Wolfgang Bosbach - Endspurt. Wie Politik tatsächlich ist und wie sie sein sollte

  • Titel: Endspurt. Wie Politik tatsächlich ist und wie sie sein sollte
    Autor: Wolfgang Bosbach im Gespräch mit Hugo Müller-Vogg
    Verlag: Quadriga
    Erschienen: Oktober 2016
    Seitenzahl: 272
    ISBN-10: 3869950927
    ISBN-13: 978-3869950921
    Preis: 24.00 EUR


    Wolfgang Bosbach wurde 1952 in Bergisch-Gladbach geboren und trat im Jahre 1972 in die CDU ein. Seit 1994 gehört der dem Deutschen Bundestag an. Von 2000 bis 2009 war Wolfgang Bosbach stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, von 2009 bis 2015 war er Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages.


    Wolfgang Bosbach gehört ohne Frage zu den charismatischsten Politikern der CDU. Wertkonservativ, gradlinig und dazu jemand, der eine politische Überzeugung nicht für ein politisches Spitzenamt geopfert hätte. Bosbach genoss und genießt auch beim politischen Gegner hohes Ansehen. Er hört zu, toleriert andere Meinungen, vertritt dabei aber die eigene Meinung konsequent. Politische Schlammschlachten sind nicht sein Ding.


    In diesem Gespräch mit dem Journalisten Hugo Müller-Vogg (Jahrgang 1947, schrieb 24 Jahre für die FAZ und gehörte 13 Jahre lang dem Herausgeberteam an) antwortet Bosbach klar, weicht nicht aus und bezieht auch hier klar Stellung. Etwas, was in der Politik ja leider nicht selbstverständlich ist. Auch über sehe Krankheit (erhebliche Herzprobleme und Krebs) redet er offen, ohne dabei auf der Mitleidsschiene zu fahren.


    Auch über sein Verhältnis zu Frau Dr. Angela Merkel (amtierende Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland – ich zitiere bewusst nicht Wolf Biermann, der sie „FDJ-Trulla“ genannt hat, um nicht irgendwelche selbsternannten Foren-Cops auf den Plan zu rufen) redet Wolfgang Bosbach offen und ehrlich. Er respektiert sie, hat aber in einigen Punkten eine absolut andere Ansicht als sie und hat sich auch für Frau Dr. Angela Merkel (amtierende Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland) nicht verbiegen lassen.


    Wolfgang Bosbach macht sich aber auch Sorgen um seine Partei. Er sieht sie als Baum mit mehreren Wurzeln, einer wertkonservativen Wurzel, einer liberalen Wurzel und einer christlich-sozialen Wurzel – und ein Baum braucht zum Leben eben alle Wurzeln. Das konservative Element in der CDU sieht er dabei so, das es ein wenig (oder ein wenig mehr) ins Hintertreffen geraten ist, auch er sieht die Gefahr einer Sozialdemokratisierung der CDU; wobei die Sozialdemokratie in der SPD eh schon lange nicht mehr vertreten ist. Wolfgang Bosbach ist einer Gründe dafür, dass ich selbst Mitglied dieser Volkspartei bin; denn in den politischen Ansichten von Wolfgang Bosbach finde ich mich selbst wieder. Es geht ihm immer um die Sache, nie um sich selbst oder um irgendwelche Posten; darum wurde es auch nichts mit seinem politischen Traum: Er wäre sehr gern Bundesinnenminister geworden. Aber da war Frau Dr. Angela Merkel (amtierende Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland) wohl davor.


    Ein ehrliches Buch, ein Buch über einen bodenständigen Politiker, einen Menschen der von vielen auch als rheinische Frohnatur bezeichnet wird, einen Politiker und Menschen der die Sache in den Vordergrund stellt, nicht sich selbst. Für den die konservativen Werte noch etwas bedeuten und nicht zu sinnleeren Schlagwort verkommen sind. Ein Politiker, der die Regierung kritisch aber loyal begleitet, der die Flüchtlingspolitik sachlich aber eingehend kritisiert und eben in den Kritikern dieser Flüchtlingspolitik nicht irgendwelches „rechtes Gesocks“ sieht, wie unsere linken und grünen Polikterinnen und Politiker. Ein leidenschaftlicher Parlamentarier, der aber leider 2017 nicht mehr antritt. Man kann nur hoffen, ihn dann weiterhin in Talkshows zu sehen; denn auf einen Wolfgang Bosbach wird die deutsche Politik nur sehr schwer verzichten können.


    Ein sehr interessantes Buch, mit klarer Fragestellung und ehrlichen Antworten. Was will man mehr?
    9 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.