Dieses Buch behandelt ein Thema, dass uns alle irgendwo betrifft - entweder direkt, wie die Protagonistin des Buches, die nach einem Urlaub plötzlich feststellt, dass aus dem Tennisclub gegenüber ein Flüchtlingsheim geworden ist, oder indirekt, weil das Thema Flüchtlingskrise ja ständig in den Medien ist.
Die Autorin geht das Thema aus der Perspektive der sechzehnjährigen Antonia an, die zunächst aufgrund negativer Vorerfahrungen völlig überfordert von dem Gedanken an ein Flüchtlingsheim genau gegenüber ist. Sie lässt sich dann aber, mitgezogen von ihrer besten Freundin, auf einen Kontakt ein und beginnt, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Ihre Familie ist dazu nicht bereit - hier bringt die Autorin geschickt die verschiedenen Standpunkte ein, die man im Alltag immer wieder hört: Angst vor dem Fremden, wirtschaftliche Bedenken (Wertverlust der Immobilie), Angst vor Übergriffen, Vorbehalte gegen den Islam. Als erwachsener Leser hinterfragt man durchaus kritisch, welche dieser Bedenken man teilt und ob man die Bedenkenträger da versteht.
Aus der Sicht eines Flüchtlings, mit dem Antonia sich anfreundet, erfährt sie und damit auch der Leser einiges über die Entwicklungen in Syrien, die zu den Flüchtlingsströmen geführt haben, und darüber, was Flüchtlinge auf der Flucht mitmachen und wie sich diese Geschehnisse auf einen Menschen auswirken.
Trotz der Schwere des Themas schafft die Autorin hier ein Buch, dass sich flüssig lesen lässt, unterhält und auch gelegentlich mal ein Schmunzeln hervorruft. Ich hätte mir mehr über den Hintergrund einiger Geschehnisse und Figuren gewünscht, aber das hätte den Rahmen des Buches sicher gesprengt - und ich muss ja auch ehrlich zugeben, eigentlich nicht zur Zielgruppe zu gehören.
Ob ich das Buch weiterempfehlen würde, hängt sehr vom potentiellen Leser ab. Für Jugendliche, die einen ersten Einstieg in das Thema möchten, ohne dabei trockene Sachtexte zu lesen - ja, ganz sicher. Für Jugendliche, die ein gut geschriebenes Jugendbuch wollen, dass über die übliche Liebesgeschichte hinausgeht, ebenfalls. Auch Erwachsene können hier einen ersten Einblick in die Hintergründe der Flüchtlingskrise erhalten, den sie dann allerdings selbst mit Recherche und weiterer Auseinandersetzung mit dem Thema ergänzen müssen. Aber welches Buch nimmt einem schon das selber denken ab? Wer in dem Thema schon drin ist (durch aktives Verfolgen der Tagespresse und weitergehende Recherche) wird hier wenig neue Informationen, möglicherweise aber Anregungen zum Nachdenken finden.
8 Eulenpunkte von mir.