Der jahrzehntelange "Krieg" zwischen den Familien Hatfield und McCoy ist längst zu Legende geworden, und es ist eigentlich recht erstaunlich das es außer einer Dokumentation - welche dieser Serie vorausging und als Referenzmaterial diente -bisher keine Verfilmung dieses Stoffes gab. Von Buster Keaton bis Bugs Bunny gibt es viele Querverweise auf diesen Konflikt, was zeigt wie tief diese Geschichte in das Bewusstsein der Amerikaner eingesunken ist, aber eine Fiktionalisierung erfolgte erst jetzt.
Den Beginn der Fehde verlegt die Serie in den Bürgerkrieg, wo William Anderson Hatfield zusammen mit Randolph McCoy gegen die Nordstaatler kämpft. Nachdem Hatfield heldenhaft seine Männer gerettet hat verkrümelt er sich nach hause - er hat die Schnauze voll. McCoy wandert als einziger Überlebender seiner Einheit in ein Kriegsgefangenenlager.
Als er nach dem Krieg nach hause kommt ist die Wiedersehensfreude mit seinem alten Kumpel Hatfield.... Naja... Nicht vorhanden.
Kurze Zeit später kommt es zum "Schweinezwischenfall": Ein McCoy hat ein Schwein in seinem Besitz von welchem ein Hatfield behauptet es gehöre ihm. Das ist der Beginn einer fast 30 Jahre andauernden Fehde zwischen den Familien.
Eine Chance auf Frieden ist die Romanze zwischen einer McCoy-Tochter und einem Hatfield, die allerdings von beiden Patriarchen abgelehnt wird. (Er ist ein Hatfield! / Sie ist eine McCoy!)
Man erschießt sich dann also weiterhin bei allen möglichen Gelegenheiten, was nach weiteren Eskalationen beinahe zum Krieg zwischen den Staaten Kentucky (McCoy) und Westvirginia (Hatfield) führt, kurzzeitig befasst sich sogar der Oberste Gerichtshof mit Teilaspekten der Auseinandersetzung.
Die Serie unternimmt den Versuch den Konflikt nachzustellen und dem Publikum zu erklären, wie es zu all dem kommen konnte. Was für uns Deutsche vermutlich am schwierigsten nachzuvollziehen ist (ich erdreiste mich mal und schließe von mir auf andere und pauschalisiere hier ohne jede Grundlage) ist die Stärke des hier gezeigten Familien- bzw Clanwesens.
Man findet derartige Schilderungen mitunter in Romanen von zB Daniel Woodrell und Kollegen, die sich literarisch in ähnlichen Gegenden rumtreiben.
Auch in der Serie "Justified" ist das durchaus Thema, wenn zB die Bennetts immer noch sauer auf die Givens sind,weil damals.....
Da haut man sich heute noch interfamiliär auf die Fresse,weil der Uropa von Clan Hastenichgesehn, das Erdferkel von Clan Dingenskirchen mal schief angesehen hat...
Ich zumindest kenne sowas in dieser Intensität - und mit diesem Fanatismus - aus unseren Breiten nicht, oder nicht mehr.
Vielleicht ist dieser Familienzusammenhalt bei den Amis tiefer verwurzelt, ich selbst hatte durchaus Probleme diese Geschichte nachzuvollziehen, weil mir die ganze Ideologie dahinter vollkommen fremd ist. Mein Clan ist auch einfach zu klein um einen anderen Clan nennenswert zu bedrohen, und ich hab keine Ahnung wie groß der Clan von dem Arschloch ist, der seinen Hund hier dauernd auf den Fußweg scheissen lässt.
Mütterlicherseits gab es mal etwas clanähnliches, allerdings waren die Mitglieder größtenteils über 70 und man traf sich einmal im Jahr zu Omas Geburtstag, wo ich mir jedes mal anhören musste wie lange wir uns nicht gesehen hätten und wie groß ich geworden sei - was in mir den Wunsch erweckte eher den Leuten des eigenen Clans auf die Fresse zu hauen....
Dieser Dreiteiler ist tatsächlich entweder zu lang oder zu kurz.... Ein Zweistundenspielfilm - der die Geschichte auf donnernde Hufe, Pulverdampf und ein bisschen zwischenclanischen Sex zusammengedampft hätte - wäre sicherlich unterhaltsamer gewesen, allerdings ohne die Möglichkeit den Konflikt erschöpfend zu erklären. Aber in "Rio Bravo" klappt das im Grunde ja auch in unter 10 Minuten.
Die andere, von mir favorisierte Möglichkeit, wäre es gewesen, eine wesentlich längere Serie im Stile von"True detective" zu drehen. Und weg von den Höhepunkten den Konflikt in seiner ganzen Komplexität zu schildern, unter Einbeziehung vieler hier ungenannten Nebenfiguren, die Auswirkungen auf die jeweiligen Gemeinden könnte man ebenso thematisieren wie auch die Auswirkungen auf die Politik.
So schwankt dieser Dreiteiler zwischen dem Anspruch diesen Konflikt auch für Nichteingeweihte nachvollziehbar zu machen und anderseits genug Action zu bieten, um die Westernfans nicht zu enttäuschen. Dabei kommt beides zu kurz.
Die Inszenierung ist solide und konventionell, was im Grunde die zurückhaltende Version von "nicht besonders aufregend" ist. Man hätte hier allerdings wesentlich mehr rausholen können, stattdessen verlässt man sich hier auf die Schauspieler.....
... Welche allerdings erstklassig sind! " Kevin Costner als Devil Ance Hatfielt und Bill Paxton als Randolph "Ole Ran" McCoy geben hier ihr bestes, und das bedeutet bei Darstellern ihres Kalibers eine Menge! Auch die Nebendarsteller, angefangen bei Tom Berenger als wirklich niederträchtiges Arschloch zu all den - zumindest mir - eher unbekannten Darstellern sind von allererster Güte. Hier wurden wirklich die Besten Schauspieler für die jeweiligen Rollen gecastet, ungeachtet ihrer Popularität oder ihres Bekanntheitsgrades.
Es sind die Darsteller welche Diese Serie tatsächlich über das Mittelmaß hinaus zu einem - trotz aller Schwächen - sehenswerten Erlebnis machen.