Elisabetta - Liv Winterberg

  • Titel: Elisabetta
    Autor: Liv Winterberg
    Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
    Erschienen: 23.09.2016
    Seitenzahl: 368
    ISBN-10: 3423280867
    ISBN-13: 978-3423280860
    Preis: 22,- EUR


    Kurzbeschreibung (www.amazon.de)
    Eine außergewöhnliche Frau, eine große Leidenschaft.


    1665. Ganz Bologna trauert um die Malerin Elisabetta Sirani. Sie sei vergiftet worden, heißt es – von ihrer Magd. Fassungslos ist auch Giovanni Luigi Picinardi, der Elisabetta liebte und an der Auf-gabe, die Trauerrede zu verfassen, schier zerbricht. Er taucht ein in Elisabettas Leben und Welt, als Jurist auch in den Mordfall. Und er macht erstaunliche Entdeckungen, die seine Sicht und Wahrnehmung der Dinge entscheidend verändern.


    So wie der historische Giovanni Luigi Picinardi mit seiner Trauer-rede hat auch Liv Winterberg der Künstlerin Elisabetta Sirani ein eindrucksvolles literarisches Denkmal gesetzt.



    Die Autorin (www.amazon.de)
    Liv Winterberg, 1971 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Sie arbeitet als Journalistin, Drehbuchautorin und Rechercheurin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Debütroman 'Vom anderen Ende der Welt' wurde auf Anhieb ein Bestseller.



    Mein Leseeindruck
    Elisabetta Sirani – ein sehr wohlklingender Name wie ich finde – war mir ehrlich gesagt kein Begriff. Erst als ich dann einige Werke dieser äusserst talentierten Malerin aus dem 17. Jahrhundert sah, musste ich eingestehen, dass sie mir durch ihre Gemälde tatsächlich schon das eine oder andere Mal begegnet war. Und da mir Liv Winterbergs vorherigen Bücher gut gefallen hatten, hatte ich mich auf diese Zeitreise nach Bologna ins Jahr 1665 sehr gefreut.


    Mit im Gepäck hatte ich schon Mal Giovanni Luigi Picinardis überlieferte „oratio funebris“ (Trauerrede, welche als Übersetzung am Ende des Buches nachzulesen ist), welche ich vorab gelesen hatte, um ein Gespür für die damalige Zeit zu bekommen. Obwohl ich eigentlich die Nachträge und Nachworte in Büchern in der „normalen“ Reihenfolge lese, war das für mich im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung.


    Aus der Sicht des Juristen Picinardi, der Elisabetta über alles liebte, erleben wir die ersten Tage nach der Tragödie, die im August 1665 die Familie Sirani heimsuchte. Mit gerade 27 Jahren ist die talentierte Malerin Elisabetta verstorben – sie sei vergiftet worden, heisst es und die ehemalige Magd Lucia wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Als der ahnungslose Maestro Sirani, Elisabettas Vater, Picinardi bittet, an der Trauerfeier die „oratio funebris“ zu halten, ahnt er nicht, was er ihm damit antut. Obwohl krank vor Trauer und Schmerz bringt es Picinardi trotzdem nicht übers Herz diese Bitte abzuschlagen. Er glaubt in der Wahrheitsfindung zu Elisabettas Tod die notwendige Inspiration für die Trauerrede zu finden und stürzt sich mit viel Leidenschaft in die neue Aufgabe. Die Antworten, die er bekommt, sind jedoch nicht so wie erwartet…


    Meine Reise nach Bologna verlief im ersten Moment problemlos und den Weg in die Geschichte hinein war leicht zu finden. Picinardis Trauer und Schmerz über den Verlust seiner Geliebten ist zwischen den Zeilen förmlich zu spüren, so dass ein harscher Hauch von Melancholie in der Luft liegt. Trotzdem bleiben die Figuren leider etwas flach und mir gelingt es nicht so richtig, noch tiefer in das Buch einzutauchen. Hierbei hat sich mir auch die etwas sperrige Erzählweise in den Weg gestellt. Ich möchte jedoch betonen, dass gerade dieser Schreibstil sich sachte an die „oratio funebris“ anlehnt und somit bestens in die damalige Zeit passt. Dass ich mich damit etwas schwer getan habe, liegt daher vor allem an meinem persönlichen Lesegeschmack.


    Picinardis Entwicklung ist für mich das Herzstück dieses Buches und ist aus meiner Sicht äusserst gut gelungen. Als Leser fühlt man auch in vielen Details, wie intensiv die Recherchearbeit gewesen sein muss. Und die Autorin hat es absolut verstanden, historische Gegebenheiten mit Fiktion zu verknüpfen. Ein Plot, der in sich schlüssig ist und die wunderbare Aufmachung des Buches mit einem Personenregister zu Beginn und der bereits erwähnten Trauerrede runden Liv Winterbergs viertes Buch angenehm ab.


    Wer einen historischen Krimi sucht, sollte nicht unbedingt nach Bologna reisen, da es sich hierbei weniger um einen klassichen Kriminalroman als mehr um eine historische Studie der damaligen Zeit handelt. All jene, die mehr über die Ausnahmemalerin Elisabetta Sirani und der Welt der Malerei des 17. Jahrhunderts erfahren möchten, bereit sind, sich auf einen etwas anderen Schreibstil einzulassen und gerne unaufgeregte, ruhige Bücher lesen, können hier ohne weiteres zugreifen.


    Obwohl ich hie und da etwas mit der Erzählweise gehadert habe, konnte ich mich dann vor allem im letzten Viertel des Buches mehr darauf einlassen, so dass ich mit einem guten Gefühl aus Bologna wieder abgereist bin. Als Souvenir nehme ich jedenfalls einige schöne Formulierungen und die Erinnerung an eine herausragende Künstlerin ihrer Zeit mit - und auch die Gewissheit, dass ich auch weiterhin nach neuen Büchern von Liv Winterberg Ausschau halten werde.


    An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich bei Liv Winterberg und dem Verlag bedanken, der die Büchereulen-Leserunde zu „Elisabetta“ möglich gemacht haben. :wave

  • Auch ich muss gestehen, dass ich von Elisabetta Sirani bis zur Lektüre dieses Buches noch nie etwas gehört hatte. Aber umso schöner finde ich es, dass ich durch den interessanten Roman von Liv Winterberg nun etwas über das Leben dieser Malerin aus Bologna erfahren durfte.
    Die Geschichte beginnt mit dem Tod von Elisabetta im Jahre 1665. Es heißt sie sei vergiftet worden von ihrer Magd Lucia. Der Prior des Juristenkollegs von Bologna, Giovanni Luigi Picinardi, ist erschüttert von dem Tod Elisabettas. Er wird von ihrem Vater damit beauftragt, die Rede für die Trauerfeier zu halten.
    Der ganze Roman wird aus Sicht des Priors erzählt. Er ist vom Schmerz über den Tod der Malerin fast zerrissen und wird von der Frage angetrieben: wer war verantwortlich für den Tod? Hat wirklich die Magd das Gift in die Suppe gerührt oder gab es einen anderen Mörder?


    Am Anfang hatte ich einige Schwierigkeiten mit dem Buch. Die Sprache kam mir recht sperrig und umständlich vor. Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich mich eingelesen hatte. Aber spätestens ab der Mitte hatte mich der Roman komplett gepackt und ab dem Moment fand ich die Sprache und den Stil des Buches auch absolut passend zur Geschichte und der damaligen Zeit. Ich fand es sehr fesselnd und auch berührend über das kurze Leben dieser außergewöhnlichen Malerin zu lesen. Je länger ich das Buch gelesen habe um so besser hat es mir gefallen . Meiner Ansicht nach sind die Hintergründe für die Geschichte sehr gut von der Autorin recherchiert worden und man erfährt auch einige interessante Aspekte über die Malerei in der damaligen Zeit.


    Besonders hervorheben möchte ich auch noch die wunderschöne Gestaltung des Buches. Es fängt schon mit dem Umschlag an, der ein richtiger Blickfang ist.
    Außerdem enthält der Roman ein ausführliches Personenregister, ein Nachwort der Autorin, die Trauerrede des Priors und Abdrucke der Gemälde der Malerin.


    Insgesamt hat mir das Buch nach einigen Anfangsschwierigkeiten sehr gut gefallen. Ich vergebe 8 Eulenpunkte und bedanke mich auch noch einmal bei der Autorin für die Begleitung der Leserunde und für das zur Verfügung gestellte Buch.

  • Zuerst möchte ich mich bei der Autorin bedanken. Durch ihren persönlichen Einsatz beim Verlag war diese LR zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt möglich.


    Nachdem ich alle bisherigen Bücher von Liv mit Begeisterung gelesen hatte war ich gespannt was mich hier erwartet.


    Zuerst einige Worte zum Erscheinungsbild. Als neugierige Leserin habe ich mir zuerst das Buch erst einmal genauer angesehen und festgestellt, daß es sehr schön ausgestattet ist mit einem Personenverzeichnis, Glossar, der Übersetzung des oratio funebris, einem Nachwort und einigen Bildern der Malerin Elisabetta Sirani. Dadurch habe ich schon einen gewissen Eindruck von der intensiven Recherchearbeit, die in diesem Buch steckt, bekommen.


    Die Malerin Elisabetta stirbt sehr überraschend und es ist die Frage, starb sie eines natürlichen Todes, wurde sie vergiftet und beging sie Suizid. Giovanni Luigi Picinardi bekommt die ehrenvolle Aufgabe die Trauerrede für Elisabetta zu halten. Dies fordert ihn vollkommen bzw. es überfordert ihn schon fast, vor allem wegen seiner Verehrung und Glorifizierung der Verstorbenen. Der Maler Borboni ist zuständig für das castrum doloris und stößt bei dieser Arbeit ebenfalls an seine Grenzen.


    Nebenbei soll auch der Tod von Elisabetta geklärt werden. Bezüglich der Vergiftung beschuldigt man gleich die Magd Lucia. Sie muß ins Gefängnis, obwohl sie ihre Unschuld beteuert. Lucia war für Elisabetta mehr als nur eine Magd und Lucia hat als einzige echte Tränen vergossen. Picinardi führt auch viele interessante Gespräche mit Bartolomeo Zanichelli, der rechten Hand von Elisabetta.



    Bei Picanardi war sein Ringen und die Verzweiflung um die Rede für den Leser stets spürbar. Aber nichtsdestotrotz ich wurde nicht warm mit ihm. Berührt haben mir dagegen Bartolomeo, Lucia und auch Francesca, die sehr lebendig und menschlich beschrieben wurden. Der Schreibstil des Buches ist der damaligen Zeit angepasst. Leider war er mir zu sperrig und ich konnte mich mehr oder weniger bis zum Schluß nicht damit anfreunden – aber das ist mein ganz persönlicher Eindruck.

  • Bologna, 1665: Die bekannte Malerin Elisabetta Sirani ist tot. Angeblich sei sie vergiftet worden, von ihrer eigenen Magd. Prior Giovanni Luigi Picinardi wird von Elisabettas Vater Giovanni Andrea Sirani beauftragt eine oratio funebris – eine Trauerrede zu schreiben.


    Doch Giovanni Luigi Picinardi tut sich schwer mit dieser Aufgabe. Steht doch immer noch der vermeintliche Mord im Raum. Also taucht Giovanni Luigi Picinardi in das Leben Elisabettas ein und versucht herauszufinden, was in den letzten Tagen und Wochen vor Elisabettas Tod in deren Leben vorgefallen ist.


    Denn Giovanni Luigi Picinardi weiß, nur wenn er in diesem Punkt Klarheit hat, kann er seine Trauerrede so schreiben, dass sie Elisabettas Schaffen gerecht wird…


    Das Buch verfügt neben der Geschichte auch noch über einen gekürzten Abdruck der Trauerrede sowie einige Abdrucke der Werke von Elisabetta. Daher konnte ich schnell feststellen, dass ich zwar die Werke, nicht aber die Künstlerin bisher kannte. Von daher war ich umso neugieriger, die Geschichte zu lesen.


    Als Leser begleitet man den Prior bei seinen Ermittlungen, nimmt an seinen Überlegungen, Gedanken teil, auch die ersten Entwürfe der Trauerrede kann man begleiten. Durch den gewählten Blickwinkel kann man sich in den Prior sehr gut hineinfühlen, spürt seine Liebe zu Elisabetta, seine Zweifel an der Schuld der Magd, seinen Wunsch, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen und seine Qual, die Trauerrede zu schreiben und Elisabettas Andenken damit gerecht zu werden.


    Neben dem Schreiben einer Trauerrede, bekommt der Leser auch noch einen Einblick in die Kunst der Malerei.


    Ich kenne jetzt schon einige Bücher von Liv Winterberg, doch dieses hier hebt sich von den vorangegangenen spürbar ab. Nicht nur der Pior Giovanni Luigi Picinardi hat Elisabetta mit seiner Rede ein Andenken gesetzt, auch Liv Winterberg sorgt mit ihrem Roman dafür, dass die Malerin nicht in Vergessenheit gerät. Selbst wenn einiges in diesem Buch fiktiver Natur ist, so entspricht der Kern der Geschichte dennoch der Realität.


    Fazit:
    Auch wenn ich die Malerin Elisabetta bisher nur durch ihre Werke kannte, konnte ich sie dank Liv Winterberg nun näher und besser kennenlernen, auf eine spannende, interessante und farbenprächtige Weise.

  • Elisabetta Sirani starb 1665 unter ominösen Umständen in Bologna. Die Malerin wurde nur 27 Jahre alt. Während dieser Zeit machte sie sich einen Namen, der bis heute bekannt ist. Als eine der ersten Frauen wurde sie in der Akademie von San Luca aufgenommen, obwohl es Frauen im 17. Jahrhundert verboten war, Kunst zu studieren. Elisabetta war hochtalentiert und ihre Bilder wurden überall geschätzt. Ihr Tod warf allerdings Fragen auf, die vor allem ihre Magd Lucia nach ihrer Verhaftung beantworten sollte. Sie war die Hauptverdächtige, ihre Herrin ermordet zu haben. Aber auch andere hatten ein Motiv.


    Liv Winterberg zeichnet in ihrem vierten historischen Roman ein detailliertes Porträt der italienischen Künstlerin. Eingerahmt wird die Geschichte mit der Entstehung der Trauerrede, die Giovanni Picinardi, der Prior des Juristenkollegs, formuliert. Es fällt ihm schwer, die richtigen Worte zu finden und immer wieder wird er durch Erinnerungen an die junge Frau abgelenkt. Der Jurist ist nicht zufällig ausgewählt worden. Der Tod von Elisabetta soll so ohne viel Aufhebens untersucht werden. Der Leser erhält durch die vertraulichen Gespräche der Beteiligten einen intensiven Eindruck von der Lebensweise und dem Schaffen Elisabettas. Die Beziehungen der Verstorbenen zu ihrem Umfeld von Familie, Freunden und Schülern wird so beleuchtet und es kommen immer mehr Verdächtige ins Spiel. Der Roman bekommt eindeutig Elemente eines Krimis.


    Die Autorin überzeugt auch diesmal wieder mit ihrem sprachlichen Ausdruck, der zum barocken Zeitalter passt, aber dennoch leicht zu lesen ist. Sie lässt die Handlung vor einer farbenprächtigen Kulisse spielen. Bologna wird als die Sonne Italiens und das Juwel Europas bezeichnet. Hier kann man sich sowohl das Leben als auch das Sterben mit allen Facetten vorstellen. Die Charaktere werden mit wenigen Worten tief gezeichnet, sodass sie authentisch und lebhaft wirken. Ebenso eindrucksvoll wird die Maltechnik erklärt, was eine profunde Recherche ausweist. Der Erzählstil ist leise und doch eindrucksvoll. Er spricht von Leidenschaft und Schuld. Langsam entsteht dabei ein Gemälde, das den Originalen Siranis in nichts nachsteht.