'Risiko' - Seiten 291 - 374

  • Zu diesem Abschnitt habe ich mir einige Notizen gemacht.


    Zunächst finde ich die Personen allesamt spannend und vielschichtig.


    Allen voran Ashraf Khan. Diese Figur scheint erfunden, ich habe nur einen älteren Aschraf Khan gefunden.
    Auf seinen Nachfolger komme ich im nächsten Abschnitt zu sprechen.


    Was es wohl mit Eibos Notizzetteln auf sich hat? Sie müssen wichtig sein, denn sie waren ja quasi Eibos Vermächtnis. Könnt ihr euch einen Reim darauf machen?


    Verdächtig alltäglich ist die Beziehung, die Stichnote und Arjona da führen. Mal sehen, wie lange das gut geht....


    Das Erwähnen der Vacheron-Uhr hat mich veranlasst, mal nachzulesen: Vacheron ist die älteste Uhrmanufaktur der Welt und wurde schon 1755 gegründet.


    Den Waffenhändler Dr. Alexander Helphand bzw. Parvus hat es wirklich gegeben. Was für eine interessante Person! Und unheimlich!


    Das Zitat


    Zitat

    Wir dienen nicht bloß den Reichen, wir dienen dem Reichtum. Das Kapital ist der unversöhnliche Gott Mammon, der alles beherrscht. Der Geist, das produktive Erschaffen, Wissenschaft, Kunst, Literatur, das alles wird von den Aufgaben, die dem Gesellschaftsinteresse entspringen, auf Aufgaben abgelenkt, die das Kapital stellt. Man denkt an die Entwicklung der Technik, nicht aber an die Entwicklung der Menschen.

    S. 319


    zeigt seine Zwiespältigkeit. Die Macht des Geldes und der Wirtschaft und die geistige Unterentwicklung der Gesellschaft ist aktueller denn je.


    Auch Helphands These auf S. 327 ist diskussionswürdig, finde ich:

    Zitat

    "Aber wissen Sie, was man daraus lernen kann? Ein Sklave ist immer noch mehr wert als ein Lohnarbeiter. (...) Weil ein Sklave ein Kapital darstellt, auf das man achtgeben muss. Der Arbeiter kann zugrunde gehen, das spielt keine Rolle."


    Was haltet ihr davon? Könnt ihr diesen Gedanken teilen?



    Mit Alois Musil kommt die nächste historische Persönlichkeit ins Spiel. Er ist ein Großcousin Robert Musils und der Gegenspieler Lawrence von Arabiens.


    Der Islam soll also als Kriegswaffe dienen. :yikes Wieder einmal wird der Glaube für Kriegszwecke instrumentalisiert, diesmal nutzt man den "Glaubensfeind", um den Wirtschaftsgegner zu besiegen zu wollen.


    Auf S. 373 deutet sich an, dass Arjona schwanger ist. Das musste ja so kommen.


    Ich hoffe, ihr könnt mit meinen wirren Notizen etwas anfangen. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich bin noch beim vorherigen Kapitel. Es wird aber immer interessanter. Was für eine Wahnsinnsunternehmung.


    :write Eigentlich unfassbar!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • So, ich bin in diesem Kapitel angekommen und amüsiere mich königlich über Niedermayers Besuch bei Enver Pascha.
    Dabei denke ich immerzu an den herrlichen Begriff: Antichambrieren. Passt genau, finde ich.
    Man möchte dabeigewesen sein.


    edit liefert ein entlaufenes e nach.

  • Den Waffenhändler finde ich auch sehr interessant.



    Ich denke, so grausam es ist, da ist etwas Wahres dran, zumindest so lange der Lohnarbeiter ohne Gewerkschaften, soziale Absicherung und Gesetze, die ihn schützen, genauso hilflos und ausgeliefert ist wie der Sklave.

  • Grundsätzlich hat er das Recht, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen. Wenn es allerdings keine Alternativen und kein Sozialsystem gibt, ist seine Situation trotzdem miserabel.
    Ganz schlimm sind immer diejenigen dran, die sich illegal in einem Land aufhalten. Die sind oft völlig rechtlos. Ich habe vor einer Weile mal einen Beitag zu nordafrikanischen Erntearbeitern in Südeuropa gesehen. Da ist mir die Lust auf Obst und Gemüse aus diesen Gegenden gründlich vergangen.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Den Waffenhändler finde ich auch sehr interessant.



    Ich denke, so grausam es ist, da ist etwas Wahres dran, zumindest so lange der Lohnarbeiter ohne Gewerkschaften, soziale Absicherung und Gesetze, die ihn schützen, genauso hilflos und ausgeliefert ist wie der Sklave.


    Das denke ich auch, die Logik ist nicht von der Hand zu weisen.
    Klar ist dabei ist der Aspekt der Freiheit außen vor, aber in vielen Fällen war es tatsächlich "die Freiheit" in ärmlichsten Verhältnissen ausgebeutet zu werden, schlimmstenfalls zu verhungern.
    Ein schwieriges Thema.


    Diese Verschwörung ist wirklich unglaublich!


    Helphands Exkurs bezüglich der Mechanik des Kapitals und der Ökonomie des 19. bzw. beginnenden 20. Jahrhunderts (ca. S. 340) fand ich beeindruckend :wow!


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Die Macht des Geldes und der Wirtschaft und die geistige Unterentwicklung der Gesellschaft ist aktueller denn je.


    :write
    Mir ist schon an so manchen Stellen eine erstaunliche Aktualität aufgefallen.


    Obwohl es auch in diesem Abschnitt einige Stellen gibt, die ich eher langatmig und weniger interessant fand, bleibt ein gewisses Interesse bestehen, das mich weiterlesen lässt.
    Auch sprachlich ist es vielfach ein Vergnügen.

    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Dabei denke ich immerzu an den herrlichen Begriff: Antichambrieren. Passt genau, finde ich.


    Unter anderem wegen der Verwendung solcher Begriffe :-).

  • Lumos, stimmt, es gibt viele Stellen, an denen einem aktuelle Ereignisse geradezu entgegenspringen.


    Zum Thema Sklaverei: Wenn man zwar frei ist, aber keinerlei Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben hat, ist auch die Freiheit nur eine scheinbare. Dennoch ist und bleibt Sklaverei in jeder Form verabscheuungswürdig.


  • Zu deinem ersten Zitat kann ich nur sagen, dass er auf die heutige Zeit bezogen, Recht hat. Es ist alles dem Markt, der Wirtschaft unterworfen, egal in welchem Lebensbereichen. Wenn man alleine daran denkt, dass Pharmaunternehmen Medikamente vom Markt nehmen, weil sie nicht wirtschaftlich genug sind und die davon betroffenen Menschen genau diese aber benötigen. Und da gibt es noch unzählige Beispiele mehr.


    In Bezug auf die Sklaverei muss ich zugeben (und das fällt mir wirklich schwer, denn ich empfinde das als schlimm), dass er aus Sicht des Kapitalismus auch hier Recht hat. Ein Sklave ist ein Teil des Kapitals, ohne dass Gewinne nicht erzielt werden können. Ein Arbeiter im Niedriglohnsektor bekommt das Kapitel in Form von Lohn ausbezahlt, wird dadurch ersetzbar durch beispielsweise noch günstigere Arbeiter, Maschinen usw.
    Aus unserer Sicht, die wir ja ein Arbeitsrecht und entsprechende Gesetze haben, ist das vielleicht schwer zu begreifen. Man muss allerdings beispielsweise nur nach Bangladesh schauen, wo Arbeiterinnen unter schlimmsten Bedingungen Kleidung für die westliche Welt herstellen. Und kündigen können sie nicht wirklich, schließlich müssen die meisten nicht nur sich selbst über die Runden bringen.


    Das war einer der Kapitel, die mir in diesem Abschnitt wirklich gut gefallen haben. Ich bin wieder voll drin in der Geschichte, allerdings überfliege ich doch die meisten langatmigen Beschreibungen. So fällt es mir leichter dran zu bleiben. Denn ansonsten finde ich das Buch sehr interessant.

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Zu deinem ersten Zitat kann ich nur sagen, dass er auf die heutige Zeit bezogen, Recht hat. Es ist alles dem Markt, der Wirtschaft unterworfen, egal in welchem Lebensbereichen. Wenn man alleine daran denkt, dass Pharmaunternehmen Medikamente vom Markt nehmen, weil sie nicht wirtschaftlich genug sind und die davon betroffenen Menschen genau diese aber benötigen. Und da gibt es noch unzählige Beispiele mehr....


    Ich empfinde das auch so. Der Tanz ums Goldene Kalb wird immer heftiger. Heute im Gottesdienst war der Predigttext ein prophetischer aus dem Alten Testament. Der Aufruf, sich auf Menschlichkeit zu besinnen, ist aktueller denn je.


    Zitat

    Original von Saiya
    ...
    In Bezug auf die Sklaverei muss ich zugeben (und das fällt mir wirklich schwer, denn ich empfinde das als schlimm), dass er aus Sicht des Kapitalismus auch hier Recht hat. Ein Sklave ist ein Teil des Kapitals, ohne dass Gewinne nicht erzielt werden können. Ein Arbeiter im Niedriglohnsektor bekommt das Kapitel in Form von Lohn ausbezahlt, wird dadurch ersetzbar durch beispielsweise noch günstigere Arbeiter, Maschinen usw.
    Aus unserer Sicht, die wir ja ein Arbeitsrecht und entsprechende Gesetze haben, ist das vielleicht schwer zu begreifen. Man muss allerdings beispielsweise nur nach Bangladesh schauen, wo Arbeiterinnen unter schlimmsten Bedingungen Kleidung für die westliche Welt herstellen. Und kündigen können sie nicht wirklich, schließlich müssen die meisten nicht nur sich selbst über die Runden bringen.


    In gewissem Sinne stimme ich dir auch da zu. Dennoch ist der entscheidende Unterschied die Freiheit. Die Fesseln, die in heutiger Zeit Menschen von einem selbstbestimmten Leben fern halten, ist in meinen Augen eine unerreichbare Bildung. Und natürlich gibt es viele Teile der Erde, in der es schlichtweg kaum Bildungsangebote gibt oder nur wenigen Menschen vorbehalten bleiben. Ohne Bildung ist keine Freiheit und keine Wahl der Arbeitsstelle möglich.



    Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Das war einer der Kapitel, die mir in diesem Abschnitt wirklich gut gefallen haben. Ich bin wieder voll drin in der Geschichte, allerdings überfliege ich doch die meisten langatmigen Beschreibungen. So fällt es mir leichter dran zu bleiben. Denn ansonsten finde ich das Buch sehr interessant.


    Ich sehe, du willst schnell mit mir "Cox" lesen. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin