Jennia Gibbs, genannt Jen, arbeitet erst wenige Tage in ihrem neuen Job beim Verlag „Vida House“, als ein geheimnisvoller Umschlag ohne Absender auf ihrem Schreibtisch liegt. Sie entdeckt darin 50 beschriebene Seiten eines Textes mit dem Namen „Die Hüterin der Geschichten“, zu dem es weder eine Autorenangabe noch einen Begleitbrief gibt. Jens Neugier ist geweckt und so beginnt sie mit dem Lesen. Die Geschichte von Sarra, die wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens als Melungeon bezeichnet wird, und Rand, der statt in Charleston ein Jahr in der Wildnis leben möchte, weckt alte Erinnerungen in ihr. Und so macht sie sich auf die Suche nach dem Autor des Buches und reist dadurch nicht nur in die Blue Ridge Mountains, sondern auch in ihre Vergangenheit.
Um das Buch zu lesen, sollte man sich auf jeden Fall Zeit nehmen. Das Buch ist sehr detailliert und bildlich geschrieben. In Gesprächen vergeht manchmal ein ganzer Absatz, bis ein Dialog fortgeführt wird. Doch nachdem ich eine Weile gebraucht habe, um in das Buch reinzukommen und Jens familiäre Situation zu durchblicken, habe ich das Buch sehr genossen. Die Geschichte hat mich, gerade dadurch dass sie sehr detailliert geschrieben war, zum Entschleunigen gebracht und ich habe mich sehr zuhause in dem Buch gefühlt. Wichtig ist auch, dass ich mich beim Lesen nicht gelangweilt habe. Es gab verschiedene Konflikte, einige Rätzel und Überraschungen, die mich gefesselt haben.
Das Thema Religion spielt deshalb eine Rolle, weil Jen in einer sehr strengen, für sich lebenden Gemeinde erzogen wurde. Bei „den heiligen Brüdern“ war sie an strenge Regeln gebunden und bekam ein sehr eigenes Gottesbild vermittelt. Aus diesem Grund hat sie als Jugendliche den Kontakt zu ihrer Familie reduziert und stellt sich in dem Buch erneut dem Thema.
Die Geschichte von Sarra und Rand wird immer dann kapitelweise erzählt, wenn Jen zu lesen beginnt. Der Fokus liegt jedoch eindeutig auf Jens Geschichte und „Die Hüterin der Geschichten“ nimmt höchstens ein Viertel des Buches ein. Eine wichtige Besonderheit des Buches ist, dass das Thema „Liebe“ so gut wie kaum eine Rolle in dem Buch spielt. Wer also ein wenig Abwechslung zu dem Thema sucht, dürfte mit diesem Buch richtig sein.
Insgesamt ein sehr schönes, warmherziges Buch über die Spuren der Vergangenheit und die neuen Chancen des Lebens, für das man sich Zeit nehmen sollte, um es in vollen Zügen zu genießen.