Hier könnt ihr Alexander Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Im Banne des Mächtigen" betreffen.
Fragen an Alexander Röder
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Hallo Alexander
Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde.
Ich bin noch nicht wirklich weit, aber ich mag das Buch jetzt schon.Ich habe in meiner Kindheit und Jugend jedes Karl May Buch verschlungen das ich in die Hände bekommen habe. Die Charaktere sind mir also sehr vertraut.
Warum hast du in deinem Roman die altbekannten Figuren wieder aufleben lassen und keine neuen Helden kreiert? Ich finde damit hasst du es Dir (und mir) echt schwer gemacht.
Ich bekomme die alten Charaktere nicht aus dem Kopf und muss zugeben, dass ich ständig überlege ob sie sich in meiner Erinnerung wirklich so verhalten haben könnten wie in dieser Geschichte. Ich habe jetzt sieben Kapitel gelesen und warte z.B. ständig darauf, dass Halef sich mit vollem Namen vorstellt :bonk. Dadurch kann ich mich bis jetzt noch nicht richtig auf die Handlung einlassen und das finde ich sehr schade.
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Hallo Alexander,
wie schwer ist es, in diesem Stil zu schreiben und wie gehst du dabei vor? Diese ganzen Umschreibungen zu finden scheint mir sehr schwierig zu sein.
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Hallo LauraJane,
vielen Dank für Dein Vorab-Mögen des Romans in solch frühem Lese-Stadium.
Warum ich also über Kara Ben Nemsi schreibe? Nun, das war ja nicht meine Idee allein!
Die Reihe "Karl Mays Magischer Orient" haben der Karl-May-Verlag und die Phantastische Bibliothek Wetzlar entwickelt, um neue Abenteuer im Geiste von Karl Mays Orientzyklus zu erzählen - und somit allen, die Karl May mögen, frischen Lesestoff zu bieten. Es sollten aber keine ganz klassischen Reiseerzählungen werden - es gibt ja einige Fortsetzungen anderer Autoren - sondern etwas ganz Neues: nämlich die Verbindung von Karl May und Fantasy/Phantastik. (Dazu auch das Nachwort im Band) - denn phantastisch ging es bei Karl May ja immer schon zu: man musste es nur etwas verstärken, und der Orient bietet sich ja sehr an: 1001 Nacht ...
Weiterhin sollte Karl May durch die Phantasik auch einem neuen Publikum nahegebracht werden: deswegen einige Neuerungen und ein etwas modernerer Ansatz bei Erzählstil, Handlung etc. - aber immer nahe am Original.
Es ist eben ein ehrgeiziges und hoffnungsvolles Projekt ... und ich habe mich bemüht, dem zu entsprechen.Und was die neuen Figuren betrifft: die stellen sich in diesem Band ja vor, und werden im Laufe der Reihe auch weiterhin auftreten: Als Gegner oder Gefährten der bekannten Helden.
(Ich will ehrlich sein und muss Dir leider gestehen, dass Du einen gewissen Namen in diesem Roman nicht komplett präsentiert bekommen wirst. Es gibt immerhin gegen Ende eine Anspielung ... - Ich hoffe aber, dass Du nun nicht mehr durch die angespannte Erwartungshaltung am Eintauchen in die Handlung gehindert wirst - es soll doch nicht an einem Namen scheitern ...)
Immer mutig!
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Hallo Jupp,
mir selbst fällt es natürlich leicht in diesem Stil zu schreiben, der sich zwar an Karl May anlehnt, aber eben auch mein eigener ist. Sonst hätte ich nach diesem ersten Roman ja nicht flugs noch einen weiteren schreiben können (und folgende, wie in der Vorschau im Band ersichtlich) - jemand anderem, der sich zu dieser Art Erzählen und Fabulieren zwingen müsste, würde es wohl schwerer fallen.
Wie ich dabei vorgehe ... nun, ich schreibe es eben, so schlicht das klingen mag. Ich habe die Handlung im Kopf (und im Exposé) und dann fließt es schon: Beschreibungen, Dialoge, Gedanken. Es hilft wohl dabei, dass Kara Ben Nemsi als Ich-Erzähler auftritt und durch Karl May vorgegeben ist, dass er stets allerlei Anekdoten, Anspielungen, Meinungen, Einschätzungen, Ahnungen mitteilt - das habe ich aufgegriffen und weitergeführt.
Wenn Du also mit den "Umschreibungen" die etwaigen Abschweifungen und spontanen Eingebungen meinst, die Kara Ben Nemsi so von sich gibt (und die manchmal auch Umwege in der akuten Handlung ergeben: aber das ist gewollt, denn es soll ja kein schlichter Spannungsreißer sein, sondern ein etwas altmodischer Abenteuer-, eben ein Karl-May-Roman, oder meine Interpretation davon, denn es steht ja mein Name drauf und ist kein klassischer grüner Band) - diese Drumherumschreibungen also, die muss ich nicht finden oder gar suchen ... die sind einfach da, wenn sie nötig sind (oder auch nicht so nötig sind ...) - woher auch immer sie kommen mögen ...
Solltest Du aber ganz konkrete Umschreibungen meinen, wie "dahin gehen, wo der Pfeffer wächst" für das angelsächsische F.O. - solches findet sich im offiziellen Höflichkeitslexikon, und ist unbedingt und zwingend nötig, weil Kara Ben Nemsi doch so ein wohlerzogener und dezenter Mensch ist. (Da der Roman ja keine fan fiction oder Parodie ist, muss man ja auch an das feinfühligere Publikum denken ... und es macht sowohl Spaß, dergleichen zu verrätseln, wie es ja wohl offensichtlich Freude bereitet, es erfolgreich zu entschlüsseln ...)
Wie erwähnt: Plappern gehört zum Handwerk ...
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Zitat
Original von Alexander Röder
Hallo Jupp,mir selbst fällt es natürlich leicht in diesem Stil zu schreiben, der sich zwar an Karl May anlehnt, aber eben auch mein eigener ist. Sonst hätte ich nach diesem ersten Roman ja nicht flugs noch einen weiteren schreiben können (und folgende, wie in der Vorschau im Band ersichtlich) - jemand anderem, der sich zu dieser Art Erzählen und Fabulieren zwingen müsste, würde es wohl schwerer fallen.
Wie ich dabei vorgehe ... nun, ich schreibe es eben, so schlicht das klingen mag. Ich habe die Handlung im Kopf (und im Exposé) und dann fließt es schon: Beschreibungen, Dialoge, Gedanken. Es hilft wohl dabei, dass Kara Ben Nemsi als Ich-Erzähler auftritt und durch Karl May vorgegeben ist, dass er stets allerlei Anekdoten, Anspielungen, Meinungen, Einschätzungen, Ahnungen mitteilt - das habe ich aufgegriffen und weitergeführt.
Wenn Du also mit den "Umschreibungen" die etwaigen Abschweifungen und spontanen Eingebungen meinst, die Kara Ben Nemsi so von sich gibt (und die manchmal auch Umwege in der akuten Handlung ergeben: aber das ist gewollt, denn es soll ja kein schlichter Spannungsreißer sein, sondern ein etwas altmodischer Abenteuer-, eben ein Karl-May-Roman, oder meine Interpretation davon, denn es steht ja mein Name drauf und ist kein klassischer grüner Band) - diese Drumherumschreibungen also, die muss ich nicht finden oder gar suchen ... die sind einfach da, wenn sie nötig sind (oder auch nicht so nötig sind ...) - woher auch immer sie kommen mögen ...
Solltest Du aber ganz konkrete Umschreibungen meinen, wie "dahin gehen, wo der Pfeffer wächst" für das angelsächsische F.O. - solches findet sich im offiziellen Höflichkeitslexikon, und ist unbedingt und zwingend nötig, weil Kara Ben Nemsi doch so ein wohlerzogener und dezenter Mensch ist. (Da der Roman ja keine fan fiction oder Parodie ist, muss man ja auch an das feinfühligere Publikum denken ... und es macht sowohl Spaß, dergleichen zu verrätseln, wie es ja wohl offensichtlich Freude bereitet, es erfolgreich zu entschlüsseln ...)
Wie erwähnt: Plappern gehört zum Handwerk ...
Danke!
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Ich würde mich , wenn es denn erlaubt sei, gerne erdreisten als nicht an der Leserunde teilnehmender einige Fragen zu stellen, das neue "Karl May meets Fantasy"-Konzept betreffend.
Das Weiterführen von Werken anerkannte Autoren macht mich immer etwas skeptisch und durchaus verdrießlich, ich möchte aber betonen das meine Fragen keinesfalls als Provokation verstanden werden sollen sondern ehrliches Interesse meinerseits bekunden.
Tatsächlich kann ich kaum eine Bezug zwischen den Reiseerzählungen Mays und jedweder Form von Fantastik herstellen. Meine Frage wäre also ob diese Vermengung eher im Stile mayscher Zeitgenossen wie Haggardt und Burroughs erfolgt oder sich in heute eher "modernen" Bereichen bewegt?
Was die verwendete Sprache angeht würde ich gerne wissen in wie weit der maysche Urtext/Originaltext - welcher ja stark von der bearbeiteten Fassung der klassischen grünen Bände abweicht - eine Rolle spielt. (Ob eine solche Sprache von der Zielgruppe verstanden würde ist sicherlich auch zu bedenken - ich höre da die unterschiedlichsten Dinge)
Vielleicht noch folgendes zur Erklärung meines Interesses: Es betrübt mich seit langem wie wenig Karl May heute noch gelesen wird. Selbst Menschen, die selber mit seinen Abenteuern aufgewachsen sind, sind kaum dazu zu bewegen diese Bücher ihren lesebegeisterten Nachkommen zugänglich zu machen.
Da ist natürlich ein neuer Versuch, May wieder neu zu etablieren, herzlich willkommen! Wobei ich nicht verhehlen kann das ich gegenüber der Art und Weise wie dieses versucht wird eher skeptisch bin.
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Hallo Bodo,
selbstverständlich beantworte ich gern jede Frage, die hier gestellt wird. Schließlich geht es in dieser Leserunde ja nicht allein um den betreffenden Roman, sondern um die neue Reihe "Karl Mays magischer Orient", die mit diesem Roman beginnt.
Zugrunde liegt eben die Idee, Karl May wieder dem Publikum in Erinnerung zu bringen - und zwar als Autor von Romanen, nicht (nur) als Vorlagenlieferant für Filme und Festspiele.
Es gibt seit Jahren Fortsetzer und Fortschreiber der klassischen Werke, jedoch ohne neue Leser hervorzubringen, weswegen sich der Karl-May-Verlag entschloss, nach dem Konzept der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, mit der Zugabe von Phantastik neue Orient-Abenteuer im Stile Karl Mays herauszugeben, um neue und jüngere Leser zu interessieren.Diese Idee entstammte nicht allein der Feststellung, dass Fantasyliteratur heute so beliebt und erfolgreich ist (und man sie schlicht auf Karl Mays Werk aufpropfen könnte) , sondern dass die Reiseromane des 19. Jahrhunderts sehr oft auch phantastische Elemente enthalten: Haggard und Burroughs sind sehr gute Beispiele, mit den Elementen von Zauberei, verlorenen Völkern und dergleichen. Wichtig ist auch Jules Verne, der ja "phantastische Fahrten" beschrieb, mit U-Boot, Luftschiff, Rakete und vieles mehr, wodurch er zum Stammvater der Science Fiction wurde, so wie sich die Fantasy sich aus den (Reise)Abenteurromanen entwickelte.
Auch war der Ansatz zur Reihe ein Spiel mit dem Möglichen: könnte man mutmaßen, dass der unfehlbare Henrystutzen vielleicht ein Zaubergewehr oder ein utopische Waffe wäre? (Beides ist sie allerdings auch in den neuen Romanen nicht. Es ging darum, sich phantastischen Deutungen anzunähern, um die Phantastik an Karl May anzunähern.)
Was ist mit den wundersamen Begegnungen, welche die Haupthelden haben: in der fernsten Wildnis trifft man alte Bekannte! Ist das nicht geradezu märchenhaft?
Zudem wurden Karl Mays späte Romane immer mythischer - warum dies nicht schon in die früheren Abenteuer einbringen?Die Überlegung war auch: wenn Karl May heute lebte - würde er Reiseromane schreiben (können) - wo doch, im Gegensatz zum 19. Jahrhundert, ein jeder Leser die Welt bereisen kann, ob tatsächlich oder virtuell im Internet? Nein, Karl May würde seine Phantasie für die Fantasy nutzen, um spannende Geschichten zu erzählen.
Dies, zusammen mit dem Orient als Spielort, der dank der Erzählungen aus 1001 Nacht ein symbolischer Ort für Magie und Wunder und Fabelwesen ist, führte zu dem Konzept der neuen Reihe: Es bleiben historische Abenteuer, wie bei Karl May, erweitert um Elementen der Phantastik. Neben jenen aus den orientalische Märchen auch Motive der Schauerromantik (dergleichen verwendete Karl May ja ebenfalls: Höhlen, Gänge, Verliese ...) und eben in späteren Bänden auch Utopisches im Sinne Vernes. Haggard und Burroughs werden auch zitiert werden. Es bleibt also im 19. Jahrhundert: es werden keine Elfen oder Orks auftreten ... mit "Vampyren" hatte Kara Ben Nemsi allerdings schon bei Karl May zu tun ...
(Es sei angemerkt, dass im ersten Roman und in der Reihe selbst die phantastischen Elemente langsam eingeführt werden, und der Held erst allmählich die magische Welt um ihn herum erkennt. Und er allem sehr skeptisch und zweifelnd gegenüber steht. Es ist immer noch im Sinne Karl Mays und der klassischen Leser: es sind orientalische Reiseabenteuer, in denen Kara Ben Nemsi gegen Schurken kämpft - keine reine Fantasy, die in einer fremden Welt spielt (oder einem Burroughs-Mars), und auch wird der Held kein Monsterjäger werden. Das Genre ist wohl die Hard Fantasy: also phantastische Elemente in einer realen (historischen) Welt, oder eben doch jene, die Karl May schilderte.
Was die Sprache oder den Stil betrifft, so habe ich mich bei der Vorbereitung auf das Projekt auf die Originaltexte Karl Mays gestützt (Karl Mays Werke in der Digitalen Bibliothek) und dementsprechend geschrieben - nicht nachahmend, sondern anlehnend und interpretierend. Der Karl-May-Verlag hat dann im Lektorat soweit nötig auf die heutigen Fassungen abgeglichen (Schreibweisen, o.ä.).
Grundsätzlich war die Herangehensweise jene, den Erzählerton Karl Mays beizubehalten, jedoch ohne allzu sehr zu historisieren: diese neuen Abenteuer Kara Ben Nemsis sollten auch modernen Lesern zugänglich sein, die Karl May nicht kennen.
Weiterhin wurde ein modernes Erzählen angestrebt: Verweise, Anspielungen, Anachronismen, Zitate - all das, was heutige Leser aus der Unterhaltungsliteratur, auch der Phantastik, kennen, schätzen, sogar erwarten. Dass dann ebenfalls eine gewisse Ironie hineinspielt, gehört dazu: doch wird niemals die Grenze etwa zur Parodie überschritten, ebenso wie es kein reines Nachahmen Karl Mays sein sollte.
Die Betrübnis, das Karl May nur noch wenig gelesen wird, teilen Kenner und Verleger. Ähnlich ist es mit den oben genannten Autoren, und etwa Dumas und viele andere (wobei es stets kürzende Bearbeitungen gibt, die eher gelesen werden) - es sind deren Figuren und Titel und Handlungen bekannt, aber eher durch die vielen Verfilmungen.
Karl May, wie oben erwähnt, wieder als Autor bekannter zu machen, ist der Hintergrund der neuen Reihe - auch wenn dies ein kleiner Umweg ist, mit der Phantastik als Wegweiser.
Es mag helfen, dass die Handlungen der neuen Romane von Inhalt und Personen sehr mit dem klassischen Orientzyklus Karl Mays verknüpft sind: wer die neuen Romane mag, könnte sich durchaus für deren - sozusagen - Vorgeschichte interessieren und zu diesen sechs Romanen des Kanon greifen, welche auch bei Orten und Ereignissen die Grundlage der neuen Reihe darstellen.Vielleicht wandelt sich die Skepsis in Verständnis und dann Hoffnung: nicht anders ergeht es Kara Ben Nemsi im magischen Orient ...
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Hey, vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Ich bin hier berufsbedingt was das Lesen angeht noch gut eingespannt, so das ich diese Leserunde zwar weiter von aussen beobachten,mich aber nicht beteiligen kann.
So "beruhigend" Deine Antwort das Phantastische betreffend auch ist, ein "Durchs wilde Orkistan" oder "Von Bruchthal nach Zwergbul" hätte doch sicher auch seinen Reiz!
Was die anderen Abenteuerklassiker angeht bedaure ich deren Fehlen in der heutigen Literaturlandschaft ausserordentlich, aber hier stehen wohl tatsächlich die Filme dem Erfolg im Weg - ebenso im klassischen Historienroman. Von "Ben Hur" und der "Schatzinsel" bis "Zorro" und "Tarzan" wird hier immer wieder abgewunken: "Kenne ich schon als Film"
Ich wünsche diesem Projekt auf jeden Fall viel Erfolg, und werde auf jeden Fall mal reinschauen!