Meine geniale Freundin - Elena Ferrante

  • Band 1 der Neapolitanischen Saga: Kindheit und frühe Jugend


    Ungekürzte Lesung mit Eva Mattes


    Übersetzt von Karin Krieger


    Kurzbeschreibung:
    Eine Freundschaft als Spiegel einer Stadt, einer Nation, einer ganzen Generation
    Im Alter von 66 Jahren erfüllt sich Lila einen Traum: Sie verschwindet von einem Tag auf den anderen. Zurück bleibt ihre beste Freundin Elena und schreibt ihre gemeinsame Geschichte nieder: In den 1950er Jahren wachsen sie am Rande Neapels auf. Elena erzählt vom Alltag der kleinen Leute, vom Zugschaffner Donato, der Gedichte schreibt, vom tyrannischen Don Achille, von den Solara-Brüdern, die sonntags mit ihrem Auto den Corso abfahren. Von Mädchenträumen und erster Liebe. Doch auch wenn ihre Lebenswege nicht parallel verlaufen, da Elena das Gymnasium besuchen darf, als Lila schon auf ihre Hochzeit zusteuert, bleibt eines unverbrüchlich: ihre Freundschaft.


    Über die Autorin:
    Elena Ferrante veröffentlichte sie Tage des Verlassenwerdens und Die Frau im Dunkeln. Ihre Neapolitanische Saga umfasst Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege sowie Die Geschichte des verlorenen Kindes. Für den vierten und letzten Band der Reihe stand sie auf der Shortlist für den Man Booker International Prize.


    Über die Sprecherin:
    Eva Mattes, 1954 in Tegernsee geboren, hatte schon mit zwölf Jahren erste Auftritte im Film und am Theater. Große Filmrollen erhielt sie 1970 in Michael Verhoevens Anti-Vietnamfilm "o.k." und 1971 in Reinhard Hauffs "Mathias Kneissl". Für beide Filme wurde sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet, machte damit Rainer Werner Fassbinder auf sich aufmerksam und erspielte sich unter seiner Regie ihren Ruf als eine der profiliertesten Darstellerinnen des jungen deutschen Films. Aber sie blieb dem Theater treu. 1981 etwa glänzte sie in Zadeks Shakespeare-Inszenierung "Der Widerspenstigen Zähmung".
    1994 wurde Mattes fünftes Direktoriumsmitglied am Berliner Ensemble, neben Peter Zadek, Heiner Müller, Fritz Marquardt und Peter Palitzsch. Nach dem Weggang Zadeks 1995 legte sie ihren Direktionsposten am BE nieder, blieb aber als Schauspielerin im Ensemble. In Helma Sanders-Brahms' moderner Fassung von "Tausendundeine Nacht" spricht sie die Schah-Razade. Zuletzt las sie für den Hörverlag "Das Siegel der Tage" (2008) von Isabel Allende. Eva Mattes ermittelte jahrelang als Kommissarin Klara Blum für den Konstanzer "Tatort".


    Mein Eindruck:
    Gefällt mir sehr gut, wie Eva Mattes den ansprechenden Text liest.


    Den Wirbel um das Buch muss man zwar dem Vermarktungstrick mit dem Pseudonym zuordnen, aber als Geschichte der Kindheit zweier Mädchen aus der sozialen Unterschicht in Italien ist das Buch wirklich hörenswert!

  • Ich habe das Buch auch noch Lesebereit liegen. Kam sogar heute Abend in den Nachrichten der ARD, anlässlich der Frankfurter Buchmesse, ein Literaturforscher berichtete über das Buch un seine Geschichte.
    Ich freue mich darauf es zu lesen.
    Danke für deinen Eindruck zum Buch.

  • Herr Palomar, wo du den Wirbel wegen des Pseudonyms nochmal ansprichst - ich hatte das zum Glück gar nicht mitgekriegt und konnte das Buch, das mir gut gefallen hat, ganz unbeeindruckt lesen.
    Mir persönlich ist es völlig unklar, wie es einen solchen Wirbel auslösen kann, wenn ein Buch unter Pseudonym veröffentlicht wird.

  • Was mich am Buch beeindruckt sind die glaubhaften Schilderungen der fünfziger Jahre in Neapel und wie die Mädchen geradezu darum kämpfen müssen, überhaupt zur Schule gehen zu dürfen.


    Die begabte Lila muss sogar abbrechen. dabei hat sie so viel Potential.
    Schade, dass es damals keine Fördung oder gar ein Stipendium für Mädchen der sozialöen Unterschicht gab. Jetzt muss sie mühsam als Autodidaktin weiterlernen.
    Auch die fleissige Elena muss viel lernen, um weiter dran bleiben zu können.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Was mich am Buch beeindruckt sind die glaubhaften Schilderungen der fünfziger Jahre in Neapel und wie die Mädchen geradezu darum kämpfen müssen, überhaupt zur Schule gehen zu dürfen.


    Die begabte Lila muss sogar abbrechen. dabei hat sie so viel Potential.
    Schade, dass es damals keine Fördung oder gar ein Stipendium für Mädchen der sozialöen Unterschicht gab. Jetzt muss sie mühsam als Autodidaktin weiterlernen.
    Auch die fleissige Elena muss viel lernen, um weiter dran bleiben zu können.



    :write :write ich habe es zwar gelesen, aber genauso empfunden

  • Ulla Hahn erzählt ihre Kindheitsgeschichte, aber mit viel Dialekt.
    Hier sprechen die Figuren im Alltag auch im Dialekt, aber Elena Ferrante gibt das nicht direkt wieder.


    Außergewöhnlich gelungen, wie man es selten liest, sind meiner Einschätzung nach die wirklich frühen Kindheitserinnerungen.
    Bei den etwas späteren Passagen, als Elena langsam in die Pubertät kommt, erinnert mich manches auch an einen Film des italienischen Neorealismus. Der Titel war "Freunde fürs Leben", von 1955. Da waren es zwar zwei Jungen, die sich anfreundeten, aber das Feeling war trotzdem vergleichbar. Durch den Vergleich mit solchen alten Filmen erhalte ich den Eindruck, dass „Meine geniale Freundin“ sehr authentisch geworden ist. Dadurch umso glaubhafter als viele zeitgenössische Romane, die diese Zeit nur als Kulisse nehmen.



    Edit: Inzwischen bin ich halb durch!
    Immer noch stehen die schulischen Aktivitäten im Vordergrund. Elena Greco ist inzwischen auf dem Gymnasium. Weiterhin spielen für die Mädchen ihre Freunde inzwischen eine größere Rolle. Jemand wie Enzo arbeitet schon seit ein paar Jahren und ist praktisch schon ein Erwachsener. Immer mehr erfährt man vom Milieu. Kriminalität und Gewalt ist Teil der Welt in Neapel, verbreitet durch die Camorra! Sozialer Aufstieg ist schwierig!


    Von der deutschen Übersetzung des Romans habe ich ein gutes Gefühl. Befürchtete sprachliche Stilblüten habe ich bisher nicht bemerkt.


    Über die Übersetzerin:
    Karin Krieger, geboren 1958 in Berlin, studierte Romanistik und übersetzt aus dem Französischen und Italienischen, darunter Bücher von Roberto Alajmo, Alessandro Baricco, Aldo Buzzi, Roberto Cotroneo und Claudio Magris und Margaret Mazzantini.

  • Ca. 3/4 des Hörbuches habe ich jetzt durch und fühle mich immer noch gut unterhalten.
    Manche Szenen sind aber auch recht bitter, unsere beiden Protagonistinnen haben es oft nicht leicht.
    Immer noch ist auffällig, dass man Lila hauptsächlich aus der Perspektive der Erzählerin kennenlernt. Ihre Gedanken und Gefühle erkennt man nur an ihren Handlungen und Worten, doch sie hält sich ziemlich verschlossen.
    Ich frage mich, ob es in der Fortsetzung vielleicht einen Perspektivwechsel geben kann. Aber das ist unwahrscheinlich.


    Manchmal wirkt Lila nicht sonderlich sympathisch. Aber das kann ich verstehen. Wer aus der sozialen Unterschicht kommt, kann sich das oft nicht leisten.


    Ansonsten kann ich dem folgen, was Iris Radisch in der Zeit schrieb:
    "Diese beiden Lebensentwürfe gehören zusammen wie zwei Seelen in einer Brust, sie repräsentieren die beiden klassischen Fluchtwege aus dem Drama eines traditionellen Frauenlebens: Der eine führt über die Bildung zu Wohlstand und Anerkennung, der andere über eine vorteilhafte Heirat. "


    Elke Heidenreich sagte im Literaturclub über Lila und Elena etwas ähnliches:
    "Ein Leben, ein Entwurf, mit zwei Möglichkeiten."


    Nicht zuletzt deswegen ist das Buch auch spannend.


    Über die Sprache des Romans denke ich auch immer wieder nach.
    Stilistisch ist Ferrante sachlich, dem Neorealismus verpflichtet, aber nie trocken.

  • ja, teilweise ist das Buch auch harte Kost. Die Mädchen leben damit. Es ist Teil des Alltags.


    Bei den Jungen hingegen ist es leider fast Pflicht, ein Macho zu werden und zu Gewalttätigen Verhalten werden sie schon erzogen.


    Deswegen gefällt mir das souveränere Auftreten von Stefano bisher gut, aber ich befürchte, dass sein Reichtum auch durch schmutziges Geld zustande gekommen ist. Mal abwarten.

  • Zum Schluß gibt es eine Überraschung, wer zu wem sagt "meine geniale Freundin".


    Zitat

    Und Lila entgegnet: "Nicht für dich: Du bist meine geniale Freundin, du musst die Beste von allen werden, von den Jungen und von den Mädchen.“


    Damit hatte ich nicht gerechnet, weil das ganze Buch hindurch immer Elena Lila als die geniale gesehen hatte.




    Jetzt bin ich durch mit dem Hörbuch, das mir gut gefallen hat.
    Begeistert war ich auch von der unauffälligen, aber sehr gelungenen Vorleseleistung von Eva Mattes, der ich schon immer gerne bei Hörbüchern zugehört habe.