Manchmal entgleiten uns Bereiche unseres Lebens. Danach bleibt einem gar nichts anderes übrig, als wieder neu anzufangen. (Seite 115)
207 Seiten, kartoniert
Verlag: Gerth Medien GmbH, Asslar 2016
ISBN-10: 3-95734-135-3
ISBN-13: 978-3-95734-135-8
Das Vorgängerbuch: Büchle, Elisabeth: Unter dem Polarlicht
(Beide Bücher sind jedoch in sich abgeschlossen und jeweils für sich alleine verständlich)
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Da eine Bank Noa keinen Kredit für ihre Geschäftsgründung gewähren würde, stellt ihr Chiara kurzerhand Räumlichkeiten in ihrer Villa, die zum großen Teil leer steht, sowie das notwendige Startkapital zur Verfügung. Der Schreiner Jonas, ein Bekannter Chiaras, fertigt die Einrichtung an. Dabei kommen sich Noa und Jonas näher, als ihnen beiden lieb ist.
Aber Noa hat eine dunkle Vergangenheit, deren Schatten sie längst abgeworfen zu haben glaubte und die nun auftauchen und alles zu zerstören drohen.
Über die Autorin
Elisabeth Büchle wurde 1969 in Trossingen geboren und absolvierte sowohl eine Ausbildung zur Bürokauffrau als auch zur Altenpflegerin. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren Kindern im süddeutschen Raum.
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Meine Meinung
Das Buch macht es mir nicht leicht. „Hier, in einem Buch das um die Weihnachtszeit und zudem im verschneiten Kanada angesiedelt ist, und in dem Ostern weder eine Rolle spielt noch überhaupt vorkommt, drängt sich diese Symbolik überhaupt nicht auf - und dennoch hat die Autorin diese auf eindrückliche Weise aufgegriffen und quasi nebenbei gezeigt, daß Weihnachten und Ostern zusammengehören; daß das eine ohne das andere nicht denkbar ist.“ So hatte ich über das Vorgängerbuch „Unter dem Polarlicht“ geschrieben (wobei beide Bücher völlig unabhängig voneinander verständlich sind).
Nicht leicht deshalb, weil dieser Roman hier nun für mich endgültig eher ein Oster- denn ein Weihnachtsbuch ist. Da hilft auch nicht, daß viel Schnee und ein Weihnachtsfest vorkommen; die rechte Weihnachtsstimmung wollte sich bei mir nicht einstellen. Vom Motiv her hat es mich an Marilyn Pappanos „Season For Miracles“ erinnert, nur daß das von vorne bis hinten Weihnachtsstimmung verbreitet, was ich beim „Sternenhimmel“ nun leider nicht empfunden habe. Und genau das ist mein Problem mit dem Buch: es ist eine wirklich gute, tiefgehende Geschichte, die Mut machen und aufbauen kann. Nur daß sie für mich eher im Frühjahr, mit Themen wie Vergebung, Umkehr, Neubeginn mehr auf die Karwoche und Ostern hin denn mitten im Winter angesiedelt ist bzw. sein sollte.
Der Seitenumfang entspricht so ungefähr der Hälfte des ansonsten von der Autorin gewohnten, dennoch hatte ich nie das Gefühl, etwas würde fehlen oder wäre unzureichend beschrieben. Das trifft auf die Figuren wie auch Orte und Handlung zu. Zwar gab es auch im Vorgängerband ein dunkles Geheimnis um eine der Figuren, das war jedoch mehr oder weniger abgeschlossen. Hier jedoch wird bald klar, daß jener dunkle Punkt in Noas Vergangenheit durchaus nicht abgeschlossen ist, sondern noch immer als Gefahr lauert und jeden Moment akut werden kann. Dadurch hatte ich ständig ein Gefühl der Bedrohung im Kopf. Als es dann zur Katastrophe kam, war das einerseits befreiend (für Figuren wie Leser), weil sich die Situation nun endlich klären mußte, andererseits wurde es noch dunkler und bedrohlicher, was ich in einem Weihnachtsbuch nicht unbedingt schätze. Am Ende ist diese Geschichte zwar auserzählt, aber einige Dinge bleiben doch offen. Das mag im realen Leben so sein, und auch, wenn man einen solchen Roman als Ausschnitt aus dem Leben der Figuren versteht; ich persönlich ziehe es bei einem "Weihnachtsbuch" jedoch vor, wenn am Ende alles aufgelöst und geklärt ist, selbst wenn das "hier draußen in der Welt" normalerweise nicht der Fall ist. Denn, vor allem unter Berücksichtigung des Genres, ich lese ein fiktionales Buch und nicht die Tageszeitung.
Noa hat, bedenkt man ihre Vorgeschichte, eine enorme Entwicklung durchgemacht, welche erst einsetzen konnte, als sie in eine entsprechende sie unterstützende Umgebung kam. Das war nachvollziehbar und folgerichtig dargestellt. Jonas konnte mit seinem Mißtrauen über weite Strecken nicht allzuviele Pluspunkte sammeln, wenngleich - bedenkt man seinen jeweiligen Kenntnisstand und seine Erfahrungen - man in so einer Situation selbst wohl ähnlich reagieren würde.
Thematisch geht es um Themen wie Vergebung, auch sich selbst, Angenommensein, Selbstsicherheit, Umkehr, Neubeginn. Das wird gut und gekonnt immer wieder mit dem Motiv des Kreuzes verbunden und vermag zum Nachdenken auch über eigene Unzulänglichkeiten anzuregen.
Mein Fazit
Eine gut erzählte Geschichte mit Tiefgang und Nachdenkpotential, die für mich eher ins Frühjahr denn in die Weihnachtszeit paßt.
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