Dania Dicken - Am Abgrund seiner Seele

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Die Einwohner des beschaulichen Norwich leben in Angst: Seit Wochen werden Studentinnen auf dem Campus ihrer Uni überfallen und vergewaltigt. Als eines Tages die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, die eindeutig die gleichen Verletzungen wie die bisherigen Vergewaltigungsopfer aufweist, ist klar: Der Täter schreckt vor nichts mehr zurück.
    Die Polizei tappt völlig im Dunkeln, um wen es sich bei dem Mann handeln könnte, bis die Psychologiestudentin Andrea Jahnke ihn bei einer Vergewaltigung stört. Und sich damit selbst in seine Schusslinie bringt...


    Autorin (Quelle: amazon)
    Dania Dicken, Jahrgang 1985, schreibt seit der Kindheit. Die in Krefeld lebende Autorin hat in Duisburg Psychologie und Informatik studiert und als Online-Redakteurin gearbeitet. Mit den Grundlagen aus dem Psychologiestudium setzte sie ein langgehegtes Vorhaben in die Tat um und schreibt seitdem Psychothriller mit Profiling als zentralem Thema. 2014 hat sie ihre ersten Psychothriller und Fantasyromane im Selfpublishing veröffentlicht; ab Herbst 2016 erscheint die Profiler-Reihe bei Bastei Lübbe. Aktuelle Informationen: blog-und-stift.de


    Allgemeines
    Erscheinungstermin: 3.Oktober 2016 bei beTHRILLED by Bastei Entertainment
    E-Book 2314 KB, entsprechend 322 Seiten
    Kapitel mit Ort- und Zeitangaben überschrieben
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Andrea Jahnke
    Handlungsort und -zeit: Norwich/ England, ein Herbst und Winter in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    Die deutsche Protagonistin Andrea Jahnke ist, nachdem sie bei einem Unfall ihre Familie verloren hat, nach England gegangen, um in Norwich Psychologie zu studieren. In Norwich geht ein Vergewaltiger um, der „Campus Rapist“ genannt wird, weil er auf dem Grundstück der Universität sein Unwesen treibt und sich gezielt dunkelblonde Studentinnen als Opfer aussucht. Eines Abends hört Andrea die Hilferufe einer jungen Frau. Mutig schreitet sie ein, es gelingt ihr, den Täter, der gerade eine Studentin überfallen hat, zu vertreiben, er kann allerdings unerkannt entkommen.
    Nach diesem Vorfall eskalieren die weiteren Taten des Vergewaltigers, der sich jetzt nicht mehr mit „Vergewaltigung in freier Wildbahn“ zufriedengibt, sondern alle vier Wochen eine Studentin entführt, an einem unbekannten Ort über mehrere Tage sadistisch malträtiert und anschließend tötet, um sie dann in einem Sumpfgebiet zu entsorgen. Andrea, die Profilerin werden möchte, bemüht sich, der Polizei von Norwich zu helfen, indem sie ein Täterprofil erstellt, so gut ihr dies möglich ist. Die Polizei lädt darum Männer, die diesem Profil entsprechen könnten, zum Gentest ein, doch die bei den Verbrechen sichergestellte DNA ergibt keinen Treffer in der Kontrollgruppe.
    Durch ihr couragiertes Eingreifen hat Andrea den Hass des Campus Rapists auf sich gezogen, dieser hat sie zu seinem nächsten Opfer auserkoren. Ihr Freund Gregory, mit dem sie noch nicht lange zusammen ist, gibt sich alle Mühe, Andrea zu beschützen, aber die permanente Bedrohung und Ungewissheit belasten die junge Beziehung sehr…


    Beurteilung
    Der Roman weist ein durchgängig hohes Spannungsniveau auf. Die Kapitel sind relativ kurz und die Handlungen überschlagen sich, d.h. es kommt zu immer neuen Überfällen und Morden. Diese Struktur erhält das Interesse des Lesers aufrecht und macht es leicht, das Buch zügig zu lesen.
    Größtenteils wird aus der Perspektive von Andrea berichtet, dies ist in doppelter Hinsicht interessant: Erstens gewinnt der Leser Einblicke in die Arbeit von Profilern, zweitens gelingt es der Autorin, die Gefühlslage der Protagonistin detailliert herauszuarbeiten. Andrea schwankt zwischen hilfloser Wut angesichts der Verbrechen, denen die Polizei machtlos gegenübersteht, rationalen Erwägungen (intensive psychologische Studien) und schließlich – als sie selbst ins Fadenkreuz der Aufmerksamkeit geraten ist – panischer Angst. Sehr gut wird auch die Belastung der noch frischen Liebesbeziehung zu Gregory geschildert.
    Es sind jedoch auch Kapitel eingeschoben, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind. Ohne die Identität des Täters zu enthüllen, wird hier ein gewisser - aber nicht ausreichender – Einblick in dessen Psyche gegeben.
    An dieser Stelle seien sensible Leser ausdrücklich gewarnt: Die Taten des Vergewaltigers werden in ihrer Brutalität explizit geschildert, was nicht für jeden Leser gut (v)erträglich sein dürfte!
    Einige Verhaltensweisen sind in der geschilderten Vorgehensweise nicht glaubhaft und nicht nachvollziehbar, das soll wegen der Spoilergefahr an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden.
    Der Erzählstil ist flüssig, aber ziemlich einfach gehalten und durch gewisse Wiederholungen geprägt, ständig wird „gegrinst“, was im betreffenden Zusammenhang oft unpassend erscheint, und bei jeder Gelegenheit „wird es [Andrea] heiß“. Im Ausdruck besteht also noch Verbesserungsbedarf.


    Fazit
    Spannender Thriller, thematisch interessant, aber mit gewissen sprachlichen Schwächen. Für sehr sensible Leser weniger geeignet!
    6 Punkte

  • Die 23jährige Deutsche Andrea Jahnke studiert im siebten Semester Psychologie an genau dem College in Norwich, an der University of East Anglia, wo seit kurzem ein Serien-Vergewaltiger sein Unwesen treibt. Sie macht ein Praktikum bei der Polizei, in der Abteilung für Cold Cases – sie spezialisiert sich auf Verhaltenspsychologie und will Profilerin werden. Noch ist das Theorie. Als sie abends auf ihren Freund wartet, wird sie auf Geräusche aufmerksam – und kann den maskierten „Campus Rapist“ bei der brutalen Vergewaltigung der Studentin Caroline stören und verscheuchen.


    Studentin Andrea hat den Drang, zu helfen, besonders der verstörten Caroline – dank ihrer bereits bestehenden Kontakte zur Polizei kann sie ihre Versuche des Profiling auch den Ermittlern zur Verfügung stellen. Hier liegt eine der besonderen Stärken des Buches: der Leser kann genau mitverfolgen, wie das funktioniert. Was in der genannten Serie „Criminal Minds“ oft sehr leicht aussieht, wird von Autorin Dicken im Verlaufe des Buches anschaulich erklärt: die Suche nach Zeichen, deren Entschlüsselung, nach Indizien. Der Vergleich mit Statistiken. Das geschieht nicht als trockene „Fakten-Schlacht“: Andrea, selbst Anfängerin, muss noch viel nachlesen; wir folgen ihr quasi abschnittweise bei ihren Erkenntnissen, ihren Erläuterungen.


    Das Buch zeigt auch, wie schwierig Profiling ist – nicht nur für den Profiler; auch dessen privates Umfeld muss diese Beschäftigung mit dem abgrundtief Bösen mittragen, mit ertragen können. Da Andrea noch nicht lange mit Greg zusammen ist, stellt sich ihm das schon als Herausforderung dar. Dann wird klar, dass auch Andrea in den Fokus des Täters geraten ist – er hat neue perfide Pläne. Und Greg wird sich einer heftigen Bewährungsprobe gegenüber sehen… und dann gibt es ein neues Opfer aus dem nächsten Umkreis. Unbarmherzig drückt die Autorin da auf’s Gas.


    Warnung für entsprechend empfindsame Leser: Die Schilderung der Taten selbst ist detailliert, wenn auch nicht voyeuristisch – Dania Dicken lässt den Leser nicht im Unklaren darüber, wie GENAU es dem Täter um Dominanz geht, um Demütigung, um Kontrolle. Er geht planvoll vor, nimmt den Frauen ihre Selbstbestimmung, greift ihre Identität an. Sie lässt uns teilhaben, wie er sich steigert, „mehr“ benötigt. Die Perspektive wechselt zwischen Andrea, dem Täter und den Frauen in seiner Gewalt. Das hier ist ein ECHTER Psychothriller. Es gibt kaum „Erholung“ für den Leser, auch vom Tempo her nicht, außer in einigen der Kapitel mit Andrea und ihrem neuen Freund Greg - es geht um einen Serienvergewaltiger und Folterer - und die Autorin ist wirklich explizit. Sie weiß, wovon sie schreibt, sie hat Psychologie studiert. Manche Romane zum Thema Sexualsadist deuten mehr/nur an – bei Carla Norton wird z.B. mehr rückblickend geschrieben, mehr anhand der Auswirkungen. Bei Wendy Walker gibt es nur den Polizeibericht. Diese Bücher wirken auf mich eher im Nachhinein verstörend durch „Kopfkino“ – hingegen Dania Dicken setzt den Leser quasi „neben das Opfer“. Wer sich hier tatsächlich noch Fragen stellt wie „hätte diese Frau besser nicht allein unterwegs gewesen sein sollen“,...

  • In der englischen Stadt Norwich treibt ein Serienvergewaltiger (Campus Rapist) sein Unwesen. Der Täter hat es auf junge Studentinnen die dunkelblond sind abgesehen. Andrea Jahnke die auf der Universität in Norwich Psychologie studiert und später Fallanalytikerin zu werden, eilt der betroffenen Caroline zu Hilfe und kann den Täter in die Flucht schlagen. Da Andrea zur Zeit ein Praktikum bei der Polizei macht, will sie Sergeant Christopher Mc Kenzie und seinem Team behilflich sein und erstellt ein Täterprofil. Leider ist ihr Freund Gregory nicht gerade begeistert davon, sieht er doch wie Andrea diese ganze Aufgabe immer mehr zur Belastung wird. Das Opfer Caroline ist jedoch Andreas unendlich dankbar und die beiden freunden sich sogar an. Weil Andrea nicht in das Schema des Täters passt, macht sie sich auch keine Gedanken das sich dieser an ihr rächt. Allerdings vier Wochen später wird eine Studentin entführt und Tage darauf tot aufgefunden. Alles deutet auf den Campus Rapist hin, lediglich getötet hat er bisher noch nie. Andrea macht sich Vorwürfe ob ihr Eingreifen von damals Schuld ist, das der Täter immer brutaler wird. Was sie nicht weiß, der Täter hat es auch auf sie abgesehen. Kann die Polizei und Greg das verhindern und wird Andrea´s Profilerstellung den Täter rechtzeitig entlarven?


    Meine Meinung:
    Dania Dicken´s spannende erster Teil der Thriller-Reihe um Andrea Jahnke beginnt mit dieser Geschichte. Man lernt die sympathische Studentin Andrea und ihren Freund Gregory in dieser Folge näher kennen, mit ihrem Alltag, Familie, ihren Ängsten und Sorgen. Da Andrea ihre Familie auf sehr tragische Weise verloren hat, hat sie Deutschland verlassen um in England ein neues Leben zu beginnen. Hier studiert sie Psychologie um später in der Fallanalyse als Profilerin zu arbeiten. Die Geschichte ist größtenteils fesselnd geschrieben zum einen aus der Sicht des Täters, dem gegenüber Andrea´s und ihrem Umfeld. Wobei die Tatbeschreibungen des Täters nicht gerade harmlos sind, Leser mit schwachen Nerven werden da teilweise schwer schlucken müssen. Sehr informativ wiederum war das Ermitteln des Täterprofils. Lediglich die vielen Emotionen und auch teils Wiederholungen im letzten Drittel des Buches haben dazu geführt das ich nur 8 Eulen diesem Buch gebe. Ansonsten guter erster Band, der sicher noch ausbaufähiger ist und einem Lust auf die nächsten Folgen macht. Das Cover wirkt zwar etwas düster und geheimnisvoll, hat aber meiner Ansicht nach nicht so sehr viel mit dem Roman zu tun.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."