Ein Weihnachtsmann fürs Leben - Angela Ochel

  • Daraus ergab sich die entscheidende Frage: Wozu sollte dieser Mann gut sein?
    Zum Reden brauchte man die ja nun wirklich nicht. Dafür hatte sie ja Oma. Und zum Liebhaben hatte sie schließlich sie, Luisa.
    Wozu also einen Mann?
    (Seite 12)


    221 Seiten, kartoniert
    Verlag: Aufbau Verlag, Berlin 2016
    ISBN-10: 3-7466-3279-X
    ISBN-13: 978-3-7466-3279-7



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Die fünfjährige Luisa schließt aus den Telefongesprächen, die sie zwischen ihrer Mutter und Großmutter belauscht hat, daß ihre Mutter einen Mann möchte. Den will sie ihr zu Weihnachten schenken; aber natürlich nicht irgendeinen Mann - es muß schon ein Prinz sein, denn die sind schön, reich und gebildet - also gerade gut genug für ihre Mutter. Da man Weihnachtsgeschenke im Kaufhaus kauft, und es am Ort ein solches mit Namen „Wunder“ gibt, macht sie sich auf den Weg. Denn in einem Wunder-Kaufhaus muß es doch einen Prinzen geben?!
    Mit ihrem Geschenkwunsch setzt sie eine Reihe von Entwicklungen in Gang, die die bisher (fast) heile Welt immer mehr ins Chaos stürzen. Bis am Ende wirklich nur noch ein Wunder helfen kann.



    Über die Autorin


    Angela Ochel wurde in Bielefeld geboren und lebt mir ihrer Familie bei Frankfurt/Main. „Ein Weihnachtsmann fürs Leben“ ist ihr zweiter Roman.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - die Webseite der Autorin
    - < Klick > - die Seite zur Autorin beim Verlag (dort auch Leseprobe zugänglich)



    Meine Meinung


    Als „modernes Weihnachtsmärchen“ wird das Buch auf der Rückseite bezeichnet, und ein solches für Erwachsene ist es in der Tat, auch wenn es weder mit „es war einmal“ beginnt noch in einem fernen Königreich, sondern in einem Kaufhaus, wie man es wohl vielen Städten finden kann, spielt. Und Prinz oder Prinzessin kommen auch nicht vor - jedenfalls nicht wirklich.


    Die fünfjährige Luisa bekommt mit, daß ihre Mutter gerne einen Mann hätte und überlegt sich, daß da nur ein Prinz infrage kommen kann, denn der wäre ja schön, reich und gebildet. Einen solchen will sie ihr also zu Weihnachten schenken. Und da man Weihnachtsgeschenke im Kaufhaus kauft, weiß sie auch schon, wo sie einen solchen sicher finden wird: im Kaufhaus Wunder, in dem auch ihre Mutter als Fotografin arbeitet. Deshalb ist Luise dort auch wohlbekannt, als sie ihre Einkaufstour beginnt. Seltsam ist nur so manche Antwort, die sie auf ihre Fragen bekommt.


    Die Haupthandlung erstreckt sich nur über einige Stunden, in denen Luisa in etlichen Abteilungen des Kaufhauses versucht, einen Prinzen zu kaufen. Natürlich beginnt sie in der Herrenabteilung, aber da ist „keiner auf Lager“. Die Angestellten, die Luisa kennen, nehmen sie und ihren Wunsch ernst, aber was so manche seltsame Bemerkung oder wissender Blick sollen, versteht Luisa - vermutlich im Gegensatz zum Leser - nicht. Nur daß Letzterer durchaus mitdenken muß, denn das Buch ist durchweg aus der Sicht der Fünfjährigen geschrieben. Und in der Welt eines Kindergartenkindes ist manches, was die Erwachsenen sagen oder tun, eben doch recht seltsam und unverständlich.


    Nun ist dem geneigten Leser zwar bald klar, weshalb die Angestellten manchmal etwas eigen reagieren, aber im steten Bemühen, einen Prinzen für die Mama zu finden, tappt Luisa von einem Fettnäpfchen ins Nächste, was sich ähnlich auswirkt, als ob ein Stein ins Wasser geworfen würde: es schlägt Wellen, die sich immer weiter ausbreiten. Lies - da baut sich ein ordentliches Chaos auf, von dem weder Luisa noch an manchen Stellen der Leser weiß, wie sich das je auch nur halbwegs gut auflösen soll.


    Angela Ochel hat eine wunderschöne, märchenhafte Geschichte, die gut in die Vorweihnachtszeit paßt, geschrieben. Auch wenn Luisa, durch deren Augen und alleinigem Blickwinkel alles erzählt wird, schon weiß, daß Weihnachtsgeschenke aus dem Kaufhaus kommen, hat sie den Glauben an Wunder und eine gewisse „Magie“ nicht verloren. Denn weshalb sollte das denn auch „Kaufhaus Wunder“ heißen, wenn solche nicht möglich wären? Figuren wie Umgebung konnte ich mir lebhaft vorstellen, alles lief vor meinem geistigen Auge wie ein (Weihnachts-) Film ab; immer wieder mußte ich schmunzeln oder gar laut auflachen.


    Schade, daß es ein solches „Kaufhaus Wunder“ in der Realität wohl nicht (mehr) gibt. Man sollte, mit diesem Buch als Vorlage, eigentlich daran gehen, ein solches einzurichten. Vielleicht hätten die dann sogar einen Prinzen im Angebot.



    Mein Fazit


    Eine wunderschön und stimmungsvoll erzählte Vorweihnachtsgeschichte, die so nebenbei verdeutlicht, daß das, was wir suchen, manchmal direkt vor uns zu finden ist.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das klingt sehr schön und wandert gleich mal auf meinen Wunschzettel bei Amazon. ... Das wäre doch etwas für die Weihnachts-Leserunde?

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von Sonne79
    Das klingt sehr schön und wandert gleich mal auf meinen Wunschzettel bei Amazon. ...Das wäre doch etwas für die Weihnachts-Leserunde?


    :write

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von _Salome_
    Jedes Jahr halte ich aufs neue Ausschau nach deinen Weihnachtsbuchrezensionen SiCollier. Da konnte ich schon die eine oder andere kleine Perle entdecken.


    Danke. :-) Wenn ich mich nicht "dummerweise" zu einer Leserunde, die vermutlich etwas länger läuft, ab Anfang November angemeldet hätte, würden auch schon bald die nächsten kommen. So dauert es wohl noch etwas.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")