Mr. Sapien träumt vom Menschsein - Ariel S. Winter

  • Broschiert: 240 Seiten
    Verlag: Knaur TB (2. November 2016)
    Originaltitel: Barren Cove


    Klappentext:
    Ariel S. Winters Roman "Mr. Sapien träumt vom Menschsein" ist eine nachdenklich machende Zukunftsvision in der Erzähltradition von Isaac Asimov und Philip K. Dick.
    Mr. Sapien, der Held von Ariel S. Winters Roman, ist ein Roboter – lebensmüde und völlig aus der Mode gekommen, weil noch von Menschen gemacht –, der sich gezwungen sieht, aus der Stadt zu fliehen, weil ihm die Abschaltung droht. Als ausgewiesener Menschenliebhaber war er dort zudem immer mehr der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt gewesen. Nun zieht er sich an die einsame englische Küste zurück, um in einem angemieteten Strandhaus auf dringend benötigte Ersatzteile zu warten. Sein halbherziger Suizidversuch hat ihn etwas beschädigt zurückgelassen. Dabei hängt er doch eigentlich so sehr am Leben. Da wird er auf seine einzigen Nachbarn in der Umgebung aufmerksam, eine rätselhafte Patchwork-Androidenfamilie, die ›Asimovs‹, die ein Geheimnis zu verbergen scheint: Unter ihnen soll einer der letzten Menschen leben … Hat er die Antworten, nach denen Mr. Sapien sucht? Oder ist es die Familientragödie der Asimovs, die ihm mehr über das Menschsein verrät, als es ein Mensch je könnte?


    Der Autor:
    Der US-Amerikaner Ariel S. Winter war mit seinem Romandebüt The Twenty-Year Death für den Los Angeles Times-Book-Award nominiert. Mr. Sapien träumt vom Menschsein ist sein aktueller Roman, mit dem er erstmals in deutscher Übersetzung im Knaur Verlag erscheint.


    Meine Meinung:
    Mr. Sapien ist ein Roboter. Er sucht Ruhe und Abgeschiedenheit, und quartiert sich deswegen in ein Häuschen (wenn man es so nennen kann) am Strand ein. Ihn hat es an die raue englische Küste verschlagen, nach Barren Cove. Er versteckt sich dort, denn in der Stadt sollte er abgeschaltet werden, er hat ausgedient.
    Das Haupthaus bewohnen die Asmiovs (schöne Hommage an den "I, Robot"-Autor), seine Vermieter, mit denen er eigentlich nichts zu tun haben möchte, da er lieber aufs Meer hinausschaut und in sich gehen will. Außerdem wartet er auf Ersatzteile, die sehr wichtig für ihn sind. Er hat versucht, sich sein Roboterleben zu nehmen, aber das hat einfach nicht geklappt. Und doch hängt er an seinem Leben, möchte noch so viele Eindrücke wie möglich mitnehmen und war immer ein Menschenfreund.
    Bald wird er in das Dasein der Asimovs hineingezogen, denn die Familie scheint einen der letzten Menschen zu beherbergen.


    Wir schreiben die Zukunft. Die Erde wird von Robotern bevölkert, es gibt keine, oder vielleicht noch im Verborgenen lebende Menschen. Wer kann das mit Genauigkeit sagen? Doch eines ist sicher: Sapien wurde noch von Menschenhand gebaut, er ist aus der Mode gekommen und sein Leben ist nichts mehr wert. Doch er will den Sinn des Lebens begreifen, sucht nach Antworten, die er vielleicht niemals finden wird.
    Die Asimovs vereinen eine Menge Charaktereigenschaften in sich und sind interessant herausgearbeitet - man weiß oft nicht, ob das, was sie sagen oder tun, dem entspricht, was sie ausdrücken wollen. Auf jeden Fall haben sie ihre kleinen, bösen Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Sie sind vermenschlicht, haben Regungen, Gefühle, gute und schlechte Charaktereigenschaften, die sie kaum von denen der Menschen unterscheidet. Und genau das ist der Knackpunkt, auf dem sich all die Ereignisse stützen.


    Ariel S. Winter ist eine nachdenklich machende, ruhig erzählte und dennoch grausame Zukunftsvision gelungen.
    Ein Roboter, der fühlt, der darüber sinnt, wie Menschen denken und was sie nicht zu schätzen wissen oder wussten.
    Andere Roboter, die von ihrem Weg abgekommen sind, und doch mehr der menschlichen Spezies gleichen als bisher angenommen.
    Die Geschichte hat aber auch viele besinnliche Momente.
    So sieht Sapien zum Beispiel auf das Meer hinaus, hört die Möwen kreischen, und sagt dem Leser, dass die Menschheit die Schönheit der Natur oft gar nicht sieht oder gesehen hat. Sie hatte keinen Blick dafür, denn andere Dinge waren wichtiger, die in Wahrheit gar nicht wichtig sind.
    Die Interaktionen zwischen ihm und den Asimovs war interessant, denn Mary, Clark und Kent konnten gegensätzlicher nicht sein.
    Man muss das Buch genau lesen, sich Zeit nehmen und doch wird es jeder anders interpretieren.


    Die Geschichte ist eine Nacherzählung sein zu "Wuthering Heights" (Sturmhöhe) von Emily Brontë.


    Schade nur, dass das Buch so unbefriedigend endet - hier hätte ich mehr erwartet. Aber vielleicht sollte es so sein. Es gibt eben nicht auf alles eine Antwort.
    Wer ein ultra-spannendes Science-Fiction-Gewitter erwartet, für den ist die Geschichte nichts, aber der, der gern sinniert und grübelt, dürfte mit der Erzählung gut bedient sein.


    Ein Buch über den Sinn des Lebens, die Einsamkeit und den Tod.


    7 Punkte.