Hassan Blasim - Der Verrückte vom Freiheitsplatz und andere Geschichten über den Irak

  • Titel: Der Verrückte vom Freiheitsplatz und andere Geschichten über den Irak
    Autor: Hassan Blasim
    Übersetzt aus dem Arabischen von: Hartmut Fähndrich
    Verlag: Antje Kunstmann
    Erschienen: Juni 2015
    Seitenzahl: 250
    ISBN-10: 3956140583
    ISBN-13: 978-3956140587
    Preis: 19.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Wie erzählt man von einem Land, das sich seit 35 Jahren im Krieg befindet? Von Geiselnehmern in Bagdad, der institutionalisierten Paranoia unter Saddam, dem Soldaten mit den hellseherischen Fähigkeiten, den Hasen in der Grünen Zone, dem Lied der Ziegen, den 1001 Messern und dem Mehlsack voller Köpfe? Wie erzählt man von der Psyche des Krieges, von dem alltäglichen Horror, der immer mehr Menschen zur Flucht zwingt? Und wie erzählt man von denen, die fliehen? Von den geheimen Pfaden der Emigration, von den Menschenhändlern in den Wäldern Serbiens, von Alis Tasche, von dem Massaker in einem LKW nach Berlin, von den Albträumen des Carlos Fuentes und vom fatalen Lächeln des Emigranten in der Nazi-Bar?


    Der Autor:
    Hassan Blasim, geb. 1973 in Bagdad, studierte dort an der Filmhochschule. 1998 verließ er Bagdad und zog in den kurdischen Teil des Irak, wo er aus Angst um seine Familie unter dem Pseudonym Ouzad Osman Filme drehte, unter anderem den Spielfilm Wounded Camera. 2004 emigrierte er nach Finnland.


    Meine Meinung:
    „Düstere, bitterböse Geschichten, die an Borges erinnern.......“ schrieb die CHICAGO TRIBUNE und trifft es damit eigentlich ganz gut.
    Blasim schreibt dabei aber kühl, distanziert, schlicht – ohne dabei aber an Empathie einzubüßen. Er schafft es das teilweise Surreale von Situation anschaulich zu schildern, wobei oftmals aber wirklich kaum zwischen Realität und Surrealität unterschieden werden kann.
    Abstruse Szenen, grausam und banal, tragisch komisch und mit ganz bitterem Humor ausgestattet. Der Horror wird zur Alltäglichkeit, zur Normalität – das Grauen ist ständiger Wegbegleiter, auch wenn sich der Gewöhnungseffekt nicht so recht einstellen will.
    Menschen auf der Flucht, Menschen die diese Flucht für sich ausbeuten und den Flüchtenden keinerlei Hilfestellungen geben, sie vielmehr mit verbundenen Augen in den Abgrund springen lassen.
    Was gibt es zu bemängeln?
    In manchen Szenen fehlt es den Geschichten an Intensität. Da wird die Distanziertheit zu sehr ausgereizt, da wirkt so mancher Eintrag eher ein wenig leblos.
    In der Summe aber ein lesenswertes Buch, ein Buch das vielleicht etwas zu viel wollte und dann in Sequenzen am eigenen Anspruch gescheitert ist. 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.