Hörbuch Die Enthüllung - Mario Vargas Llosa (gelesen von Hanns Zischler)

  • Hörbuch, 2016
    Laufzeit:: 7 Std. 45 Min


    Übersetzt von Thomas Brovot


    Gelesen von Hanns Zischler


    Kurzbeschreibung:
    „Ich versichere Ihnen: wer auch immer Ihr Ansehen in den Schmutz ziehen will. Nicht mit uns. Nicht in unserer Zeitung. Bei solchen Spielchen würden wir nie mitmachen.“ Der peruanische Unternehmer Enrique Cárdenas wird vom Klatschreporter Rolando Garro mit kompromittierenden Fotos überrascht. Enrique ist schockiert: Der Inhalt kann ihn seine Ehe und seine Karriere kosten. Was zuerst wie ein Freundschaftsdienst eines Journalisten aussieht, entwickelt sich zur Erpressung. Was Enrique aber nicht erwartet hat: Hinter all dem stecken Präsident Fujimori und sein Geheimdienstchef Monsanto – und der scheut selbst vor Mord nicht zurück.


    Über den Autor:
    Mario Vargas Llosa, 1936 im peruanischen Arequipa geboren, studierte Sprachen in Lima und Madrid und arbeitete dann als Journalist in Paris.
    1962 erschien sein erster Roman "Die Stadt und die Hunde", der bereits zu einem internationalen Erfolg wurde. Auch seine weiteren Romane wie "Das grüne Haus" oder "Der Krieg am Ende der Welt" fanden weltweit bei Kritik und Lesepublikum Beachtung. Mario Vargas Llosa erhielt 2010 den Nobelpreis für Literatur.


    Über den Sprecher:
    Hanns Zischler arbeitet als Schauspieler und Publizist in Berlin und anderswo. Neben seiner Mitwirkung im Fernsehen und in internationalen Filmen gründete er 2006 den Alpheus Verlag wieder. 1996 erschien "Kafka geht ins Kino", 2008 (mit Sara Danius) "Nase für Neuigkeiten - Vermischte Nachrichten von James Joyce"; 2010, zusammen mit Hanna Zeckau: "Der Schmetterlingskoffer", und ebenfalls 2010 zusammen mit Friederike Gross der Comic "Aus der Nachwelt". 2009 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis (für Essayistik) der Akademie der Künste (Berlin). 2010 erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis.


    Über den Übersetzer:
    Thomas Brovot, geboren 1958 in Köln, studierte Romanistik und Politikwissenschaft und übersetzt literarische Texte aus dem Spanischen, Portugiesischen und Französischen. Für seine Übersetzungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2012 erhielt er den Helmut-M.-Braem-Preis für seine Neuübertragung des Romans „Tante Julia und der Schreibkünstler“ von Mario Vargas Llosa. Thomas Brovot ist Mitbegründer und seit 2009 Vorsitzender des Deutschen Übersetzerfonds. Er lebt in Berlin.


    Erster Eindruck:
    Gestern Abend angefangen, habe ich auch schon 2,5 Stunden gehört.
    Hanns Zischler liest gut. Mario Vargas Llosa aber ist ein Autor, der sich sprachlich sehr verändert hat. Waren seine frühen Romane stilistisch experimental gestaltet und dem magischen Realismus verpflichtet, ist seine Sprache inzwischen geradlinig und konventionell.


    Immerhin gibt es Perspektivwechsel, die funktionieren.

  • Anfangs war ich irritiert von dem Plot, der z.B. mit einer lesbischen Liebes-/Sexgeschichte beginnt und dann mit einem Erpressungsversuch an dem Geschäftsmann Enrique fortgesetzt wird. Enrique wendet sich an einen Freund, dem Rechtsanwalt Lucinda.


    Ist das alles nicht zu banal und zu konservativ gestaltet? Die gestelzten Sexszenen sind auch verunglückt, finde ich.


    Doch inzwischen bin ich besser in die Handlung hineingekommen. Knapp die Hälfte habe ich durch. Es scheint jetzt auf einen Kriminalfall hinauszulaufen.


    Es gibt verschiedene überzeugende Handlungsstränge im Buch, bei denen auch die Leben der Nebenfiguren durchleuchtet werden.


    Eine ergreifende Episode ist die mit dem alternden Rezitator Juan Peinata, dessen Gedächtnis im Alter stark nachlässt und auch künstlerisch verfällt, als er aus Geldnot als Clown in einem Fernsehsender auftritt. Juan empfindet das als sehr entwürdigend. Mal sehen, wohin das noch führt, wie Juan in die restliche Handlung noch integriert wird.


    Selbst bei dem schmierigen Boulevard-Jounalisten und Erpresser Rolando Garro wird seine tragische Vergangenheit gezeigt. Als er als Jugendlicher erfuhr, dass er adoptiert wurde, ist er seinen Eltern davongelaufen.
    Dann gibt es noch die leicht hysterische Julieta, die für Garro die anstössigen Artikel schreibt.


    In der Summe ergibt das ein Gesellschaftsportrait des Lebens in Perus Hauptstadt in den neunziger Jahren. Das war die schlimme Zeit als Alberto Fujimori Präsident in Peru war. Zugleich herrschte die Gefahr durch die Terroristen des Leuchtenden Pfad vor.


    Diese politischen Ereignisse benennt Vargas Llosa im Roman eigentlich wenig, aber doch bilden sie den politischen Background, die das Buch doch aus der Masse herausheben.