978 3943708226 (bei Amazon nicht bekannt)
MärkischerVerlag, 2016
Kurzbeschreibung:
28 Gedichte
Auswahl Matthias Biskupek (*1950)
Über den Autor:
Valentin Ludwig Fey wurde am 4. Juni 1882 in München-Au geboren, wuchs wegen des Todes einer Schwester und zweier Brüder in seinem Geburtsjahr wohlbehütet auf. 1888–1895 Volksschule, die er als »Zuchthaus« ablehnt; Schreiner- und Tischlerlehre, Arbeit bis 1901. Erste öffentliche Auftritte als »Vereinshumorist«. 1902 Gastspiel im Nürnberger ›Zeughaus‹ als Karl Valentin. Von 1924 bis 1938 Gastspiele in Berlin. Nach dem Tod des Vaters und Bankrott seiner Spedition Umzug nach Zittau. 2 uneheliche Töchter mit Gisela Royes, die er 1911 heiratet. 1908 Rückkehr nach München; erfolglose Tournee durch verschiedene Städte. Valentin entwickelt seine groteske Körpersprache und die sprachspielerische Selbstironie.
1911 traf er Elisabeth Wellano, die als ›Liesl Karlstadt‹ seine Bühnenpartnerin wird. 40 Kurzfilme im eigenen Filmstudio. Im Krieg wegen seiner Asthmakrankheit freigestellt. Zusammenarbeit mit Brecht und Engel; Auslandsauftritte in Zürich und Wien
Von Valentins „Sprachakrobatik“ waren auch Alfred Kerr und Kurt Tucholsky, der ihn als „Linksdenker“ bezeichnete, begeistert. Die versuchte Sebstständigkeit eines Theaters (1931) und Panoptikum (1934) scheitern; der Bankrott raubt seine und Karlstadts Finanzen. Die Nazi-Zeit überstand Valentin wegen seiner Geldnot mit unpolitischen Texten für Zeitungen. 1941 bis 1947 Dialoge und Gedichte, 1947/48 erfolglose Auftritte. Rosenmontag, 9. Februar 1948, starb Valentin an einer Lungenentzündung in Planegg bei München.
Mein Eindruck:
Dieser Band widmet sich Karl Valentin, in einer Auswahl des Schriftstellers und Literaturkritikers Matthias Biskupek, die ich sehr gelungen finde.
Ein Schwerpunkt liegt auf Anti-Kriegs- und Nachkriegsgedichten, die nicht selten ebenso bitter wie sarkastisch sind. Es war schon krass, was Karl Valentin formulierte und er stellte der Menschheit kein besonders gutes Zeugnis aus.
„Der Mensch is guad, nur die Leit´san schlecht!“
Ich liebe die Einzeiler, auch wenn die meisten Gedichte hier lang sind.
Hier gleich noch ein kurzes:
„Des is wia jeda Wissenschaft: am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war.“
oder
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“
Viel ist im Dialekt gehalten, so dass man beim Lesen innerlich mitspricht. Viele Gedichte persiflieren bekannte Lieder. Das gibt einen Sprachrythmus vor.
Einiges ist derb, manches auch harmlos. Doch in der Summe sind die scherhaften Gedichte gelungen und auch schmerzhaft, weil sie offensichtlich zutreffend sind.