Hidiho, ihr Sci-Fi'nisten.
Ich möchte hier ein Buch vorstellen, das mich persönlich sehr beeidruckt hat - "Perdido Street Station" von China Miéville.
Der Klappentext
New Crobuzon ist ein Moloch von einer Stadt.
Menschen leben in ihr, Arbeiter und Sklaven, Künstler und Huren, Magier und Wissenschaftler. Tausende Jahre lang sorgte eine brutale Miliz für Frieden.
Und dann kommt ein Fremder in die Stadt.
Mit Gold in den Taschen und einem unmöglichen Anliegen. Und er löst eine Katastrophe aus:
Ein "Falter", ein alles vernichtender Mutant, entkommt den Labors der Wissenschaftler und beginnt die Stadt zu verwüsten.
Nur ein kleines Team von Menschen unter dem Schutz des "Webers", einer zauberkundigen und unberechenbaren Riesenspinne, hat die Chance, Widerstand zu leisten und die Stadt New Crobuzon zu retten.
Sie verschanzen sich im zentralen Bahnhof der Stadt, der Perdido Street Station, und fassen einen verzweifelten Plan...
(Ins Deutsche übersetzt von Eva Bauche-Eppers)
Meine Meinung
Die ersten paar Seiten sind bei diesem Buch schwer zu überwinden. Wer dies aber schafft, den erwartet ein buntes Feuerwerk aus einer fantastischen Story und einer Extra-Portion Sprache.
Isaac Dan dar Grimnebulin ist ein Wissenschaftler, der sich bei seiner Arbeit immer haarscharf an der Grenze der Legalität bewegt, und manchmal auch dahinter. Früher ein genialer Professor an der Universität, gibt er sich inzwischen mit allen möglichen Aufträgen zufrieden. Einer dieser Aufträge ist eine echte Herausforderung und Isaac setzt alles daran, diese Herausforderung zu meistern. Dabei läßt er unwissentlich ein Monster auf die Stadt los, und um es wieder einzufangen, muß er sich mit einer Riesenspinne, dem Weber, zusammentun.
Die Figuren des Wissenschaftlers oder seiner ungewöhnlichen Freunde sind sicher ein Grund, warum man immer weiterlesen will. Aber sie verblassen regelrecht, wenn es um die Beschreibung der Falter geht. Ehrlich, nachdem man das gelesen hat, bekommt man einen Heidenrespekt vor Schmetterlingen! *g*
Der Weber, ebenfalls eine wichtige "Person" in Miévilles Geschichte, spricht immerzu in Großbuchstaben und erinnert einen irgendwie an Pratchetts Gevatter Tod.
All dies wird noch einmal übertroffen - von der Beschreibung New Crobuzons, einer wahren Monstösität von einer Stadt. Miéville führt den Leser durch alle möglichen Winkel und Gassen, und mit jeder von ihnen ist man froh, nicht selber dort zu leben. Der Autor schildert die Besonderheiten dieses oder jenes Viertels mit so vielen Details, daß man irgendwann zu glauben beginnt, er spräche aus Erfahrung. Die Sitten, Gebräuche, Religionen und Rassen dieser Stadt sind so vielfältig, wie sonst kaum irgendwo in der Literatur.
Wie der Roman sich in der Originalsprache liest, kann ich nicht sagen. Was die deutsche Übersetzung angeht - Respekt an Frau Bauche-Eppers. Die Sprache des Buches ist manchmal modern, manchmal altmodisch - und manchmal ohne Fremdwörterbuch kaum verständlich. Gerade deshalb fasziniert sie einen.
Noch etwas sei zu diesem Buch gesagt: Es ist nichts für zarte Gemüter. Manche Szenen sind brutal und verursachen eine äußerst unangenehme Gänsehaut beim Leser.
Aber natürlich gibt es nicht nur Brutalität. In New Crobuzon geht es in gewissen Dingen genau so zu, wie in anderen Städten: Es gibt Liebe, Haß, Verzweiflung, Freude und Hoffnung.
Fazit:
"Perdido Street Station" ist ein grandioser Roman, an dem man als Sci-Fi-Liebhaber kaum vorbeikommen wird.
***
Aeria