Alison Wearing - Meine iranische Reise

  • OT: Honeymoon in Purdah - An iranian journey, ISBN: 0312263449


    Amazon-Kurzbeschreibung
    Die Kanadierin Alison reist mit ihrem Freund (getarnt als Hochzeitsreisende) auf eigene Faust durch den Iran. Kaum haben sie von der Türkei aus die Grenze überquert, befinden sie sich in einer anderen Welt. Am deutlichsten zeigt sich das an der obligatorischen Verschleierung der Frauen, die auch Alison anlegen muss und von Stund an nur noch im Hotelzimmer ablegen wird. Doch ihre Reise führt sie weit über die plakativen Elemente des religiösen Fanatismus hinaus: mitten ins Herz des Landes und der Menschen.


    Von unwiderstehlicher Neugier getrieben, sucht Alison bei jeder Gelegenheit das Abenteuer. Und findet es, oft mit ungeahnten Folgen. Mit offenen Augen, Zähigkeit und Sinn für Humor läßt sie sich auf Fremdes und Skurriles ein, und natürlich wird sie auch mit der anderen Seite konfrontiert: Sie lernt Menschen kennen, die vom islamischen Regime verfolgt und unterdrückt werden.


    Die Autorin
    Alison Wearing wurde nach einem Studium in F, CAN und DE Reisejournalistin und hat Reisen durch Europa, den Nahen Osten, China, die frühere Sowjetunion und die Amazonasgebiete in Ecuador und Peru unternommen.


    "Meine iranische Reise" ist ihr erstes Buch und beschreibt ihre Erlebnisse während einer mehrmonatigen Reise durch den Iran 1995.


    Meine Meinung:
    Was dieses Buch angeht, so bin ich etwas zwiegespalten. Ich habe es schnell durchgelesen gehabt und mich auch gut dabei unterhalten. Ich hatte auch den Eindruck, viel über die Menschen im Iran zu erfahren. Dennoch fand ich das Ganze irgendwie... eindimensional.


    Die Autorin schreibt sehr viel darüber, wie sie die Menschen im Iran erfahren hat (die Einwohner durchweg äußerst gastfreundlich, die Beamten überkorrekt und öfters schikanös und auch korrupt). Leider schreibt sie aber nicht viel über ihre Eindrücke vom Land selbst.


    Das heißt, ich habe ein Bild von den Menschen - aber kein echtes vom Land.


    Sie erzählt - wenn es sich in Gesprächen so ergeben hat - wie die Einwohner selbst ihre politische Lage empfinden (teils sehr widersprüchlich, das fand ich interessant), verzichtet aber selbst auf Anmerkungen zur politischen Lage dieser Zeit.


    Was mir weniger gefallen hat... die Autorin hat manchmal Formulierungen benutzt, die mir das Gefühl gegeben haben, sie stellt sich selbst über ihre Erlebnisse, sie nimmt sich selbst zu wichtig.


    Beispiel:
    "Mein Körper ist eine Schale, hart und mit einem Lacküberzug gegen den Luftzug" oder sie schreibt, wie sie als leere Hülle über den Markt marschiert, bereit, mit Eindrücken aufgefüllt zu werden und ähnlichem.


    Solche "Schwafulierungen" mag ich einfach nicht.


    Dennoch war das Buch unterhaltsam - allerdings schwer einzuordnen. Es ist kein echter Reisebericht, kein Roman, eher eine Art von Reisetagebuch.


    Es ist gut zu lesen - aber auch kein echter Verlust, dies nicht zu tun. Mir enthält dieses Buch einfach zu wenig konkrete Information. Andererseits ist es ja auch kein Sachbuch...


    Auf der 10-er Skala würde ich 6 bis max. 7 Punkte vergeben.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

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  • Meine Eindruecke nach dem Lesen dieses Buches stimmen mit denen von Batcat zum grossen Teil ueberein. Die Menschen im Iran stehen hier eindeutig im Vordergrund. Ich hab doch einiges ueber sie gelernt und es ist fast durch die Bank sehr sehr positiv, wenn man die Gastfreundlichkeit, die Herzenswaerme und die Liebe der Menschen zu ihrer Heimant kennenlernen darf. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, diese Menschen vor allem durch die Gespraeche mit ihnen darzustellen. Dabei laesst sie sie fuer sich sprechen, ohne zu kommentieren oder ein Urteil abzugeben. Der Leser kann sich selber seine eigenen Gedanken dazu machen. Und dafuer allein lohnt es sich allemal diesen Titel in die Hand zu nehmen.


    Doch wie Batcat schon sagt, bleibt es dabei. Man erfaehrt wenig ueber das Land hinaus, ueber die Kultur und Geschichte und wie diese die Menschen gepraegt haben. Eigentlich etwas ueberraschend, denn Alison reist zusammen mit ihrem Freund Ian, der sich sehr viel mehr fuer Architektur und Geschichte des Landes interessiert. Das haette auch eine gute Zusammenarbeit werden koennen um ein umfangreicheres Bild zu geben. Aber wenn man das Ende des Buches betrachtet, hat der Stress der Reise wohl auch zu einem Bruch der Freundschaft gefuehrt, so dass eine Zusammenarbeit fuer diese Buch nicht moeglich war. Ian wird nicht mal in den Danksagungen erwaehnt!!! Dabei waere diese Reise fuer die weibliche Autorin ohne ihn unmoeglich gewesen.


    Ich ab die kanadische Originalausgabe gelesen. Der Titel "My Life in Purdah" gibt allerdings einen besseren Hinweis darauf, dass dieses Buch nicht als reine Reisebeschreibung gedacht ist. Auch auf englisch sind mir stellenweise die "Schwafulierungen" zu viel geworden. Ich hab sie schlicht uebersprungen. Mich nervte es nach einiger Zeit auch staendig die Iraner in ihrem z.T. sehr schlechten Englisch zu lesen. Wird es da in der deutschen Uebersetzung grammatikalisch korrekt wieder gegeben? Ausnahme hier war ein Kapitel, wo das falsche Englisch zu komischen Situationen fuehrte: "Mr. Canada. We have your wife. We make her cold" - das muss sich fuer Ian wenige Jahre nach den Geiselnahmen in der amerikanischen Botschaft von Teheran doch nach einer Horrorbotschaft angehoert haben. In Wirklichkeit wird Alison von den liebenswuerdigen Iranern an einem super heissen Tag in der Wueste zum abkuehlen an einen wunderschoenen Ort gebracht :grin


    Fazit: Alison Wearing ist ein wunderschoenes Portrait der Menschen im Iran gelungen. Das Buch als ganzes leidet aber doch stellenweise an einer Sprache, die z.T. bei den Gedanken der Autorin zu ueberladen und z.T. in den direkten Gespraechen mit Iranern zu einfach ist und sich darin auch zu viel wiederholt, dabei aber Informationen uber Geschichte und Kultur auslaesst. Eigentlich schade, denn sie hat hier die Moeglichkeit ein wirklich gutes Portrait des Landes zum machen doch knapp verpasst.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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