Ivonne Keller - Unglücksspiel
Klappentext:
Nerina hat Angst. Todesangst. Besonders seit jenem Tag vor elf Jahren, an dem sie etwas Unverzeihliches tat. Etwas, für das sie Gott strafen wird und für das sie abgeschoben werden könnte, zurück in den Kosovo, aus dem sie einst floh. Daher verfolgt sie die Angst. Immer.
Als eine junge Frau mit Kind in die Nachbarschaft zieht und sich mit ihr anfreundet, spürt Nerina ein wenig Hoffnung und vergisst für einen Moment ihre Furcht. Doch dann macht die neue Nachbarin einen Fund, der Nerinas Geheimnis in Gefahr bringt. Für Nerina beginnt ein dunkler Alptraum, aus dem es nur einen Ausweg zu geben scheint …
Über die Autorin: (Quelle amazon)
Seit ihrer Kindheit liebt Ivonne Keller das Spiel mit der Sprache. Aufgewachsen in einem hessischen Dorf, begeisterte sie sich bereits in der Schule für englischsprachige Literatur und lernte später während eines Auslandsstudiums im andalusischen Granada Spanisch. Die Faszination für Sprache, gekoppelt mit dem Interesse für alles Menschliche, führte sie neben ihrer früheren Tätigkeit als Personalerin zum Schreiben. Dabei interessiert es sie besonders, was mit Menschen passiert, die kurz davor sind, auszuflippen. Wenn das Leben so anstrengend wird, dass die Fassade bröckelt und man auf das schauen kann, was dahinter liegt.
Meine Meinung:
Der Roman von Ivonne Keller, hat mich, wie auch die Bücher davor, die ich von ihr gelesen habe, schnell in seinen Bann gezogen. Die Geschichte wird parallel aus verschiedenen Perspektiven erzählt:
Ein männlicher Protagonist der schon ganz am Anfang seine verstörenden Gedanken kundtut.
Nerina, die, seit ihrer Flucht aus dem Kosovo, seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Deutschland lebt.
Anja, eine junge Mutter, deren Mann plötzlich abtaucht.
Eine ältere Ich-Erzählerin.
Marlies Mahler, Vermieterin von Anja, verheiratet mit einem Pfarrer, Mutter eines vor Jahren verschwundenen Mädchens.
Weiterhin gibt es den hilfsbereiten Nachbarn, Bernd, der geschieden ist und zwei Kinder hat (die kleine Tochter freundet sich mit Mina, Anjas Tochter an),
Julia, die Freundin von Anja, Anjas Eltern und ihre Tochter Mina, ihr verschwundener Mann Stefan, Nerinas Mann und Sohn und der Arzt Karsten Hagedorn und Clemens, den Pfarrer- Ehemann von Marlies.
Nach außen hin heile Fassade, so bröckelt es doch gewaltig bei einigen Familien der vorgestellten Protagonisten.
Nachdem ihr Mann Stefan sich von heute auf morgen verabschiedet hat und dann verschwunden ist, steht Anja der von ihm initiierte Umzug in ein heruntergekommenes Reihenhäuschen bevor, das ihr Mann (sehr fürsorglich) kurz vor seinem Verschwinden noch ohne ihr Wissen für sie und das Kind gemietet hat. Das große geräumige Haus in dem sie lebten, hat er kurzerhand ohne sie zu informieren, vorher verkauft, Alleingelassen und fast ohne Geld, bewältigt sie den Umzug und nimmt den Verschwundenen noch vor ihren Eltern in Schutz- alles ist gut.
Doch das ist es nicht und das liegt nicht nur daran, dass sich in diesem Haus einst eine Tragödie abspielte. Vor Jahren verschwand die kleine Tochter der Vermieter unter ungeklärten Umständen spurlos. Während Anja, und mit ihr auch andere, sich mehr oder weniger gezwungen weiterentwickeln, geht es für andere so richtig bergab.
Der Autorin gelingt es die Tiefen und Abgründe der Seele ihrer Protagonisten glaubwürdig und spannend darzustellen.
Bei diesem Roman überzeugt auch die fundierte Recherche, was man unter anderem auch bei der Beschreibung des Krankheitsbildes eines Schlaganfallpatienten aus der Sicht des Betroffenen sieht. Sehr gut gemacht!
Ein durchweg spannendes Buch. Sehr empfehlenswert.
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