God´s Country - Percival Everett

  • Unionsverlag


    Kurzbeschreibung:
    Jock Marder, Spieler, Trinker, Betrüger und Möchtegern-Frauenheld, will seine Frau zurück und den Tod seines Hundes rächen. Dafür braucht er die Hilfe des Fährtenlesers Bubba. Marders Problem: Bubba ist schwarz. Das passt ihm gar nicht, aber er hat keine andere Wahl. So beginnt ein Westernabenteuer quer durch den amerikanischen Süden des 19. Jahrhunderts.


    Everett verwickelt das ungleiche Paar in einen Reigen skurriler Szenen, in denen sich Satire und Tragik meisterhaft ergänzen. Als einzige Lichtgestalt erscheint Bubba, der gesellschaftlich Geächtete – ein Held, der in der gesetzlosen Gesellschaft kein Held ist, weil er qua Hautfarbe keiner sein kann.


    Über den Autor
    Percival Everett, 1956 in Fort Gordon (Georgia, USA) geboren, ist Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat u. a. ein Kinderbuch, Kurzgeschichten, Nacherzählungen der griechischen Mythen über Medea und Dionysos sowie ein philosophisches Traktat aus der Sicht einer Vierjährigen geschrieben. Everett erhielt zahlreiche Preise, darunter den PEN USA Literary Award 2006 und den Literature Award der American Academy of Arts and Letters.


    Mein Eindruck:
    Ein origineller, unterhaltender Roman, über eine raue Zeit im Westen.
    Der alltägliche Rassismus wird thematisiert, aber nicht "entlarvt", wie die Werbeslogans zum Roman nahelegen.
    Einige typische Versatzstücke des historischen Westens werden verwendet, es gibt auch Zusammentreffen mit historischen Personen, wie z.B. General Custer.


    Banditen haben Jock Marders Ranch niedergebrannt, seine Frau entführt und seinen Hund getötet. Besonders letzteres ist unfein.
    Jock macht sich auf die Suche, zusammen mit dem Fährtensucher Bubba, der schwarz, aber selbstbewsusst ist. Bubba ist sich dem Rassismus bewusst ud tritt ihm entgegen.
    Mit dabei ist auch noch ein Junge, Jake, der sich schließlcih als Mädchen herausstellt, deren Eltern von den banditen getötet wurden.


    Stilistisch ist die Sprache rau, teilweise Dialekt.
    Es erinnert mich ein wenig an Joe R.Lansdale.


    Nicht gleich ein Meisterwerk, aber ein gutes Buch, eine negative Hommage an den Wilden Westen.

  • Sie haben seine Ranch niedergebrannt: "Hey, man... Is ja echt ein Scheißtag für Dich, da machste nix dran...."
    Sie haben seine Frau entführt: "Och Mensch, ja, das ist echt schade....


    Und sie haben seinen Hund getötet:" DEINEN HUND? GEH LOS UND TÖTE SIE ALLE!"


    Jeah, das Wertesystem im Wilden Westen ist irgendwie... anders. Aus Rache und weil ihm sein holdes Weib doch irgendwie fehlt macht sich Jock auf, um begangenes Unrecht zu rächen (SEIN HUND! Es muß doch Grenzen geben!) und vielleicht die Frau wiederzukriegen.
    Seine einzige Chance ist der Spurenleser Bubba, der Beste seines Fachs. Ok, er ist schwarz, was Jock so garnicht behagt, aber so einer steht auf der sozialen Leiter gaaanz weit unten, also wird das schon irgendwie gehen.


    Jock ist ein Arschloch!


    Als ihn einige Finsterlinge bis zum Hals eingraben und zum sterben zurücklassen schafft er es tatsächlich jedem, inklusive Juden und Indianer, dermaßen ans Bein zu pissen das sich diese das mit dem Retten und so nochmal überlegen...


    Beim lesen entsteht der Eindruck man hätte es hier mit einer Komödie zu tun, die gängige Westernklischees mehr oder weniger derb auf die Schippe nimmt. (Custer als Transe - das hat nicht mal Joe gebracht!)


    Erst der letzte Absatz offenbart was für eine Art Buch wir hier haben: Eine bitterböse Tragödie!





    ...Noch einige Gedanken, die ich hier einfügen möchte:


    Es wird also erst im Rückschluß deutlich, welches Ziel der Autor - zumindest meiner Deutung nach - verfolgte. Gleichzeitig hindert die Schilderung einiger vollkommen abstruser Ereignisse (Custer!), die mit dem Anliegen des Autors nichts zu tun haben, den Leser daran, den Rest des Textes auf einen tieferen Sinn hin zu untersuchen.


    So gekonnt also der Schluß dieses Buch komplett auf den Kopf stellt, so sehr verfehlt der Autor das herausarbeiten seiner eigentlichen "Botschaft" (ein blödes Wort - leider fällt mir kein Besseres ein) Er setzt quasi voraus das der Leser an der absurden Komik vorbeischaut - doch warum sollte er das tun, bekommt er doch eine viele gängige Wildwestklischees entlarvende Komödie.


    Ich halte dieses Buch durchaus für lesenswert, und sei es nur zur Belustigung.


    Der Rest ist eh meine Interpretation.

    Lieber barfuß als ohne Buch! :lesend

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bodo ()