja, ich auch - aber mir scheint, die Jungs und Mädels von heute sind dafür umso früher dran...

Nö, kann ich so nicht sagen.
Das ist immer noch wie früher, finde ich: Manche bisschen früher, manche bisschen später.
Wobei das nach außen bestimmt anders wirkt, denn cool aussehen wollen sie ja alle. Dass zu Hause im Kinderzimmer noch Barbies und Lego-Ritterburgen stehen, weiß ja nicht jeder

hm, ich hab schon den Eindruck, dass es schneller geht.
Meine Mädels sind jetzt knapp 11 und volle Kanne in der Pubertät. Letztes Wochenende hatten Sie ne Freundin da und irgendwie kam das Gespräch auf Barbies, da kam dann der Spruch: Wie du hast noch Barbies???? Haben sie nicht mehr, weil es schon seit Jahren nicht mehr interessant ist. Scheint in dem Alter aber auch total uncool zu sein. Und auch sonst sind sie viel weiter, als wir in der Zeit waren. Auch körperlich.

Ich hab noch mit 14 mit Barbies gespielt allerdings ist mir auch klar, dass ich nicht repräsentativ bin, wie gesagt Mädchenschule, da kam vieles erst später....

Ja, aber das ist unterschiedlich und war es doch damals auch schon, oder?
Meine Große hatte es nie mit Barbies, aber die hat sich mit 14 noch selbst Erweiterungen für ihre Playmobilstadt gekauft.
Und ich hatte 89/90 herum auch schon Mädchen in der Klasse, die vor dem Übergang auf die weiterführende Schule: ihre Periode bekamen/ richtige Brüste hatten/ kein Interesse mehr am Spielen auf dem Schulhof, sondern nur noch über Jungs quatschen und Bravo lesen wollten.

Ich war auch eher Spätzünder. Ich habe neulich noch Fotos von Weihnachten 89 gefunden - da war ich 9 und meine Oma hat mit einen Schminkkasten geschenkt. Ich wusste gar nicht, was ich damit sollte und hab mir erst mal Wimperntusche in die Augenbrauen geschmiert
Und was macht meine Tochter mit 9, als ihr die Idee kommt, mal meine Schminke durchzutesten? Genau dasselbe!

sIehste mal, da sind meine schon weiter, da landet alles da im Gesicht, wo es hin soll

Playmobil und Lego waren bis auf Lego Friends nie so ihr Ding und ansonsten ist jetzt auch schon mehr Frisuren und Styling ihr Ding, zumindestens bei der vermeintlich älteren (bei 2 Minuten Unterschied ist das ja eher zu vernachlässigen :lache). Die andere ist ein richtiger Hörbuchjunkie, die kann tatsächlich den ganzen Tag Hörbuch hören. Und irgendwelche Nintendo oder anderen Spiele stehen auch ganz hoch im Kurs.
Und lustigerweise sind scheinbar in dem Alter alle ganz heiss drauf zu backen. Gestern war die eine bei ner Freundin, da haben sie dann Cookies gebacken.

So richtig kindlich ist das eigentlich nicht mehr.... Aber du hast recht, auch früher gab es schon immer ausreisser, die schon früher weiter waren...

Mir war im 3 Abschnitt ganz besonders die Tschernobyl Katastrophe präsent.
Ich war genau zu der Zeit mitten im Abi und habe es daher sehr bewußt mitbekommen.
Man sollte nicht raus, wenn es sich vermeiden ließ, natürlich regnete es gerade da dann permanent.

Ich weiß noch, daß ein Freund vorbei kam, um mir ein büschen Physik Nachhilfe zu geben und er kam extra mit dem Taxi und der Taxifahrer brachte ihn mit seinem Schirm direkt vor die Haustür, damit er ja keinen Regen abbekam.

Das sind so Ereignisse, die man nicht vergessen kann.
Auch die Frage nach dem Essen, speziell auch ob die Milch noch trinkbar ist, beschäftigte uns sehr damals.

Schlimm war auch, daß meine Schwägerin gerade zu der Zeit schwanger war, es aber noch nicht wußte und noch in einem See gebadet hatte, bevor das ganze Ausmaß bekannt wurde. Nach Bekanntwerden der Schwangerschaft hatte sie natürlich große Sorgen, ob dem Kind etwas passiert ist.
Zum Glück nicht - der junge Mann wird demnächst schon 30 und hat mittlerweile selber 2 wunderbare Töchter.

Die Ökobewegung war natürlich auch sehr prägend, das Bewußtsein um den sauren Regen, der den Wald ruinierte.

Die Jane Fonda Aerobic Welle kannte ich zwar, hab es aber damals schon wunderbar verstanden, mich nicht dem Sportwahn hinzugeben

Achja, ich wollte ja noch mal nach Kassetten von damals gucken - gut, daß wir drüber reden - ich geh dann mal auf Suche.

Nicht lachen, auf der Suche bin ich erst über die alten Platten gestolpert,
Hier mal eine kleine Auwahl von Singels - damals hochbegehrt und immer ein Ereignis, sich eine neue kaufen zu können.
Ich glaube, die haben um die 6 DM gekostet - sicher bin ich aber nicht mehr

Ich glaube 5 DM, ich hatte damals Singles ohne Ende. Ich hab 1985 bis 1988 meine Ausbildung gemacht und meine Mittagspause immer im Plattenladen nebenan verbracht und hab mir dort ständig Singles geholt.

Oder wenn ich Hunger hatte, ging ich in ein Lokal und hab mir Pommes gekauft und vorher einen "Denise"-Roman....kennt Ihr die? Da gab's immer rosafarbene und hellblaue, die hab ich dann beim Essen immer gelesen.

Tschernobyl war bei uns natürlich auch ein Thema. Ich lebe hier ja direkt an der tschechischen Grenze. Erst hab ich das nicht so ernst genommen und auf cool gemacht, weil alle solche Panik hatten.

Zitat

Original von Gwendy
Ich glaube 5 DM, ich hatte damals Singles ohne Ende. Ich hab 1985 bis 1988 meine Ausbildung gemacht und meine Mittagspause immer im Plattenladen nebenan verbracht und hab mir dort ständig Singles geholt.

Oder wenn ich Hunger hatte, ging ich in ein Lokal und hab mir Pommes gekauft und vorher einen "Denise"-Roman....kennt Ihr die? Da gab's immer rosafarbene und hellblaue, die hab ich dann beim Essen immer gelesen.

Tschernobyl war bei uns natürlich auch ein Thema. Ich lebe hier ja direkt an der tschechischen Grenze. Erst hab ich das nicht so ernst genommen und auf cool gemacht, weil alle solche Panik hatten.

Die Denise Romane habe ich auch eine Zeitlang verschlungen, auch wenn ich dafür meistens nur nen halben Tag gebraucht habe Und dann gab es noch eine Reihe, die war gelb-rot, ich weiss aber leider nicht mehr wie die hiessen. Und dann gab es ja noch die Mysterie Reihe, die hab ich auch ne Zeitlang gelesen

Denise - Romane, jaa. Die gibt es immer noch, oder?
Ich habe noch die, in denen die Vampire-Diaries abgedruckt waren - von denen es irgendwann mal hieß, sie wären bei Twilight ageschrieben. Dass diese Geschichten (und zwar in alle Konstellationen) bei Denise Mystery schon in den 80ern & 90ern veröffentlicht wurden ... geschenkt.

John Sinclair - Hefte hab ich auch gesammelt - und diese Horror-Comics. Wie hießen die? Geschichten aus der Gruft?
Aber das dürfte schon Ende der 80er, Anfang der 90er gewesen sein ...

In die Öko-Welle bin ich voll hereingeboren - meine Eltern (selbst irgendwie noch Kassettenkinder, meine Mutter ist ja nur 16 Jahre älter als ich) waren totale Ökos - allerdings auch Kette rauchend.
Das verlinkte Buch war eins meiner absoluten Lieblingsbücher. Das hab ich erst neulich für meine Kinder gekauft, aber die tollen Maßnahmen daraus, mit denen man z.B. Wasser sparen konnte (ihr kennt bestimmt noch den Backstein im Spülkasten?) funktionieren bei den heutigen Geräten natürlich nicht mehr.

Mir gefallen an dem Buch diese kleinen Erinnerungen Auf Seite 175 zum Beispiel das Papier der Schokozigaretten, das an den Lippen kleben bleibt. Eigentlich eine kleine, individuelle Erinnerung, die durch die Erwähnung im Buch aber eine allgemeingültige Bedeutung erhält. Ihr habt da ja tausende kleine Details der 80er zusammengetragen.

Tschernobyl. Ja, am Wochenende danach hatten wir auch die Gespräche, ob man auf Rasenplätzen noch unbesorgt Fußball spielen darf.
Musik habe ich zwar gehört, merke aber nun, dass mir die epochale Bedeutung des Live Aid-Konzerts gar nicht mehr so bewusst ist.

Ich weiß leider nicht mehr, in welchem Abschnitt es ums Radio ging - aber Elmar Hörig auf SWF3 haben wir doch alle gehört, oder?
Mir brach heute morgen ein bisschen vom Rest meiner heilen 80-er-Welt zusammen, als ich auf Facebook darauf gestoßen wurde, wie der heute drauf ist: Teilt ohne Pause übelste und menschenverachtende Hetze gegen alles, was nicht bio-deutsch ist.
Weia. War der früher auch so drauf? Ich muss zugeben, mich an seine Stimme zu erinnern - aber an mehr auch nicht.

Zitat

Original von streifi
hm, ich hab schon den Eindruck, dass es schneller geht.
Meine Mädels sind jetzt knapp 11 und volle Kanne in der Pubertät. Letztes Wochenende hatten Sie ne Freundin da und irgendwie kam das Gespräch auf Barbies, da kam dann der Spruch: Wie du hast noch Barbies???? Haben sie nicht mehr, weil es schon seit Jahren nicht mehr interessant ist. Scheint in dem Alter aber auch total uncool zu sein. Und auch sonst sind sie viel weiter, als wir in der Zeit waren. Auch körperlich.

Ich hab noch mit 14 mit Barbies gespielt allerdings ist mir auch klar, dass ich nicht repräsentativ bin, wie gesagt Mädchenschule, da kam vieles erst später....

Ich hatte die Familie Sonnenschein, kennt die noch wer? Das war damals bei Mattel eine Alternativfamilie, die nicht ganz so lange Beine hatten wie die Barbies (und die Kniegelenke waren sichtbar, nicht so schön glatt wie bei Barbie...)

Zitat

Original von Mulle
Ich weiß leider nicht mehr, in welchem Abschnitt es ums Radio ging - aber Elmar Hörig auf SWF3 haben wir doch alle gehört, oder?
Mir brach heute morgen ein bisschen vom Rest meiner heilen 80-er-Welt zusammen, als ich auf Facebook darauf gestoßen wurde, wie der heute drauf ist: Teilt ohne Pause übelste und menschenverachtende Hetze gegen alles, was nicht bio-deutsch ist.
Weia. War der früher auch so drauf? Ich muss zugeben, mich an seine Stimme zu erinnern - aber an mehr auch nicht.

Keine Ahnung, da müsste ich den Co fragen - ich bin ja in Bremen großgeworden, da gab's NDR Club Wunschkonzert und BFBS Top 40...
Ums Radio ging es in der Einleitung

Zitat

Original von xexos
Mir gefallen an dem Buch diese kleinen Erinnerungen Auf Seite 175 zum Beispiel das Papier der Schokozigaretten, das an den Lippen kleben bleibt. Eigentlich eine kleine, individuelle Erinnerung, die durch die Erwähnung im Buch aber eine allgemeingültige Bedeutung erhält. Ihr habt da ja tausende kleine Details der 80er zusammengetragen.

Danke, ja, das war die Absicht (die Autorin strahlt gerade übers ganze Gesicht)

Zitat

Original von Mulle
John Sinclair - Hefte hab ich auch gesammelt - und diese Horror-Comics. Wie hießen die? Geschichten aus der Gruft?
Aber das dürfte schon Ende der 80er, Anfang der 90er gewesen sein ...

Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mal bei Bastei im Heftromanbereich arbeiten würde... hätte ich wirklich nicht geglaubt...

Zitat

Original von Gwendy

Tschernobyl war bei uns natürlich auch ein Thema. Ich lebe hier ja direkt an der tschechischen Grenze. Erst hab ich das nicht so ernst genommen und auf cool gemacht, weil alle solche Panik hatten.

Das ging bestimmt vielen damals so - man fühlte sich ja auch gehörig verarscht von den Medien und den Politikern.
Ich weiß noch, meine Eltern haben sich da auch mal drüber unterhalten, ob es denn wirklich nötig ist, die Schirme unten im Flur vor der Wohnungstür stehen zu lassen, oder ob das alles doch viel zu ängstlich sei...