Richard Lorenz - Frost, Erna Piaf und der Heilige

  • Titel: Frost, Erna Piaf und der Heilige
    Autor: Richard Lorenz
    Verlag: Joachim Körber Verlag
    Erschienen: August 2016
    Seitenzahl: 207
    ISBN-10: 3937897569
    ISBN-13: 978-3937897561
    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    "Mit Gedichten den Sterbenden einen Himmel zeigen." Diese merkwürdige Gabe besitzt der junge Frost, mit ihr wächst er zwischen RAF-Gespenstern und Traumgestalten inmitten einer ländlichen Stille auf - und entwickelt sich zu einem Wunderkind. Mit dem Erwachsenwerden jedoch geht der Glaube an Gott und einen Himmel verloren. Die Sehnsucht nach dem eigenen Sterben wird immer größer. Seine einst beseelten Gedichte sind nur noch Buchstaben für ihn, und jedes Sterben statt einer Himmelfahrt nur noch ein trauriger Abschied. Im Schatten seiner Arbeit in einem Hospiz findet Frost langsam seinen Herzschlag wieder. Er sucht die verworrenen Geheimnisse von Erna Piaf und die dunkelblauen Träume des Heiligen. Und begegnet am Ende seiner großen Liebe.


    Der Autor:
    Richard Lorenz, geboren 1972 in Freising, arbeitete lange als Pfleger in der Palliativmedizin, schreibt als freier Journalist (u.a. für die Süddeutsche Zeitung) und (er kommt aus einer Musikerfamilie, zu der u.a. der bayerische Liedermacher Hans Söllner gehört) organisiert musikalisch-literarische Veranstaltungen in Theatern, Bibliotheken und Buchhandlungen.


    Meine Meinung:
    Ein wunderbares Buch.
    Unglaublich gefühlvoll, einfühlsam, sehr empathisch – ohne dabei aber gefühlsduselig zu sein. Geschrieben von einem Autor, der schon mit seinem Roman „Amerika-Plakate“ bewiesen hat, dass er großartig erzählen kann.
    Als Leser spürt man die Zuneigung des Autors zu den Menschen – aber auch seine erzählerische Schüchternheit. Seine handelnden Personen agieren vorsichtig und zutiefst menschlich. Da wird nichts mit dem Holzhammer serviert. Nein, ganz im Gegenteil – das Menschsein steht im Vordergrund, das Magische des Menschseins – das Leben und das Sterben. Sterben als normaler Teil des Lebens, das Sterben als Normalität.
    Ohne Frage empfindet Richard Lorenz für seine Protagonisten eine tiefe Zuneigung; das spürt man fest mit jedem Satz. Aber es ist nicht so, dass alles weich gezeichnet oder schöngeredet wird; es ist alles sehr realistisch und authentisch – es ist ehrlich, es ist so wie das Leben wirklich ist – Leben das oftmals auch am Rande der Gesellschaft geführt wird. Wobei man sich dann fragt, wo denn der wirkliche Rand der Gesellschaft ist. Sind die vermeintlich „Benachteiligten“ nicht wahren Wissenden und Auserwählten?
    Richard Lorenz beantwortet diese Fragen nicht – die Antworten müssen die Leserinnen und Leser schon selbst finden – denn es gibt DIE Antworten, denn die Antworten sind eine ganz individuelle Sache.
    Ein großartiger Roman, ein Roman der Ruhe ausstrahlt, ein Roman der nachdenklich macht – ein Roman der in jedem Falle sehr viele Leser verdient.
    Ich bin begeistert – ein Highlight dieses Jahres für mich – wenn nicht sogar DAS Highlight. 10 Eulenpunkte – ohne Wenn und Aber.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Danke für deine Rezi, die so begeistert klingt, dass das Buch sofort auf meine WL kommt. :wave


    :write
    Und die Amerika-Plakate habe ich mir endlich gegönnt.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane