Die Vermissten - Caroline Eriksson

  • Originaltitel: De Försvunna (2015)
    Penguin Verlag 2016, 270 Seiten



    Über den Inhalt:
    Das grünschwarze Wasser leuchtet geheimnisvoll in der untergehenden Sommersonne. Der Abend könnte nicht schöner sein, als Greta, Alex und Tochter Smilla mit dem Boot zur kleinen Insel in der Mitte des Sees fahren. Greta bleibt am Ufer, während die anderen beiden neugierig auf Entdeckungstour gehen. Aber sie kommen nicht mehr zurück. Beunruhigt macht sich Greta auf die Suche – doch von Alex und Smilla fehlt jede Spur … In ihrer wachsenden Verzweiflung wendet sie sich an die Polizei. Schnell wird klar, dass Gretas eigene Geschichte ebenso große Rätsel aufwirft wie das Verschwinden ihrer Lieben. Und die Frage: Hat sie etwas damit zu tun?


    Über die Autorin:
    Caroline Eriksson, 1976 geboren, hat Sozialpsychologie studiert und als Personalberaterin gearbeitet. Der Thriller "Die Vermissten" hat ihr den internationalen Durchbruch eingebracht. Er erscheint weltweit in über 25 Ländern und wurde in Schweden zum Überraschungsbestseller des Jahres. Caroline Eriksson lebt mit ihrer Familie in Stockholm.


    Meine Meinung:
    Während eines Bootsausflugs legen Greta, Alex und Tochter Smilla an einer kleinen Insel an. Alex und Smilla gehen an Land und verschwinden spurlos. Greta macht sich auf die Suche nach ihnen. Und mehr kann ich zum Inhalt nicht sagen, ohne etwas zu verraten, was die gesamte Spannung nehmen würde. Wobei, Spannung?


    Das Buch ist komplett in der Ich-Form geschrieben, teilweise im Präsens, teilweise in Kursivschrift, teilweise in Rückblenden in Gretas Vergangenheit. Die Geschichte beginnt zunächst vielversprechend. Aus einem idyllischen Familienausflug scheint eine Tragödie geworden zu sein. Doch schnell wird die Geschichte zunehmend verwirrend. Denn was ist real und was Phantasie?
    Greta hat eine sichtlich gestörte Persönlichkeit, und da sich der Großteil der Geschichte in ihrer Gedankenwelt abspielt, gibt es fast bis zum Ende kaum Handlung in dem Roman. Daran ändert auch der Nebenstrang mit einer merkwürdigen Clique Jugendlicher nichts, der nicht für Spannung, sondern nur für schnelles Weiterblättern sorgt.

    Arrrggh, ein würdiger Nachfolger von „Gone Girl“? Hätte ich diesen Werbespruch zum Buch eher entdeckt, hätte ich gleich die Finger davon gelassen. Schon „Gone Girl“ hatte mir nicht gefallen, ich halte es für maßlos überschätzt und denke, dass es seinen Erfolg der groß angelegten Werbekampagne verdankt.
    Ein gut gemachtes Verwirrspiel hat seinen Reiz, aber wenn die Verwirrung nur dazu dient, den Leser in die Irre zu treiben und völlig sinnfrei ist, es zudem so gut wie keine Handlung gibt, dann geht der Lesespass verloren. Zum Glück hat „Die Vermissten“ nur 270 Seiten, ist also schnell gelesen und keine große Zeitverschwendung. Des Spekulierens sehr schnell überdrüssig gewordem, habe ich auch nur bis zum Ende durchgehalten, weil ich wissen wollte, ob ich mit meinen Vermutungen richtig lag.

  • Ein gemeinsamer Urlaub an einem idyllisch gelegenen See.
    Einem einsamen See … Einem unheimlichen See …
    So erzählen Schauermärchen von Bösartigkeit, vergossenem Blut und verschwundenen Menschen.
    Vermissten wie Alex und Smilla, die vierjährige Tochter. Die Suche, sämtliche Rufe – zwecklos!
    Die unbarmherzige Vegetation lässt keinerlei Spuren erkennen. Stille. Dunkelheit.
    Der Ausflug zur Insel inmitten des Maransees endet für Greta im Desaster.


    Der skandinavische Psychothriller umfasst dreiundvierzig Kapitel, überwiegend in erster Person Singular aus Sicht der weiblichen Hauptfigur Greta verfasst. Die Geschichte beginnt sehr verworren, trocken und grausam. Man kann sich gar nicht richtig erklären, was vorgefallen ist, ganz abgesehen vom Warum. Die Autorin führt ihre Leserschaft in die Irre, fast schon an der Nase herum. Und das kann sie richtig gut! Mit allerlei Andeutungen und Hinweisen auf finstere Sagen und zwielichtige Vorkommnisse, macht sich ob des Verschwindens von Alex und Smilla eine gewisse Beklemmung breit. Kann sich Greta nicht erinnern? Will sie sich nicht erinnern? Sie reagiert entgegen jeder Vernunft. Was ist überhaupt mit ihr los? Es wird deutlich, dass auch sie Geheimnisse mit sich herumträgt. Und permanent fragt man sich, inwiefern sie überhaupt zurechnungsfähig ist. Der Grat zwischen Einbildung und Wirklichkeit scheint schmal. Dennoch ist der Leser auf die Hauptfigur, ihr Denken und Handeln, angewiesen, um die Hintergründe der Ereignisse überhaupt greifen zu können. DIE VERMISSTEN scheinen vom Erdboden verschwunden, doch wo sind sie hin? Leben sie noch? Sind sie tot? Hat vielleicht sogar Greta sie auf dem Gewissen? Die Spannung steigt ins Unermessliche! Rückblicke in die Vergangenheit irritieren obendrein. Nur langsam formt sich ein Bild rund um die Protagonistin und ihre Situation wird nachvollziehbar. CAROLINE ERIKSSON offenbart Einblicke in Gretas Seele. Menschliche Abgründe tun sich auf. Nach vielen Schreckensmomenten löst sie den dicht gewebten Knoten schließlich auf. Diverse Handlungsstränge greifen ineinander und plötzlich ergibt alles einen Sinn. Und wer hätte mit dieser überraschenden Auflösung gerechnet?


    DIE VERMISSTEN von CAROLINE ERIKSSON wurde mir von einer fast schon seelenverwandten Bloggerfreundin empfohlen. Unsere Ansprüche an Thriller und Horrorbücher sind derart ähnlich, dass ihr Tipp auch dieses Mal ein Volltreffer ist. Und so komme auch ich zu dem Fazit:


    Ein ruhiger, dennoch mitreißender Psychothriller. Eine Autorin, die ihr Metier versteht. Meine ausdrückliche Empfehlung für haarsträubende Spannung auf höchstem Niveau!