Blacks und Dystopie-Covers

  • Aus Neugier habe ich mich sowohl bei amazon.com wie bei amazon.de durch die Dystopie-Covers von Jugend/young adult Büchern geklickt, also durch die ersten 15 Seiten.
    Diese Covers haben oft ein hübsches Frauengesicht oder eine hübsche Frauengestalt drauf.


    Bei de habe ich kein einziges Buch mit einer dunkelhäutigen Frau/Mädchen gefunden und bei com war eines dabei (darüber bin ich auch noch über zwei andere Autoren mit Blacks auf den Covers und Science Fiction Genre gestoßen).



    Unter meinen Funden waren die Autorinnen


    Karen Sandler
    Nnedi Okorafor
    Mia Mints
    Octavia E. Butler


    Männliche US Autoren habe ich keine entdeckt.
    Deutsche (weiblich und männlich) bei amazon.de auch nicht.


    Woran liegt das? In zukünftigen Welten müssten von der Menschheit doch noch alle Varianten vorhanden sein, vor allem wenn diese Stories in den USA (oder was davon übrig ist) spielen oder die Welt so schrumpft, dass Entfernungen egal sind.


    Sind dunkelhäutige Frauen auf Covers ein Grund für Kundinnen, NICHT zu einem Dystopie-Roman zu greifen?


    Vermeiden es die allermeisten, Autoren dieses Genres deshalb, eine dunkelhäutige als Hauptfigur (ich meine jetzt nicht den Sidekick, der aus politischer Korrektheit ab und zu eingebaut wird) aufzubauen, um überhaupt verkäuflich zu sein?


    Oder gibt es viel mehr und ich habe sie nur nicht gefunden?


    Was denkt ihr? Würdem die Dystopie Leserinnen und Leser hier ein Buch liegen lassen, wenn die weibliche Hauptfigur auf dem Cover afrikanische Wurzeln hätte?

  • Interessante Beobachtung.


    Das Nadelöhr sind ja nicht allein die Leser/innen, sondern der Buchhandel muss überhaupt erst ordern, damit ein Titel wirklich auf den Markt gebracht wird.


    Generell finde ich die Cover bei Dystopien und paranormal Irgendwas oft einförmig und schließe daraus, dass der Zielgruppe nicht zu viel zugemutet werden soll. Keine Abweichung im Männer- und Frauenbild, keine Abweichung in der Hautfarbe. Ach guck, ein Chinese oder ach guck, ein Schwarzer auf dem Cover wird dem Publikum offenbar nicht zugemutet.


    Vielleicht hat es sogar Kundenbefragungen gegeben, welche Abbildungen gerade noch toleriert werden, wie es sie beim Gewaltanteil in Young Adult Büchern ja bereits gegeben hat.

  • Als Möchtegern-Autorin habe ich mich ein wenig mit dem Thema befasst, die Erfahrungen von Autor/innen aus Minderheiten:


    - Bücher mit einer POC (People/Person of Color) als Protagonist werden häufig als eigenes Genre angesehen, viele Verlage denken, ein Buch mit einem farbigen Hauptcharakter deckt alles ab.
    Somit wäre YA mit schwarzem Mädchen als Prota nicht mehr YA sondern "Schwarze Lektüre" und dann im Bücherregal neben dem Vampier-Sex Gedöns und dem blutigen Thriller mit ebenfalls schwarzen Protas angesiedelt, weil die Hauptsache ist ja die Hautfarbe der Charaktere und nicht das Genre :pille
    Gerne gefolgt von: "Sehr ihr, verkauft sich ja gar nicht!" Ja, wie auch, wenn es nicht entsprechend vermarktet wird. :schlaeger


    - Das eine Buch kommt dann gerne noch von einer weißen Autorin, die alle Stereotypen bedient, schließlich ist das Verlagspersonal auch weiß und fühlt sich bei Büchern von farbigen Autoren für farbige Leser häufig schlicht nicht angesprochen. Versteh ich nicht, verleg ich nicht.


    - Wenn es ein Buch mit einem POC Hauptcharakter doch bis zur Veröffentlichung geschafft hat, packen die Verlage trotzdem gerne ein weißes Gesicht auf's Cover.


    - Dann ist man wohl auch gerade in Amerika gerne der Meinung, die weiße Leserschaft wäre doch gar nicht in der Lage, sich mit einem farbigen Protagonisten zu identifizieren... :pille


    - Ein Buch mit einem Hauptcharacter aus einer Minderheit muss über die Probleme besagter Minderheit sein. Wie, ein schwarzes Mädchen, (füge alternative andere Hautfarbe, Trans oder Homosexuell ein) rettet die Welt vor Aliens? Voll unrealistisch!


    So die grobe Zusammenfassung.


    Als weiße, cis, hetero Autorin kommt dann noch dazu, das es wirklich schwierig ist einen glaubwürdigen Character aus einer Minderheit zu schreiben, ohne in Stereotypen zu verfallen, die man verinnerlicht hat, weil eben die meisten Medien von anderen weißen, cis, hetero Autoren stammen.
    Das erfordert ein hohes Mass an Recherche, Fingerspitzengefühl und Empathie.

  • Ziemlich genau 5 Jahre später:

    Es scheint sich etwas getan zu haben - gleichwohl die Mehrzahl der Bücher immer noch hellhäutige Menschen zeigt. Aber immerhin.


    ASIN/ISBN: 3864258731
         
    ASIN/ISBN: 3959816537
         
    ASIN/ISBN: 3959814933
         
    ASIN/ISBN: 3959811861


    ASIN/ISBN: 3743204088
         
    ASIN/ISBN: 3743204444
         
    ASIN/ISBN: 3743204452