Chimamanda Ngozi Adichie: Mehr Feminsmus! Ein Manifest und vier Stories

  • Chimamanda Ngozi Adichie: Mehr Feminsmus! Ein Manifest und vier Stories
    FISCHER Taschenbuch 2016. 112 Seiten
    ISBN-13: 978-3596036769. 8€


    Verlagstext
    Mehr Feminismus! Der legendäre TED-Talk und vier neue Stories von Chimamanda Ngozi Adichie
    Die junge Bestsellerautorin Chimamanda Ngozi Adichie machte mit ihrem TED-Talk ›We Should All Be Feminists‹ (dt.: ›Mehr Feminismus!‹) Furore. Popsängerin Beyoncé Knowles sampelte einige Passagen daraus in ihrem Song ›Flawless‹. Mehr als 1,5 Millionen User sahen ihn im Netz, hier liegt er nun zum Nachlesen vor; gemeinsam mit vier neuen Stories, die Adichie einmal mehr als Erzählerin von Weltrang zeigen.
    Mit ihren Geschichten gelingt ihr, was nur große Literatur vermag: Minutiös legt sie das Innerste ihrer Figuren bloß und enthüllt damit Wahrheiten unserer Gesellschaft, die so offenkundig sind, dass wir sie kaum jemals durchschauen. Adichie erzählt davon, wie man Rollenerwartungen erlernt, und davon, wie man lernt, sie zu brechen. Sie erzählt von Schuld, Scham und Sexualität, von Feminismus, Liebe und Heimat. Über all ihren Geschichten liegt der helle Schimmer einer besseren, einer toleranteren Welt. Adichie ist eine hellwache Beobachterin unserer Zeit und ihre Stories sind eine literarische Offenbarung.


    Die Autorin
    Chimamanda Ngozi Adichie ist eine der großen jungen Stimmen der Weltliteratur. Ihr Roman „Blauer Hibiskus“ war für den Booker-Preis nominiert, „Die Hälfte der Sonne“ erhielt den Orange Prize for Fiction 2007. Insgesamt wurde ihr Werk in 37 Sprachen übertragen und sie steht auf der renommierten Liste der „20 besten Schriftsteller unter 40“ des „New Yorker“. Für „Americanah“, von der „New York Times“ zu einem der fünf besten Romane von 2013 gewählt, erhielt sie den Heartland Prize for Fiction und den National Book Critics Circle Award. Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren und lebt heute in Lagos und in den USA.


    Inhalt
    „We should all be Feminists” – so lautete Chimamanda Ngozi Adichies bekanntes Impulsreferat (Hochgeladen auf TEDxEuston am 12. 4. 2013). Sie berichtet darin vom vorwurfsvollen Einwurf eines Jugendfreundes als sie selbst 14 Jahre alt war, sie sei wohl Feministin – und dieser Einwurf klang, als wäre ihre Haltung illegal. Später folgte die Kritik an der Autorin, ihr Roman „Blauer Hibiskus“ sei feministisch, dieses Mal mit dem Unterton, Nigerianerinnen dürften keine Romane schreiben, in denen männliche Figuren schlecht wegkommen, noch später Feminismus sei unafrikanisch. Adichies Schreiben und Wirken lässt sich perfekt mit der Definition umfassen, dass sie Dinge flink wahrnimmt und scharfzüngig formuliert, die für sie offensichtlich sind, die anderen dennoch ausführlich erklärt werden müssen, weil sie sie nicht wahrnehmen können oder wollen. Dieser Text endet mit der treffenden Frage, welche Art von Söhnen afrikanische Frauen erziehen und welche Geschlechterrollen sie damit an die nächste Generation weitergeben.


    Vier Erzählungen, von denen drei bisher unveröffentlicht waren, befassen sich - natürlich - mit der Rolle afrikanischer Frauen. Eine elfjährige Ich-Erzählerin stellt die widersprüchlichen Signale ihrer geliebten Tante fest, die (selbst erfolgreiche Ärztin) darauf dringt, die begabte Nichte solle unbedingt für ihre finanzielle Unabhängigkeit sorgen, die Tante selbst definiert sich zuhause jedoch über die klassische Hausfrauenrolle. Eine junge Studentin muss bei einer Reise nach London feststellen, dass in England - fern von der Kontrolle des Familienclans - die Klassenschranken zwischen Nigerianern zwar aufgehoben zu sein scheinen, nicht jedoch die speziellen Grenzen zwischen afrikanischen Männern und afrikanischen Frauen. Der einzige männliche Erzähler beschreibt das Verhältnis zum Hausboy der Familie, der eine Zeit lang sein bester Freund ist, bis er selbst die Beziehung durch eine Lüge zerstört. Die Erzählerin der letzten Geschichte erlebt in den USA eine umgekehrte Assimilation als ihre Freundin sich den Höflichkeitsnormen der nigerianischen Mutter des Mädchens anpasst. Sie selbst muss sich mit unverändert traditionellen Keuschheitsvorstellungen ihrer Mutter abfinden - die sich von amerikanischen Normen in der Grausamkeit der Konsequenzen unterscheiden.


    Fazit
    Adichies Erzählungen nehmen sehr direkt die mehrfache Diskriminierung afrikanischer Frauen aufs Korn, als Töchter traditionsbewusster Mütter, die auch im westlichen Ausland ihre Töchter zwingen, sich als Frauen vorauseilend klein zu machen.


    8 von 10 Punkten