Reinhard Rohn - Morgen stirbst du

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Damals hat sie alles verloren. Jetzt kämpft sie ums Überleben.
    Ein Jahr ist vergangen, seit Hauptkommissarin Lena Larcher Mann und Sohn bei einem Autounfall verloren hat. Nur mühsam kämpft sie sich zurück ins Leben und in den Beruf. In einer Trauerbewältigungsgruppe begegnet sie einem Mann, der ihr Interesse weckt. Doch kurz darauf wird dieser tot in einem heruntergekommenen Hotel in Köln aufgefunden. Lena ist die Einzige, die nicht an einen Selbstmord glaubt. Beharrlich verfolgt sie eine gefährliche Spur und erkennt zu spät, dass sie in eine Falle gelockt wird.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt in Köln und Berlin und arbeitet als Verlagsleiter. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt, bevor er selber mit dem Schreiben von Spannungsromanen begann. Unter dem Pseudonym Arne Blum hat er außerdem drei Romane mit Kim, dem Detektivschwein, veröffentlicht.


    Allgemeines
    Zweiter Band der Reihe um die Kölner Kommissarin Lena Larcher
    Erschienen am 14.10.2016 in der dtv Verlagsgesellschaft als TB mit 400 Seiten
    Gliederung: 51 Kapitel – Epilog – Nachbemerkung – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Köln im November und Dezember (Gegenwart)


    Zum Inhalt
    Lena Larcher, die immer noch um ihren Mann und ihren Sohn trauert, lernt in ihrer Selbsthilfegruppe flüchtig einen Mann kennen, der kurz nach ihrer Begegnung tot in der Badewanne eines Hotels aufgefunden wird – offensichtlich handelt es sich um Selbstmord. Die Tatsache, dass dieser Mann ihr gegenüber falsche Angaben zu seiner Person gemacht hat, weckt ihr Interesse und sie versucht, mehr über das Leben des Verstorbenen herauszufinden. Jörn Falk war ein Journalist, der vor Kurzem entlassen worden war und er hatte gerade erst seine geschiedene Frau bei einem Verkehrsunfall verloren, einleuchtende Gründe für seinen Freitod? Eine Bekannte des Journalisten, die achtzigjährige Exzentrikerin Mitchi Vogel ist davon überzeugt, dass es sich keinesfalls um einen Selbstmord handeln könne, denn Jörn Falk habe ihr versprochen, das Verschwinden ihres Liebhabers Ruben aufzuklären. Ruben sei ebenfalls Journalist, er habe an einem Buch über die Bilderberger gearbeitet, vielleicht sei er deswegen ermordet worden.
    Während Lena sich in ihrer Freizeit mit dem mysteriösen Tod des Journalisten befasst, bekommt sie es im Kommissariat mit einem weiteren Todesfall zu tun. Im Rhein wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden, deren Gesicht durch Schnittverletzungen unkenntlich gemacht wurde.
    Der zweite Handlungsstrang, der chronologisch etwa zwei Wochen vor der übergeordneten Handlung angesiedelt ist, berichtet von den letzten Wochen im Leben des Journalisten Jörn Falk. Bei der Sichtung der Hinterlassenschaften seiner Ex-Frau Linda, die er immer noch geliebt hat, stößt er auf Hinweise darauf, dass sie, die als Journalistin für eine feministisch geprägte Frauenzeitschrift tätig war, einer brisanten Sache auf der Spur war. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob ihr Unfall wirklich ein Unfall war.


    Beurteilung
    Der nach „Leise, stirb leise“ zweite Band aus der Reihe um Lena Larcher ist sehr komplex und setzt sich aus zwei Handlungssträngen zusammen, die jeweils um ca zwei Wochen zeitversetzt sind. Lena lässt der vermeintliche Freitod eines ihr nur flüchtig bekannten Journalisten keine Ruhe, ihre privaten – und von ihrem Chef nicht sanktionierten – Ermittlungen bilden das Sprungbrett für den Schritt zurück in die jüngste Vergangenheit, hier wird der Leser Zeuge, wie sich der Journalist in den letzten Wochen seines Lebens bemüht, die Rätsel um das Verschwinden des Journalisten Ruben sowie um den Tod seiner Frau zu lüften.
    Die komplexe Handlung mit den alternierenden Handlungssträngen fordert die Konzentration des Lesers. Trotz des sehr flüssigen und anschaulichen Erzählstils eignet sich das Buch nicht zum „Nebenbei-Lesen“, sondern verdient die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Obwohl dieser der Kommissarin Lena durch die Rückblicke auf das Leben des Journalisten meist einen Schritt voraus ist und gewisse Entwicklungen absehen kann, ist die Auflösung der verschiedenen, miteinander verbundenen Fälle nicht zu vorhersehbar und wird erst nach und nach entschlüsselt. Dabei gelingt es dem Autor, mit Überraschungen aufzuwarten, die nicht unglaubwürdig wirken.
    Der Roman ist im Hinblick auf die Charakterisierung der Hauptfiguren sehr gelungen, besonders der Journalist Jörn Falk wird mit seinen Schwächen, aber auch mit seinem Mut und seiner Beharrlichkeit geradezu lebendig und weckt das Empathiegefühl des Lesers. Auch Lena Larcher zeigt eine ausgeprägte Persönlichkeit und wirkt sehr authentisch.
    Es gibt zwar einige Todesfälle, aber keine brutalen Szenen, sodass dieser intelligent konstruierte und sehr unterhaltsame Roman auch empfindlicheren Lesern wärmstens empfohlen werden kann.


    Fazit
    Komplex, intelligent aufgebaut und flüssig erzählt – so sieht gelungene Unterhaltung im Bereich des Krimigenres aus!

  • Lena Larcher, Kölner Kriminalhauptkommissarin, hat sich einer Selbsthilfegruppe zur Bewältigung ihrer Trauer angeschlossen. Vor einem Jahr sind ihr Mann und ihr Sohn bei einem Autounfall tödlich verunglückt und sie fühlt sich dafür verantwortlich. Bei einer Gruppensitzung trifft sie auch auf einen Vater, dessen Sohn verstorben ist. Da sie sich sofort sympathisch sind, hofft sie auf eine weitere Begegnung außerhalb der Gruppe. Leider führt sie ihr nächster Fall zu einem Toten in einer Hotelbadewanne und in diesem erkennt sie den Trauernden wieder. Im Papierkorb finden sich Barbiturate, aber Lena schließt einen Suizid aus.


    In einem weiteren Strang geht es um die Zeit vor zwei Wochen. Der Journalist Jörn Falk hat gerade seine von ihm getrennt lebende Ehefrau beerdigt. Linda hat als Journalistin bei einer Frauenzeitschrift gearbeitet. Sie hatte sich gerade eine Auszeit genommen, um ein Buch über Prostitution zu schreiben. Jörn Falk hinterfragt ihren Autounfall und trifft dabei auf eine verzweifeltes, osteuropäisches Mädchen, dem Linda Hilfe versprochen hatte. Er selbst bekommt von der 80jährigen Mitchi Vogel, die man sich als Alt-Hippie vorstellen sollte, den Auftrag, ihren Freund Ruben zu suchen, der angeblich plötzlich in seine Heimat nach Mexiko verschwunden ist. Mitchi glaubt allerdings an eine Verschwörung der Bilderberger, einer obskuren Gemeinschaft, über die Ruben ein Buch schreiben wollte.


    Im Laufe der sehr komplexen Geschichte werden dem Leser noch mehrere Leichen präsentiert, aber welche Dimensionen diese Fälle annehmen bzw. wie sie zusammenhängen, klärt sich erst am Ende.



    Der Autor hat es geschafft, den Spannungsbogen von Anfang bis zum finalen Showdown sehr hoch zu halten. Die Geschichte ist intelligent und anspruchsvoll, der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Vom Leser fordert die Story ständige Konzentration, um die Vorgänge richtig zuordnen zu können. Die Figuren sind authentisch und realistisch ausgeführt, ebenso die Atmosphäre und die Handlungen. Besonders Lena und ihren Vater fand ich außerordentlich detailliert beschrieben, gleichermaßen ihr kompliziertes Verhältnis zueinander und die Dämonen von Lena. Es gibt in der ganzen Geschichte zwar etliche Tote, aber sie werden dezent, keinesfalls reißerisch und blutig dargestellt. Die Lösung des ganzen Komplotts konnte man im Großen und Ganzen im letzten Drittel erahnen, jedoch wartet der Autor noch mit ein paar Überraschungen auf und alle Fragen werden schlüssig geklärt.


    Ich kannte das erste Buch des Autors nicht, hatte aber keinerlei Einstiegsprobleme. Von mir bekommt dieser Krimi eine unbedingte Leseempfehlung und volle Punktezahl!